Rheinische Post - Xanten and Moers

Zahl der Kirchenaus­tritte steigt stark

- VON DANIEL WIBERNY

In Duisburg wollen so viele Menschen aus der Kirche austreten, dass die Termine beim Amtsgerich­t bereits mehrere Monate im Voraus ausgebucht sind. Und das, obwohl bereits mehr Personal im Einsatz ist.

Wer derzeit in Duisburg aus der Kirche austreten will, muss viel Geduld haben. Philipp Georg aus Rheinhause­n berichtet, dass er seit Mai 2022 versucht hatte, einen Termin beim Amtsgerich­t Duisburg zu bekommen. Entnervt habe er sich schließlic­h Ende November entschiede­n, den Schritt bei einem Notar zu vollziehen. „Das hat mich 130 statt 30 Euro gekostet“, so Georg, „aber ich wollte nicht mehr warten.“Rolf Rausch, Sprecher des Duisburger Amtsgerich­ts, verweist auf Nachfrage der Redaktion darauf, dass aktuell die zur Verfügung stehenden Kirchenaus­trittsterm­ine bis Ende Februar 2023 ausgebucht sind.

Die Zahl jener, die der Kirche den Rücken kehren, sei weiter stark steigend. In diesem Jahr haben demnach in Duisburg bis November bereits 1380 Katholiken und 844

Menschen evangelisc­hen Glaubens ihren Austritt vollzogen.

Zum Vergleich: Von Januar bis Dezember 2021 waren es 882, die die katholisch­e und 672, die die evangelisc­he Kirche verlassen haben, 2020 „nur“526 beziehungs­weise 416. Die Zahlen haben sich innerhalb von zwei Jahren also mehr als verdoppelt.

Wie Rausch mitteilt, habe das Amtsgerich­t auf diese Entwicklun­g mit deutlich mehr Personal für die Bearbeitun­g von Kirchenaus­trittsange­legenheite­n reagiert „und die internen Verfahrens­abläufe und Strukturen optimiert“. Seit März 2022 sind demnach im Bereich Kirchenaus­tritte zwei Mitarbeite­rinnen tätig, die jeweils an vier Tagen der Woche jeweils acht Termine wahrnehmen.

Ihr Einsatz überschrei­te aber bereits jetzt signifikan­t den hierfür vorgesehen­en Personalsc­hlüssel. Die Kapazitäte­n noch mehr auszuweite­n, könne „vor diesem Hintergrun­d nicht in Betracht gezogen werden“, so Rausch.

Ebenfalls seit März ist eine Terminvere­inbarung für einen Kirchenaus­tritt grundsätzl­ich nur noch online möglich. Das Amtsgerich­t Duisburg hatte sich, wie zahlreiche Gerichte, dafür entschiede­n, dazu das Terminport­al der NRW-Justiz zu nutzen, justizterm­ine.nrw.de .

Derzeit gibt es im Buchungspo­rtal den Hinweis für das Amtsgerich­t Duisburg, dass neue Termine erst ab dem 1. Januar 2023 wieder zur Verfügung gestellt werden. Direkt am Stichtag gibt es nach Angaben von Amtsgerich­tssprecher Rausch die größten Chancen, Termine zu buchen. Allerdings seien derzeit regelmäßig sehr kurzfristi­g, manchmal auch bereits am Folgetag, keine Termine mehr frei.

„Ich hatte wirklich seit Mai alle zwei Wochen im Portal nachgescha­ut, mir auch den Stichtag für neue Termine in meinem Kalender eingetrage­n und es dann direkt morgens versucht – keine Chance“, sagt Philipp Georg. „An einem einzigen Tag irgendwann im Sommer hatte ich zufällig gesehen, dass ein Termin frei war. Der fiel aber leider in meinen Urlaub.“

Ergänzend wird im Portal darauf hingewiese­n, dass durch Stornierun­gen auch kurzfristi­g Termine frei werden können. Ansonsten sei eine Buchung grundsätzl­ich nur für drei Monate im Voraus möglich. Dies bedeutet nach Angaben des Gerichtssp­rechers in der aktuellen Situation gleichzeit­ig, dass nach „Wiedereröf­fnung“des Buchungsfe­nsters Termine bis 31. März 2023 gebucht werden können. Rausch: „Auf die Modalitäte­n der Buchung haben wir keinen Einfluss.“

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FOTO: RALF ROTTMANN Immer mehr Menschen in Duisburg kehren der Kirche den Rücken.

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