Rheinische Post - Xanten and Moers
Hunderte Unfälle wegen Glatteis
Im Düsseldorfer Stadtgebiet wurden fünf Menschen verletzt, außerdem fiel in vielen Schulen der Unterricht aus. Die Städte und Kreise haben unterschiedlich gewarnt, manche waren vorsichtiger als andere.
DÜSSELDORF An Flughäfen wurden Verbindungen gestrichen, Parks, Zoos und Weihnachtsmärkte blieben vielerorts geschlossen – die Vorweihnachtswoche begann mit Winterwetter und Glatteis. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach zeitweise eine Unwetterwarnung für Teile aller Bundesländer aus. Die Deutsche Bahn senkte wegen Eisregens und Eisbildung die Höchstgeschwindigkeit ihrer Züge, und es gab viele Autounfälle – auch in Nordrhein-Westfalen.
Im Düsseldorfer Stadtgebiet kam es wegen Eisglätte zu 45 Unfällen. Fünf Menschen wurden dabei verletzt. Im Kreis Siegen-Wittgenstein zählte die Polizei 70 Unfälle, im Rhein-Kreis Neuss 23 und im Kreis Warendorf 20. In den meisten Fällen wurde niemand verletzt. In Recklinghausen allerdings stürzte ein Rollerfahrer auf der glatten Straße und erlitt leichte Verletzungen. In Meinerzhagen (Märkischer Kreis) wurde der Fahrer eines Streuwagens leicht verletzt, als dieser umkippte, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr in Bonn meldete seit Sonntagabend mehr als 20 chirurgische Notfälle, die auf Stürze auf glattem Untergrund zurückzuführen waren.
In vielen Schulen fiel der Unterricht wegen der Wetterlage aus; die Stadt Mettmann bat die Eltern von Grundschülern am Montagmorgen darum, ihre Kinder nur im Notfall zur Schule zu schicken. Eine Realschule und zwei Gymnasien blieben geschlossen. Gesamtschüler sollten nur zur Schule kommen, „wenn sie den Schulweg am Vormittag für unbedenklich halten“, wie die Stadt mitteilte. Auch eine Bekanntgabe der Stadt Düsseldorf führte zu viel Unmut in der Elternschaft, weil sie kurzfristig am späten Sonntagabend kam. Um 21.45 Uhr teilte die Stadt mit, dass Schulen und Kitas am Montag geschlossen bleiben – wegen „Glättegefahr mit Gefährdungspotenzial durch gefrierenden Regen“, wie es hieß. In Neuss gab es an einem Mädchengymnasium keinen Präsenzunterricht.
Wer wann über Schulschließungen entscheidet, ist in einem Erlass des Landes geregelt, nachdem im Januar 2018 Orkantief Friederike über Nordrhein-Westfalen hinweggefegt war. Damals waren Schulen geschlossen, andere wiederum offen, was zu Verwirrung und Verunsicherung führte. Zuständig für Entscheidungen zum Ruhen des Präsenzbetriebs an öffentlichen Schulen ist die jeweilige Bezirksregierung. Aber auch der Schulträger kann entscheiden. Grundlage sollen die Meldungen und Empfehlungen des DWD sein. Der Wetterdienst informiert regelmäßig mit seiner Warnwetter-App oder auf seiner Homepage über Unwetterlagen. Im Erlass des Schulministeriums ist definiert, was unter extremen Wetterereignissen zu verstehen ist – neben heftigem Starkregen, Orkanböen oder starkem Schneefall gehört auch Glatteis dazu.
„Im Einzelfall kann es aufgrund solcher Wetterereignisse notwendig sein, zum Schutz der Schülerinnen und Schüler schulische Maßnahmen, insbesondere das Ruhen des Präsenzunterrichts, anzuordnen“, heißt es im Erlass. Betrifft das Unwetter das gesamte Bundesland, kann das Schulministerium über das landesweite Ruhen des Präsenzunterrichts
entscheiden, wie eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf mitteilte.
In Düsseldorf war am Sonntagabend der städtische Krisenstab zusammengekommen, wie eine Stadtsprecherin mitteilte. Der fasste auf Grundlage einer DWD-Warnmeldung den Entschluss, die Schulpflicht für Montag aufzuheben und nur eine Notfallbetreuung in Schulen und Kitas anzubieten.
Die Schulleitung muss letztlich die Entscheidung treffen, ob statt Präsenz- Distanzunterricht möglich ist – organisatorisch und personell. Ist das nicht möglich, sollen Schülerinnen und Schüler Aufgaben für zu Hause bekommen. In den Schulen muss es laut Erlass aber immer auch Lehrkräfte geben, die die Schüler beaufsichtigen können, die nicht mehr rechtzeitig erfahren haben, dass der Präsenzunterricht ausfällt. Bei extremen Wetterlagen können Eltern auch selbst entscheiden, ihr Kind nicht in die Schule zu schicken.
In den kommenden Tagen wird es wohl keinen wetterbedingten Unterrichtsausfall geben: Es soll wärmer werden. Tief Franziska habe „mildere Atlantikluft im Gepäck“, sagte ein DWD-Sprecher. Für den Südwesten erwartete der Wetterdienst bereits am Montag zweistellige Höchsttemperaturen, am heutigen Dienstag soll auch im Westen die Zehn-Grad-Marke geknackt werden.