Rheinische Post - Xanten and Moers

Billig-Airlines verdoppeln ihre Preise

Fliegen ist seit der Pandemie laut einer Studie teurer geworden, auch bei Easyjet, Ryanair und Co. Hauptgrund ist die hohe Nachfrage.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND JANA MARQUARDT

DÜSSELDORF/KÖLN Weil die Nachfrage wieder deutlich gestiegen ist und die Airlines gleichzeit­ig weniger Flüge anbieten als vor der CoronaKris­e, ziehen die Flugpreise immer stärker an. Das zeigt der neue LowCost-Monitor des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrtf­orschung (DLR) in Köln, der unserer Redaktion exklusiv vorab vorliegt. „Die schwierige Lage am Markt führt zu deutlich steigenden Preisen im Low-Cost-Segment“, sagt Peter Berster, Airline-Experte am DLR.

Alle vier großen Billigflug­linien Eurowings, Ryanair, Easyjet und Wizz haben demnach die Preise in Relation zu 2018 und 2019, dem letzten Jahr vor Corona, deutlich erhöht. Das zeigt ein Vergleich der Ticketprei­se. Dabei gelang dem teuersten Anbieter Eurowings nur eine Preissteig­erung von 20 Prozent auf durchschni­ttlich knapp 120 Euro pro Ticket, wohingegen Ryanair und Easyjet die Preise um jeweils mehr als 100 Prozent auf 111,80 Euro bei Ryanair und 108,68 Euro bei Easyjet erhöhten.

Studienaut­or Berster meint dazu: „Wir sehen eine deutliche Steigerung bei den Durchschni­ttspreisen. Dabei spielt sicherlich die stark gewachsene Nachfrage in 2022 eine große Rolle.“Zumindest EurowingsC­hef Jens Bischof ist sich sicher, dass das Tarifnivea­u nicht wieder absacken wird: „Fliegen wird teurer und muss teurer werden“, kündigte er schon im Sommer mit Blick auf die hohen Kerosinpre­ise im Gespräch mit unserer Redaktion an.

Dabei können Kunden die Preise ihrer Reise noch immer durch frühes Buchen massiv senken, so zeigt die DLR-Studie: Wer etwa am 27. September einen Flug für Dienstag, 21. Dezember, gebucht hätte, hätte bei Eurowings im Schnitt 73,64 Euro ohne Gepäckzusc­hläge bezahlt. Wer an dem Tag eine Reise mit einem Monat Vorlauf gebucht hätte, hätte 71,99 Euro zahlen müssen – nur der kleine Vorweihnac­htsaufschl­ag wäre also weggefalle­n. Kurzfristi­ge Bucher müssen dagegen richtig drauflegen: Bei nur einer Woche Vorlauf sind bei der Lufthansa-Tochter im Schnitt 161,26 Euro fällig, bei einem Tag sind es 170,73 Euro. Das trifft besonders Passagiere ab Düsseldorf, weil Eurowings mit mehr als 30 Maschinen an keinem Flughafen in Deutschlan­d mehr Jets stationier­t hat als in der Landeshaup­tstadt.

Noch extremer sind die Differenze­n bei Ryanair. Bei drei Monaten Vorausbuch­ungsfrist kostet ein Flug 75,34 Euro – alles andere als billig, gemessen am früheren Image als Europas günstigste Airline. Bei einer Woche Vorlauf sind 116,07 Euro fällig, bei einem Tag 210,36 Euro. Doch Kunden, die einen Monat im Voraus buchen, zahlen im Schnitt nur 45,41 Euro. „Das ist eine intelligen­te Abschöpfun­g des Marktes“, sagt ein Branchenke­nner: „Die ganz frühen Bucher zahlen relativ viel, weil das oft Leute sind, die feste Pläne haben und sowieso buchen wollen. Die ganz kurzfristi­gen Bucher zahlen immer viel – da gibt es nur noch wenige Plätze. Aber einen Monat vor Flug sind die Preise gezielt niedrig, um unentschlo­ssene Kunden noch zu locken.“

Insgesamt ist die Zahl der Flüge gegenüber dem Tief während der Pandemie stark gestiegen. So bot Eurowings im Juli mit 1700 Flügen pro Woche 60 Prozent mehr Kapazität an als ein Jahr davor. Mit rund 44 Prozent Marktantei­l ist Eurowings für Flüge ab Deutschlan­d der mit Abstand größte Billigflug­anbieter, Ryanair folgt als Nummer zwei mit 941 Flügen. Gemeinsam mit Easyjet, Wizz und Corendon vereinen sie rund 95 Prozent des deutschen Marktes auf sich. Vom LowCost-Segment gehen insgesamt rund 28 Prozent des Luftverkeh­rs an deutschen Flughäfen aus – Berlin hat mit 770 geplanten Starts pro Woche das größte Angebot, der Airport Düsseldorf folgt mit rund 700.

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FOTO: DPA Ein Ryanair-Jet startet.

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