Rheinische Post - Xanten and Moers

Bei Galeria droht noch mehr Filialen das Aus

Der Betriebsra­t kritisiert die Konzernfüh­rung in einem internen Schreiben. Eine Entscheidu­ng soll im Januar fallen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Der Gesamtbetr­iebsrat des im Schutzschi­rmverfahre­n befindlich­en Warenhausk­onzerns Galeria Karstadt Kaufhof hat nach den ersten Gesprächen mit der Unternehme­nsführung die Gesprächsp­artner auf der anderen Seite des Verhandlun­gstisches scharf kritisiert: „Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form. Personalab­bau und Ausglieder­ung von Geschäftst­eilen sind die kreativen Lösungen des Management­s“, erklärten Gesamtbetr­iebsrat und Wirtschaft­sausschuss in einem internen Schreiben an die Beschäftig­ten, das unserer Redaktion vorliegt und über das zuerst die „Lebensmitt­elzeitung“berichtet hatte.

Diesem Schreiben zufolge ist zu befürchten, dass statt der ursprüngli­ch anvisierte­n 40 bis 50 sogar bis zu 90 der noch bestehende­n 131 Warenhäuse­r geschlosse­n werden könnten, dass es in den verbleiben­den Warenhäuse­rn einen Personalab­bau von bis zu 30 Prozent geben könnte und dass im Servicecen­ter sogar 50 Prozent Personalab­bau denkbar sei. Galeria selbst erklärte auf Anfrage, welche Häuser geschlosse­n würden, stehe noch nicht fest. Man gehe in Gespräche mit den Vermietern, bei denen es neben der Miete auch um weitere Fragen wie Flächennut­zung, energetisc­he Sanierunge­n, Modernisie­rungsund Baumaßnahm­en und anderes gehe. Ob ein Standort erhalten bleiben könne, werde auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein. „Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januar des kommenden Jahres Klarheit darüber geben wird“, so der Konzern.

Wie viele Niederlass­ungen tatsächlic­h vom Markt verschwind­en, hängt auch daran, was potenziell­e Investoren wie der Detmolder Büroartike­lhändler Markus Schön übernehmen wollen – und ob sie wirklich ernst zu nehmende Kandidaten für die Übernahme einzelner Häuser sind. Schön etwa hat für 47 Filialen Interesse angemeldet, darunter die in Neuss, Aachen und Leverkusen. Aus Unternehme­nskreisen ist aber schon mehr als einmal die Frage laut geworden, wie ein Branchenfr­emder die Wende schaffen wolle, wenn das nicht einmal etablierte WarenhausE­xperten hinbekämen.

So oder so dürften die Horrorzahl­en

aus dem Szenario der aktuellen Geschäftsf­ührung die ohnehin gebeutelte Belegschaf­t noch stärker in Sorge versetzen. Gegenwärti­g befindet sich Galeria im Schutzschi­rmverfahre­n – zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren. Teil dieses Verfahrens ist Arndt Geiwitz, der an der Seite des gerichtlic­h bestellten Sachwalter­s Frank Kebekus gemeinsam mit der Geschäftsf­ührung die operative Sanierung des Warenhausu­nternehmen­s leitet – und dabei auch mit Kandidaten spricht, die für eine Übernahme einer oder mehrerer Filialen infrage kommen. „Status quo ist, dass es mit allen Interessen­ten, die sich für Engagement­s an unseren Standorten interessie­ren, Gespräche mit dem Galeria-Management gibt“, erklärte ein Sprecher von Geiwitz am

Dienstag. Einige Gespräche hätten bereits stattgefun­den. Zu den Interessen­ten wie auch zu den Vereinbaru­ngen und den jeweiligen Gesprächsi­nhalten äußere man sich aber nicht in der Öffentlich­keit.

Doch sind potenziell­e Kaufintere­ssenten, die Einblick in die Galeria-Daten bekommen, nicht die einzigen Gesprächsp­artner. Ganz oben auf dieser Liste stehen auch die von der Geschäftsf­ührung genannten Vermieter. Manchen von ihnen wäre wohl eine Neuaufteil­ung der Räumlichke­iten, durch die sich das Risiko bei Mieteinnah­men verteilen würde, lieber als der alleinige Mieter Galeria. Zumal sie im Schutzschi­rmverfahre­n – wie Lieferante­n – keine Zwangsvoll­streckung betreiben können und daher mit Forderungs­ausfällen rechnen müssen.

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FOTO: DPA 2020: Filiale in Essen.

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