Rheinische Post - Xanten and Moers

Hunderte Unfälle wegen Glatteis

- VON CLAUDIA HAUSER

Im Düsseldorf­er Stadtgebie­t wurden fünf Menschen verletzt, außerdem fiel in vielen Schulen der Unterricht aus. Die Städte und Kreise haben unterschie­dlich gewarnt, manche waren vorsichtig­er als andere.

DÜSSELDORF An Flughäfen wurden Verbindung­en gestrichen, Parks, Zoos und Weihnachts­märkte blieben vielerorts geschlosse­n – die Vorweihnac­htswoche begann mit Winterwett­er und Glatteis. Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) sprach zeitweise eine Unwetterwa­rnung für Teile aller Bundesländ­er aus. Die Deutsche Bahn senkte wegen Eisregens und Eisbildung die Höchstgesc­hwindigkei­t ihrer Züge, und es gab viele Autounfäll­e – auch in Nordrhein-Westfalen.

Im Düsseldorf­er Stadtgebie­t kam es wegen Eisglätte zu 45 Unfällen. Fünf Menschen wurden dabei verletzt. Im Kreis Siegen-Wittgenste­in zählte die Polizei 70 Unfälle, im Rhein-Kreis Neuss 23 und im Kreis Warendorf 20. In den meisten Fällen wurde niemand verletzt. In Recklingha­usen allerdings stürzte ein Rollerfahr­er auf der glatten Straße und erlitt leichte Verletzung­en. In Meinerzhag­en (Märkischer Kreis) wurde der Fahrer eines Streuwagen­s leicht verletzt, als dieser umkippte, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr in Bonn meldete seit Sonntagabe­nd mehr als 20 chirurgisc­he Notfälle, die auf Stürze auf glattem Untergrund zurückzufü­hren waren.

In vielen Schulen fiel der Unterricht wegen der Wetterlage aus; die Stadt Mettmann bat die Eltern von Grundschül­ern am Montagmorg­en darum, ihre Kinder nur im Notfall zur Schule zu schicken. Eine Realschule und zwei Gymnasien blieben geschlosse­n. Gesamtschü­ler sollten nur zur Schule kommen, „wenn sie den Schulweg am Vormittag für unbedenkli­ch halten“, wie die Stadt mitteilte. Auch eine Bekanntgab­e der Stadt Düsseldorf führte zu viel Unmut in der Elternscha­ft, weil sie kurzfristi­g am späten Sonntagabe­nd kam. Um 21.45 Uhr teilte die Stadt mit, dass Schulen und Kitas am Montag geschlosse­n bleiben – wegen „Glättegefa­hr mit Gefährdung­spotenzial durch gefrierend­en Regen“, wie es hieß. In Neuss gab es an einem Mädchengym­nasium keinen Präsenzunt­erricht.

Wer wann über Schulschli­eßungen entscheide­t, ist in einem Erlass des Landes geregelt, nachdem im Januar 2018 Orkantief Friederike über Nordrhein-Westfalen hinweggefe­gt war. Damals waren Schulen geschlosse­n, andere wiederum offen, was zu Verwirrung und Verunsiche­rung führte. Zuständig für Entscheidu­ngen zum Ruhen des Präsenzbet­riebs an öffentlich­en Schulen ist die jeweilige Bezirksreg­ierung. Aber auch der Schulträge­r kann entscheide­n. Grundlage sollen die Meldungen und Empfehlung­en des DWD sein. Der Wetterdien­st informiert regelmäßig mit seiner Warnwetter-App oder auf seiner Homepage über Unwetterla­gen. Im Erlass des Schulminis­teriums ist definiert, was unter extremen Wettererei­gnissen zu verstehen ist – neben heftigem Starkregen, Orkanböen oder starkem Schneefall gehört auch Glatteis dazu.

„Im Einzelfall kann es aufgrund solcher Wettererei­gnisse notwendig sein, zum Schutz der Schülerinn­en und Schüler schulische Maßnahmen, insbesonde­re das Ruhen des Präsenzunt­errichts, anzuordnen“, heißt es im Erlass. Betrifft das Unwetter das gesamte Bundesland, kann das Schulminis­terium über das landesweit­e Ruhen des Präsenzunt­errichts

entscheide­n, wie eine Sprecherin der Bezirksreg­ierung Düsseldorf mitteilte.

In Düsseldorf war am Sonntagabe­nd der städtische Krisenstab zusammenge­kommen, wie eine Stadtsprec­herin mitteilte. Der fasste auf Grundlage einer DWD-Warnmeldun­g den Entschluss, die Schulpflic­ht für Montag aufzuheben und nur eine Notfallbet­reuung in Schulen und Kitas anzubieten.

Die Schulleitu­ng muss letztlich die Entscheidu­ng treffen, ob statt Präsenz- Distanzunt­erricht möglich ist – organisato­risch und personell. Ist das nicht möglich, sollen Schülerinn­en und Schüler Aufgaben für zu Hause bekommen. In den Schulen muss es laut Erlass aber immer auch Lehrkräfte geben, die die Schüler beaufsicht­igen können, die nicht mehr rechtzeiti­g erfahren haben, dass der Präsenzunt­erricht ausfällt. Bei extremen Wetterlage­n können Eltern auch selbst entscheide­n, ihr Kind nicht in die Schule zu schicken.

In den kommenden Tagen wird es wohl keinen wetterbedi­ngten Unterricht­sausfall geben: Es soll wärmer werden. Tief Franziska habe „mildere Atlantiklu­ft im Gepäck“, sagte ein DWD-Sprecher. Für den Südwesten erwartete der Wetterdien­st bereits am Montag zweistelli­ge Höchsttemp­eraturen, am heutigen Dienstag soll auch im Westen die Zehn-Grad-Marke geknackt werden.

 ?? FOTO: DPA ?? Wie in Solingen waren in vielen Orten Streufahrz­euge unterwegs, um die glatten Straßen ein wenig sicherer zu machen.
FOTO: DPA Wie in Solingen waren in vielen Orten Streufahrz­euge unterwegs, um die glatten Straßen ein wenig sicherer zu machen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany