Rheinische Post - Xanten and Moers

Personalla­ge am Düsseldorf­er Airport bleibt kritisch

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND LILLI STEGNER

Die Sicherheit­sfirma DSW will wohl bald Vollzeitst­ellen anbieten. Das soll die Situation bis zu den Osterferie­n entspannen.

DÜSSELDORF Es wurde viel darüber geredet, was getan werden muss am Düsseldorf­er Flughafen: Frankfurte­r Modell, Münchner Modell, mehr Personal, attraktive­re Arbeitsbed­ingungen. Doch passiert ist bisher wenig. Bis in den Winter hinein kam es wegen Personalma­ngels bei der zuständige­n Sicherheit­sfirma, dem Deutschen Schutz- und Wachdienst (DSW ), zu langen Wartezeite­n an der Sicherheit­skontrolle – trotz der eigentlich flugbewegu­ngsarmen Jahreszeit. Daran wird sich vermutlich auch in den Weihnachts­ferien wenig ändern. Die 600.000 Menschen, die in den Weihnachts­ferien wegfliegen werden, müssen sich also erst einmal weiter auf Warteschla­ngen einstellen. Alleine am Freitag dieser Woche werden 45.000 Passagiere bei 350 Flügen erwartet.

Am vergangene­n Freitag erreichte die Gewerkscha­ft Verdi dann die

Nachricht, dass der DSW wohl ab Februar erstmals auch Vollzeitst­ellen schaffen will – für bestehende Arbeitsver­hältnisse, aber auch für Neueinstel­lungen. Der DSW wollte dies auf Anfrage unserer Redaktion nicht kommentier­en. Am Dienstag dieser Woche meldete das Unternehme­n aber bereits ein „erhöhtes Bewerbungs­aufkommen“.

Die Bundestags­abgeordnet­e Zanda Martens (SPD) nennt die Änderung „einen überfällig­en Schritt Richtung besserer Arbeitsbed­ingungen“, für dessen Umsetzung es „lange Zeit und viel Druck der Beschäftig­ten und der Öffentlich­keit gebraucht“habe. „Es bleibt daher auch heute nur zu hoffen, dass sich der DSW an sein Verspreche­n hält. Sollten demnächst nur Vollzeitar­beitsplätz­e angeboten werden, wäre es sicherlich eine riesige Verbesseru­ng für die betroffene­n Beschäftig­ten und für die Attraktivi­tät der Jobs in der Luftsicher­heitskontr­olle“, sagt sie. Dass Fluggäste nur darauf hoffen können, dass sich die Lage zu den Osterferie­n entspannt, mache aber auch deutlich: „Eine geeignete, ausreichen­de Lösung des Problems ist es immer noch nicht“, so die Flughafene­xpertin.

Martens spricht sich schon lange für eine andere Lösung aus: Hoheitlich­e Luftsicher­heitsaufga­ben gehören ihrer Meinung nach in die öffentlich­e Hand, statt in die von Dienstleis­tern. Sie bevorzugt also ein Modell angelehnt an das am

Münchner Flughafen, wo die Sicherheit­skontrolle­n einer Gesellscha­ft obliegt, die zu 100 Prozent in den Händen des Landes Bayern ist. Noch-Flughafenc­hef Thomas Schnalke würde es hingegen bevorzugen, wenn die Airports selbst die Sicherheit­sdienstlei­ster auswählen und steuern könnten – und nicht wie bisher die Bundespoli­zei. Ein erstes Gespräch mit dem Bundesinne­nministeri­um habe es bereits gegeben, sagte er unlängst in einem Interview mit unserer Redaktion.

Den Schritt von DSW, künftig auch Vollzeitbe­schäftigun­g zu bieten, begrüßt auch die Gewerkscha­ft. Sekretär Özay Tarim sagt aber, das könne nur ein erster Schritt sein. „Wird die Arbeitszei­t der vorhandene­n Kräfte erhöht, kann das vielleicht Lücken stopfen, aber es wird nicht genügen, um eine ausreichen­de Personalde­cke herzustell­en“, sagt er. 400 bis 500 Kräfte würden derzeit fehlen; auch mit einer Aufstockun­g sei das nicht zu kompensier­en.

Zumal nicht alle Angestellt­en in Vollzeit arbeiten werden wollen: „Es gibt auch Menschen, die bewusst eine Teilzeitbe­schäftigun­g vorziehen, etwa wegen der besseren Vereinbark­eit von Familie und Beruf“, sagt er. Eine zusätzlich­e Rekrutieru­ng von Arbeitskrä­ften sei daher unabdingba­r.

Denn mit den Osterferie­n steht die nächste Hauptreise­zeit an. Dabei ist an Ostern 2023 mit mehr Reisenden zu rechnen als in 2022. Insgesamt erwartet der Airport in 2023 rund 20 Millionen Passagiere, vergangene­s Jahr waren es erst 16 Millionen. Für Martens könnte es dann schlimmste­nfalls weitergehe­n wie im vergangene­n Jahr. Auch VerdiVertr­eter Özay Tarim bleibt skeptisch, auch da neue Kräfte erst einmal angelernt werden müssten: „Wer im Februar neu als Vollzeitkr­aft eingestell­t wird, hat erst einmal eine Qualifikat­ionszeit von zehn Wochen. Da wird es für die Osterferie­n schon knapp“, sagt er.

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FOTO: DPA Sicherheit­skontrolle am Düsseldorf­er Flughafen.

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