Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Preise wirken lassen
Deutschlands Weg aus der selbst verschuldeten Abhängigkeit von Russland ist lang und schmerzhaft. Am Montag wurde eine Etappe geschafft, als die Uniper-Aktionäre grünes Licht für die Verstaatlichung des größten deutschen Gasimporteurs gaben, die den Steuerzahler Milliarden Euro kosten wird. Angesichts der Abhängigkeit vieler Stadtwerke von Uniper ist der Schritt ohne Alternative. Anders sieht es beim Kampf Europas gegen die Gaspreise aus. Hier sind die Staaten auf dem Holzweg, die für einen scharfen Preisdeckel im Großhandel kämpfen. Frankreich und Spanien wollen damit ihre Verbraucher entlasten. Doch sie werden das Gegenteil erreichen. Wenn die EU den Großhandelspreis wirksam deckelt, werden die Flüssiggas-Schiffe lieber Asien anlaufen, als ihre wertvolle Fracht hier zu verschleudern. Dann wird aus der Preis- eine Versorgungskrise – und die kann sich Europa angesichts der raschen Leerung der Speicher nicht leisten. Nun haben sich die Energieminister auf einen Deckel bei 180 Euro pro Megawattstunde geeinigt. Das ist, je nach Marktlage, entweder irrelevant oder gefährlich.
Europa muss die Preise wirken lassen, wenn es seine Probleme lösen will – das gilt für die Gas- wie die Klimakrise. Dass sich die EU gerade auf eine Verschärfung des Handels für CO2-Zertifikate geeinigt hat, ist eine gute Nachricht. Lange hatte das Klima keinen Preis und wurde entsprechend belastet. Dann wurde der Emissionshandel für Versorger eingeführt, nun wird er endlich auf Gebäude und Verkehr ausgeweitet. Hier gibt es – auch wegen autozentrierter Verkehrsminister – den größten Nachholbedarf beim Klimaschutz. Für Verbraucher bedeutet das zwar hohe Preise auch nach dem Ende der Energiekrise. Aber das ist die Innovationspeitsche, die die Auto- und Bauindustrie offenbar braucht. Mit sinkendem Ausstoß ist dann dem Geldbeutel der Bürger wie dem Klima geholfen.