Rheinische Post - Xanten and Moers
Personallage am Düsseldorfer Airport bleibt kritisch
Die Sicherheitsfirma DSW will wohl bald Vollzeitstellen anbieten. Das soll die Situation bis zu den Osterferien entspannen.
DÜSSELDORF Es wurde viel darüber geredet, was getan werden muss am Düsseldorfer Flughafen: Frankfurter Modell, Münchner Modell, mehr Personal, attraktivere Arbeitsbedingungen. Doch passiert ist bisher wenig. Bis in den Winter hinein kam es wegen Personalmangels bei der zuständigen Sicherheitsfirma, dem Deutschen Schutz- und Wachdienst (DSW ), zu langen Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle – trotz der eigentlich flugbewegungsarmen Jahreszeit. Daran wird sich vermutlich auch in den Weihnachtsferien wenig ändern. Die 600.000 Menschen, die in den Weihnachtsferien wegfliegen werden, müssen sich also erst einmal weiter auf Warteschlangen einstellen. Alleine am Freitag dieser Woche werden 45.000 Passagiere bei 350 Flügen erwartet.
Am vergangenen Freitag erreichte die Gewerkschaft Verdi dann die
Nachricht, dass der DSW wohl ab Februar erstmals auch Vollzeitstellen schaffen will – für bestehende Arbeitsverhältnisse, aber auch für Neueinstellungen. Der DSW wollte dies auf Anfrage unserer Redaktion nicht kommentieren. Am Dienstag dieser Woche meldete das Unternehmen aber bereits ein „erhöhtes Bewerbungsaufkommen“.
Die Bundestagsabgeordnete Zanda Martens (SPD) nennt die Änderung „einen überfälligen Schritt Richtung besserer Arbeitsbedingungen“, für dessen Umsetzung es „lange Zeit und viel Druck der Beschäftigten und der Öffentlichkeit gebraucht“habe. „Es bleibt daher auch heute nur zu hoffen, dass sich der DSW an sein Versprechen hält. Sollten demnächst nur Vollzeitarbeitsplätze angeboten werden, wäre es sicherlich eine riesige Verbesserung für die betroffenen Beschäftigten und für die Attraktivität der Jobs in der Luftsicherheitskontrolle“, sagt sie. Dass Fluggäste nur darauf hoffen können, dass sich die Lage zu den Osterferien entspannt, mache aber auch deutlich: „Eine geeignete, ausreichende Lösung des Problems ist es immer noch nicht“, so die Flughafenexpertin.
Martens spricht sich schon lange für eine andere Lösung aus: Hoheitliche Luftsicherheitsaufgaben gehören ihrer Meinung nach in die öffentliche Hand, statt in die von Dienstleistern. Sie bevorzugt also ein Modell angelehnt an das am
Münchner Flughafen, wo die Sicherheitskontrollen einer Gesellschaft obliegt, die zu 100 Prozent in den Händen des Landes Bayern ist. Noch-Flughafenchef Thomas Schnalke würde es hingegen bevorzugen, wenn die Airports selbst die Sicherheitsdienstleister auswählen und steuern könnten – und nicht wie bisher die Bundespolizei. Ein erstes Gespräch mit dem Bundesinnenministerium habe es bereits gegeben, sagte er unlängst in einem Interview mit unserer Redaktion.
Den Schritt von DSW, künftig auch Vollzeitbeschäftigung zu bieten, begrüßt auch die Gewerkschaft. Sekretär Özay Tarim sagt aber, das könne nur ein erster Schritt sein. „Wird die Arbeitszeit der vorhandenen Kräfte erhöht, kann das vielleicht Lücken stopfen, aber es wird nicht genügen, um eine ausreichende Personaldecke herzustellen“, sagt er. 400 bis 500 Kräfte würden derzeit fehlen; auch mit einer Aufstockung sei das nicht zu kompensieren.
Zumal nicht alle Angestellten in Vollzeit arbeiten werden wollen: „Es gibt auch Menschen, die bewusst eine Teilzeitbeschäftigung vorziehen, etwa wegen der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, sagt er. Eine zusätzliche Rekrutierung von Arbeitskräften sei daher unabdingbar.
Denn mit den Osterferien steht die nächste Hauptreisezeit an. Dabei ist an Ostern 2023 mit mehr Reisenden zu rechnen als in 2022. Insgesamt erwartet der Airport in 2023 rund 20 Millionen Passagiere, vergangenes Jahr waren es erst 16 Millionen. Für Martens könnte es dann schlimmstenfalls weitergehen wie im vergangenen Jahr. Auch VerdiVertreter Özay Tarim bleibt skeptisch, auch da neue Kräfte erst einmal angelernt werden müssten: „Wer im Februar neu als Vollzeitkraft eingestellt wird, hat erst einmal eine Qualifikationszeit von zehn Wochen. Da wird es für die Osterferien schon knapp“, sagt er.