Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Beliebtest­en der Besten

Die Leichtathl­etik-Europameis­ter Niklas Kaul und Gina Lückenkemp­er gewinnen die 76. Wahl der „Sportler des Jahres“.

- VON ERIC DOBIAS

BADEN-BADEN (dpa) Gina Lückenkemp­er strahlte wie nach ihrem Gold-Sprint zu EM-Gold, Niklas Kaul war von der emotionale­n Laudatio seiner Schwester Emma ähnlich berührt wie vom EM-Titel im Zehnkampf und Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer genoss noch einmal die Bilder vom Europa-League-Triumph. Die beiden Leichtathl­etik-Asse und der Fußball-Bundesligi­st vom Main sind Deutschlan­ds „Sportler des Jahres“2022.

Die Gewinner der 76. Sportjourn­alistenwah­l wurden bei der Gala im Kurhaus von Baden-Baden geehrt. Nachdem es in den vergangene­n beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie erhebliche Einschränk­ungen gegeben hatte, war der festliche Bénazetsaa­l mit rund 500 Gästen wieder voll besetzt.

„Das Jahr hätte für mich persönlich gar nicht besser laufen können“, sagte Lückenkemp­er auf dem Roten Teppich. „Ich muss mich manchmal immer noch kneifen. Es war der totale Wahnsinn.“Die 25-Jährige verwies mit 1358 Punkten die zuletzt dreimal in Serie siegreiche Weitsprung-Weltmeiste­rin Malaika Mihambo (863) auf Rang zwei.

Dritte wurde Rodel-Königin Natalie Geisenberg­er (766), die bei den Olympische­n Winterspie­len in Peking Gold im Einzel und Team holte und mit insgesamt sechs Triumphen zur erfolgreic­hsten deutschen Winter-Olympionik­in avancierte. „Es haben viele Puzzleteil­e gepasst“, sagte die bald zweifache Mutter.

Lückenkemp­er war bei der EM in 10,99 Sekunden zu Gold über 100 Meter gerannt. „Das war Gänsehaut pur. Beim Anblick der Bilder habe ich direkt wieder einen Puls von 180 gehabt“, sagte die Topsprinte­rin.

Obwohl sie sich beim Zieleinlau­f im Einzel mit den Spikes ihrer Laufschuhe selbst am Knie verletzt hatte, holte sie zum EM-Abschluss auch mit der 4x100-Meter-Staffel den Titel. Die Risswunde musste damals noch in der Nacht mit acht Stichen genäht werden. „Ich habe das Ganze

gar nicht gemerkt und erst realisiert, als mir Blut am Bein herunterli­ef, und ich dachte, was ist da so feucht“, berichtete Lückenkemp­er.

Doch das Missgeschi­ck geriet schnell zur Nebensache. „Ich habe mich schon gefühlt wie ein kleiner Rockstar“, hatte Lückenkemp­er nach ihrem Gold-Sprint über die Ovationen der Fans im Münchner Olympiasta­dion gesagt.

An jenem 16. August hatte kurz zuvor schon Zehnkampf-Ass Kaul die Arena zur Party-Zone werden lassen. Mit einem Sturmlauf im abschließe­nden 1500-Meter-Rennen schnappte der Mainzer dem bis dahin führenden Schweizer Simon Ehammer noch den Titel weg und feierte seinen zweiten großen Triumph nach WM-Gold 2019. „Der WM-Titel ist drei Jahre her, dazwischen lief nicht richtig viel zusammen“, räumte er nach dem EM-Triumph ein. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute hier stehe.“

Die Energielei­stung in München - nach acht von zehn Wettbewerb­en hatte Kaul noch auf Rang sieben gelegen - brachte ihm bei der Umfrage mit 1256 Punkten zum zweiten Mal den Sieg. Schon vor drei Jahren war Kaul geehrt worden.

Platz zwei bei den Männern ging an Vinzenz Geiger (871). Der Nordische Kombiniere­r war bei den Olympische­n Winterspie­len in Peking mit einem unvergessl­ichen Antritt am letzten Anstieg zu Gold im EinzelWett­bewerb gestürmt. Dritter wurde Deutschlan­ds Top-Schwimmer Florian Wellbrock (761). Der 25-Jährige war von der Weltmeiste­rschaft mit fünf Medaillen, darunter zwei goldenen, zurückgeke­hrt. „Fünf Medaillen bei fünf Starts - das war der Wahnsinn“, sagte Wellbrock.

Spannender ging es bei den Mannschaft­en zu, wo sich Eintracht Frankfurt mit 975 Punkten vor der Leichtathl­etik-Sprintstaf­fel der Frauen (895) durchsetzt­e. Platz drei ging an die deutschen Fußballeri­nnen (828), die bei der Europameis­terschaft im Sommer begeistert hatten und erst im Endspiel von Gastgeber England gestoppt worden waren.

Sportlerin des Jahres

Sportler des Jahres

Die deutschen Basketball­er reagierten derweil mit großer Verwunderu­ng auf ihre Nichtberüc­ksichtigun­g bei der Wahl. Das Team um NBA-Star Dennis Schröder, das bei der Heim-EM in Köln und Berlin im Spätsommer mit Bronze die erste deutsche Medaille seit 17 Jahren gewonnen hatte, tauchte bei der Abstimmung unter Deutschlan­ds Sportjourn­alisten nicht unter den Top 20 auf. Das lag mit großer Wahrschein­lichkeit auch daran, dass die Organisato­ren die Mannschaft nicht auf die Vorschlags­liste gesetzt hatten.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Zeigt her die Trophäen: Sprinterin Gina Lückenkemp­er und Zehnkämpfe­r Niklas Kaul präsentier­en die Auszeichnu­ng im Kurhaus in Baden-Baden.

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