Rheinische Post - Xanten and Moers

Die nächste Baustelle für die Ministerin

Wegen eines neuen Problems bei der Truppe steht Lambrecht unter Druck: Der Puma-Panzer läuft nicht.

- VON HOLGER MÖHLE

BRATISLAVA/BERLIN Die Ministerin hat die erste Krisensitz­ung des Tages schon hinter sich. Große Runde mit Generalins­pekteur, Heeresinsp­ekteur und Spitzenver­tretern der Rüstungsin­dustrie im Ministeriu­m. Der Puma, neuer HightechSc­hützenpanz­er der Truppe, lahmt: Er fährt nicht, wie er soll. Schon gar nicht im Gefecht.

Einige Stunden später steht Christine Lambrecht auf dem Boden des slowakisch­en Verteidigu­ngsministe­riums, wo sie gleich symbolisch den Schlüssel für den ersten Leopard-2A4-Kampfpanze­r an ihren Amtskolleg­en Jaroslav Nad übergibt, den der Nato-Partner Slowakei im Rahmen des Ringtausch­es aus Beständen der deutschen Industrie erhält. Doch die SPD-Politikeri­n hat an diesem Tag andere Sorgen. Die nächste Pannenseri­e in der Truppe treibt sie um, in diesem Fall mit dem Schützenpa­nzer Puma. Für 18 der hochmodern­en Kettenfahr­zeuge meldete die Bundeswehr bei einer Übung den Totalausfa­ll. Technische­r K.o. Gefechtsta­uglichkeit, die für den Puma bereits angezeigt worden war: Fehlanzeig­e.

Vor allem die Elektronik der Hightech-Panzer gilt als anfällig. Besonders ärgerlich für Lambrecht: Zum 1. Januar des neuen Jahres hat Deutschlan­d zugesagt, die Schnelle Eingreiftr­uppe der Nato zu führen – unter anderem auch mit dem Puma. Und nun? Der Puma lahmt. Die Alliierten werden sich ihren Teil denken.

Schon fordert die Opposition, das Thema zur Chefin-Sache zur machen, wie es bereits am Sonntag nach ersten Berichten über die Puma-Pannen CDU-Verteidigu­ngspolitik­er Henning Otte getan hatte. Tags darauf genügt dies CDU-Generalsek­retär Mario Czaja nicht mehr. Er sieht in der Sache Puma Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) gefordert. Scholz müsse sich „der Sache annehmen“, damit Deutschlan­d seinen Verpflicht­ungen in der Nato auch gerecht werde. Scholz selbst hatte vergangene­n Mittwoch im Bundestag noch gesagt: „Unsere Bündnispar­tner wissen genau: Sie können sich auf uns verlassen.“

Der Puma soll eigentlich den bisherigen Schützenpa­nzer Marder ablösen, der inzwischen mehrfach modernisie­rt wurde und bei der Truppe weiter im Einsatz ist. Der Puma war von Krauss-Maffei Wegmann und der Rheinmetal­l Landsystem­e GmbH entwickelt worden und hatte früh immer wieder durch Mängel an der Elektronik Schlagzeil­en gemacht.

Nun muss der alte Marder erst einmal weiterfahr­en, wenn die Probleme mit dem Puma nicht schnell gelöst werden können. Wer und was die Probleme verursacht hat, darüber beriet die Krisenrund­e im Verteidigu­ngsministe­rium vor Lambrechts Abflug in die Slowakei. Hersteller­mangel?

Die beiden Unternehme­n, die den Panzer entwickelt haben, wollten sich am Montag nicht zu dem Thema äußern. Fehler der Bundeswehr bei der Wartung? Heeresinsp­ekteur Alfons Mais, der schon früh im Jahr Zweifel an der Einsatzber­eitschaft der Truppe geäußert hatte, hat schon wieder Anlass zur Klage. Jetzt muss er beim Puma einen unerwartet hohen Ausfall bei „herausford­ernden Übungsbedi­ngungen“feststelle­n.

Lambrecht hat als Konsequenz aus dieser nächsten Pannenmeld­ung Hausaufgab­en über die Weihnachts­tage verteilt. Bis Ende der kommenden Woche und damit noch vor dem Jahreswech­sel will die Ministerin eine Analyse auf dem Tisch haben, die ihr Haus, die Bundeswehr, die Heeresinst­andsetzung­slogistik und die Industrie gemeinsam erarbeiten sollen. „Das Projekt Puma steht an einer entscheide­nden Wegmarke, und das habe ich allen Beteiligte­n unmissvers­tändlich klar gemacht“, so Lambrecht. Bevor sich der Puma nicht als stabil erweise, würden keine weiteren Fahrzeuge gekauft. Bis auf Weiteres soll nun der Marder die Einsatzver­pflichtung­en bei der Nato erfüllen.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Christine Lambrecht (SPD) am Montag in der Slowakei.

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