Rheinische Post - Xanten and Moers

Chanukka-Fest auf Schloss Bellevue

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BERLIN (dpa) Neun Jahrzehnte nach der Flucht der Rabbinerfa­milie Posner aus Kiel vor den Nationalso­zialisten hat Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier mit den Nachfahren das Lichterfes­t Chanukka gefeiert. Dabei entzündete er mit dem Enkel Yehuda Mansbach Kerzen am Chanukka-Leuchter der Familie, der durch ein Foto internatio­nal bekannt geworden ist. „Es ehrt unser Land, dass Sie als Nachfahren von Holocaust-Überlebend­en die Mühe und auch den Schmerz auf sich genommen haben, zum ersten Mal nach der Shoah nach Deutschlan­d

zu kommen“, sagte Steinmeier: „Für eine solche Offenheit, für solche Gesten können wir gar nicht genug danken.“

Rahel Posner hatte den auf einer Fensterban­k in ihrer Kieler Wohnung stehenden Chanukka-Leuchter 1931 fotografie­rt. Draußen sieht man am Gebäude gegenüber, in dem die Kreisleitu­ng der NSDAP untergebra­cht war, die gehisste Hakenkreuz­flagge. Auf der Flucht nach Palästina nahm die Familie 1933 ihren Leuchter mit. Er steht heute als Dauerleihg­abe im Museum zur Zeitgeschi­chte des Holocausts in Yad Vashem

in Jerusalem. Auch das Foto ist dort ausgestell­t. Für die Chanukkafe­ier erhält die Familie den Leuchter jedes Jahr zurück.

Steinmeier nannte es ein Wunder, dass nach dem Menschheit­sverbreche­n der Shoah in Deutschlan­d wieder jüdisches Leben blühe. „Wir erleben das wunderbare Geschenk der Versöhnung“, sagte er laut vorab veröffentl­ichtem Redemanusk­ript. Das Foto zeige die unmittelba­r drohende Gefahr, den wachsenden Hass auf Juden. Es enthalte aber auch ein Signal der Widerstand­skraft und der Hoffnung.

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FOTO: DPA Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbende­r und Yehuda Mansbach zünden die Kerzen an.

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