Rheinische Post - Xanten and Moers
Bei Galeria droht noch mehr Filialen das Aus
Der Betriebsrat kritisiert die Konzernführung in einem internen Schreiben. Eine Entscheidung soll im Januar fallen.
DÜSSELDORF Der Gesamtbetriebsrat des im Schutzschirmverfahren befindlichen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat nach den ersten Gesprächen mit der Unternehmensführung die Gesprächspartner auf der anderen Seite des Verhandlungstisches scharf kritisiert: „Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form. Personalabbau und Ausgliederung von Geschäftsteilen sind die kreativen Lösungen des Managements“, erklärten Gesamtbetriebsrat und Wirtschaftsausschuss in einem internen Schreiben an die Beschäftigten, das unserer Redaktion vorliegt und über das zuerst die „Lebensmittelzeitung“berichtet hatte.
Diesem Schreiben zufolge ist zu befürchten, dass statt der ursprünglich anvisierten 40 bis 50 sogar bis zu 90 der noch bestehenden 131 Warenhäuser geschlossen werden könnten, dass es in den verbleibenden Warenhäusern einen Personalabbau von bis zu 30 Prozent geben könnte und dass im Servicecenter sogar 50 Prozent Personalabbau denkbar sei. Galeria selbst erklärte auf Anfrage, welche Häuser geschlossen würden, stehe noch nicht fest. Man gehe in Gespräche mit den Vermietern, bei denen es neben der Miete auch um weitere Fragen wie Flächennutzung, energetische Sanierungen, Modernisierungsund Baumaßnahmen und anderes gehe. Ob ein Standort erhalten bleiben könne, werde auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein. „Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januar des kommenden Jahres Klarheit darüber geben wird“, so der Konzern.
Wie viele Niederlassungen tatsächlich vom Markt verschwinden, hängt auch daran, was potenzielle Investoren wie der Detmolder Büroartikelhändler Markus Schön übernehmen wollen – und ob sie wirklich ernst zu nehmende Kandidaten für die Übernahme einzelner Häuser sind. Schön etwa hat für 47 Filialen Interesse angemeldet, darunter die in Neuss, Aachen und Leverkusen. Aus Unternehmenskreisen ist aber schon mehr als einmal die Frage laut geworden, wie ein Branchenfremder die Wende schaffen wolle, wenn das nicht einmal etablierte WarenhausExperten hinbekämen.
So oder so dürften die Horrorzahlen
aus dem Szenario der aktuellen Geschäftsführung die ohnehin gebeutelte Belegschaft noch stärker in Sorge versetzen. Gegenwärtig befindet sich Galeria im Schutzschirmverfahren – zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren. Teil dieses Verfahrens ist Arndt Geiwitz, der an der Seite des gerichtlich bestellten Sachwalters Frank Kebekus gemeinsam mit der Geschäftsführung die operative Sanierung des Warenhausunternehmens leitet – und dabei auch mit Kandidaten spricht, die für eine Übernahme einer oder mehrerer Filialen infrage kommen. „Status quo ist, dass es mit allen Interessenten, die sich für Engagements an unseren Standorten interessieren, Gespräche mit dem Galeria-Management gibt“, erklärte ein Sprecher von Geiwitz am
Dienstag. Einige Gespräche hätten bereits stattgefunden. Zu den Interessenten wie auch zu den Vereinbarungen und den jeweiligen Gesprächsinhalten äußere man sich aber nicht in der Öffentlichkeit.
Doch sind potenzielle Kaufinteressenten, die Einblick in die Galeria-Daten bekommen, nicht die einzigen Gesprächspartner. Ganz oben auf dieser Liste stehen auch die von der Geschäftsführung genannten Vermieter. Manchen von ihnen wäre wohl eine Neuaufteilung der Räumlichkeiten, durch die sich das Risiko bei Mieteinnahmen verteilen würde, lieber als der alleinige Mieter Galeria. Zumal sie im Schutzschirmverfahren – wie Lieferanten – keine Zwangsvollstreckung betreiben können und daher mit Forderungsausfällen rechnen müssen.