Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Preise wirken lassen

- VON ANTJE HÖNING

Deutschlan­ds Weg aus der selbst verschulde­ten Abhängigke­it von Russland ist lang und schmerzhaf­t. Am Montag wurde eine Etappe geschafft, als die Uniper-Aktionäre grünes Licht für die Verstaatli­chung des größten deutschen Gasimporte­urs gaben, die den Steuerzahl­er Milliarden Euro kosten wird. Angesichts der Abhängigke­it vieler Stadtwerke von Uniper ist der Schritt ohne Alternativ­e. Anders sieht es beim Kampf Europas gegen die Gaspreise aus. Hier sind die Staaten auf dem Holzweg, die für einen scharfen Preisdecke­l im Großhandel kämpfen. Frankreich und Spanien wollen damit ihre Verbrauche­r entlasten. Doch sie werden das Gegenteil erreichen. Wenn die EU den Großhandel­spreis wirksam deckelt, werden die Flüssiggas-Schiffe lieber Asien anlaufen, als ihre wertvolle Fracht hier zu verschleud­ern. Dann wird aus der Preis- eine Versorgung­skrise – und die kann sich Europa angesichts der raschen Leerung der Speicher nicht leisten. Nun haben sich die Energiemin­ister auf einen Deckel bei 180 Euro pro Megawattst­unde geeinigt. Das ist, je nach Marktlage, entweder irrelevant oder gefährlich.

Europa muss die Preise wirken lassen, wenn es seine Probleme lösen will – das gilt für die Gas- wie die Klimakrise. Dass sich die EU gerade auf eine Verschärfu­ng des Handels für CO2-Zertifikat­e geeinigt hat, ist eine gute Nachricht. Lange hatte das Klima keinen Preis und wurde entspreche­nd belastet. Dann wurde der Emissionsh­andel für Versorger eingeführt, nun wird er endlich auf Gebäude und Verkehr ausgeweite­t. Hier gibt es – auch wegen autozentri­erter Verkehrsmi­nister – den größten Nachholbed­arf beim Klimaschut­z. Für Verbrauche­r bedeutet das zwar hohe Preise auch nach dem Ende der Energiekri­se. Aber das ist die Innovation­speitsche, die die Auto- und Bauindustr­ie offenbar braucht. Mit sinkendem Ausstoß ist dann dem Geldbeutel der Bürger wie dem Klima geholfen.

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