Rheinische Post - Xanten and Moers
Der zweifellos beste Weihnachtsfilm
Es gibt viele nette Produktionen zum Fest, aber nur einen, den man immer wieder ansehen kann: „Tatsächlich... Liebe“von Richard Curtis. Was macht diese Episoden über die Macht eines Gefühls alle Jahre wieder so besonders?
heiteren Weisheit erzählt, dass man diesen Film immer wieder sehen kann. Man hat einfach Freude daran, jedes Mal neu zu beobachten, wie sich die Geschichten entwickeln, wie sich die Figuren fügen und sich aus vielen Steinchen eine Botschaft zusammenbaut, die weltlich erzählt, wovon auch die christliche Weihnachtsbotschaft handelt: Dass die Liebe unscheinbar daherkommt, machtlos wie ein Kind, und doch die Macht hat, Leben zu verändern. Das kann man alle Jahre wieder konsumieren, ohne das zuckrige Völlegefühl, das sich bei vielen anderen Weihnachtsfilmen schon nach wenigen Minuten einstellt.
Natürlich hat das damit zu tun, dass Richard Curtis ein Könner ist. Er schrieb die Drehbücher zu so grandiosen Filmen wie „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, „Notting Hill“und „Bridget Jones“. Alles Filme, die ans Herz gehen, ohne die Strippen allzu sichtbar werden zu lassen, an denen Regisseure dafür ziehen müssen. Curtis ist der Meister der klugen Romanze, weil er über die eine Zutat verfügt, die alles Klebrige auflöst: Humor. Für „Tatsächlich... Liebe“übernahm er 2003 erstmals auch die Regie und konnte jede kleine Episode mit den tollsten Darstellern besetzen: Hugh Grant, Bill Nighy, Keira Knightley, Colin Firth, Alan Rickman, Laura Linney, Heike Makatsch, Liam Neeson, Rowan Atkinson und die wunderbare
Emma Thompson. Das ergibt kein Kommen und Gehen der Stars, sondern einen Staffellauf der Besten.
Dazu verzichtet der Film auf schmalzige Musikuntermalung, versammelt vielmehr mit bestem Instinkt unterschiedliche Pophits, eine Playlist der gehobenen Stimmung. Mancher Fan hat sie seit Jahren im Regal, weil man sich damit positiv konditionieren kann. Spätestens wenn man „Jump“von den Pointer Sisters hört, hat man Hugh Grant vor Augen, wie er als junger Premierminister mit schlechtem Hüftschwung durch 10 Downing Street tanzt. So ungeschickt wie euphorisch zelebriert er einen dieser seltenen Momente, in denen man ganz bei sich ist und alles im Reinen scheint. Selbstliebe ist das – nicht zu verwechseln mit Egoismus. Der amerikanische Kontrahent jedenfalls muss sich in Acht nehmen.
Natürlich sind Weihnachtsfilme ein Gebrauchsgenre. Mittel zum Zweck: Sie sollen ein bisschen rühren und gute Laune machen, klimaunabhängig in winterlich-weihnachtliche Kulissen führen und die ganze Familie friedlich auf ein Fest einstimmen, das gelegentlich nicht ganz so friedlich gerät. „Tatsächlich... Liebe“tut das auf unerwartete, und darum bei aller Romantik fast kitschfreie Weise.
Der Film erzählt nicht die eine Geschichte, die unweigerlich ins pathetische Happy End führt, sondern lässt die Botschaft von der Liebe zersplittern, streut sie wie eine gute Saat in die Köpfe der Menschen, auf dass sie sich erinnern mögen, dass Menschlichkeit eigentlich die einfachste Sache auf der Welt ist.
Und Liebe wirkt. Nicht nur an Weihnachten. Tatsächlich!