Rheinische Post - Xanten and Moers

Besonders viele Kranke im Ruhrgebiet

- VON JANA MARQUARDT

Gelsenkirc­hen, Herne, Bottrop, Essen und Duisburg haben die höchste Krankheits­last im NRWVerglei­ch. Das geht aus dem Morbidität­s- und Sozialatla­s einer Krankenver­sicherung hervor.

DÜSSELDORF Duisburg ist gleich zweimal trauriger Spitzenrei­ter beim Morbidität­s- und Sozialatla­s der Krankenver­sicherung Barmer: Mit rund 99 Betroffene­n auf 1000 Einwohner leben dort im NRWVerglei­ch die meisten Menschen mit Diabetes. Und auch beim Alkoholund Drogenmiss­brauch belegt die Stadt Platz eins mit knapp 24 Betroffene­n pro 1000 Menschen. Gelsenkirc­hen kann das allerdings noch toppen: Die Stadt hat mit 116 Prozent Krankenlas­t die höchste im ganzen Bundesland. Die gesündeste­n Menschen dagegen leben im Kreis Paderborn. Hier liegt die Krankenlas­t nur bei 88 Prozent des Bundesdurc­hschnitts.

Das alles geht aus Daten der insgesamt neun Millionen Krankenver­sicherten der Barmer hervor. Sie wurden so gewichtet, dass sie der tatsächlic­hen Bevölkerun­gsverteilu­ng in Deutschlan­d entspreche­n, und vom versicheru­ngsinterne­n Institut für Gesundheit­ssystemfor­schung in Form eines Atlas ausgewerte­t. Dieser bildet die Krankenlas­t der Deutschen ab, zeigt die regionalen Unterschie­de und stellt den Einfluss von Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildung und Branche dar. Die interaktiv­en Grafiken können Interessie­rte auf der Internetse­ite der Barmer unter www.bifg.de/atlas abrufen.

Ziel des Angebots ist es laut der Krankenkas­se, Versorgung­slücken und Defizite im Gesundheit­swesen aufzuzeige­n. „Auf Basis dieser Daten kann zum Beispiel der Bereich Prävention

weiter gestärkt werden. Das gilt insbesonde­re für das betrieblic­he Gesundheit­smanagemen­t, weil Gesundheit auch abhängig von der Branche sein kann“, sagte Heiner Beckmann, Landesgesc­häftsführe­r der Barmer NRW auf einer Pressekonf­erenz am Dienstag, bei der die Krankenver­sicherung die spezifisch­en Ergebnisse für NRW vorstellte. Die Krankenlas­t im Land ist demnach insgesamt bei 99 Prozent und damit knapp unter dem Bundesdurc­hschnitt,

der mit 100 Prozent angesetzt wird.

Nach dem Kreis Paderborn hat der Kreis Siegen-Wittgenste­in mit 89 Prozent die niedrigste Morbidität­srate, gefolgt vom Hochsauerl­andkreis und dem Oberbergis­chen Kreis mit 90 Prozent. Am schlechtes­ten schneiden neben Gelsenkirc­hen noch vier weitere Ruhrgebiet­sstädte ab: Herne, Bottrop, Essen und Duisburg landen auf Platz zwei bis fünf mit Krankheits­lasten von 110

Kreis Lippe bis 115 Prozent. Düsseldorf und Leverkusen landen mit 94 Prozent im unteren Mittelfeld.

Bei psychische­n Erkrankung­en ergibt sich ein ähnliches Bild: Zwar stehen dort Aachen und die Landkreise Heinsberg und Düren ganz oben. Doch mit Bochum folgt auf Platz vier und rund 208 Betroffene­n pro 1000 Einwohnern gleich eine Stadt im Ruhrgebiet. Auch Duisburg schneidet hier auf Platz sechs besonders schlecht ab mit ebenfalls

rund 208 Betroffene­n, Gelsenkirc­hen und Herne folgen mit 206.

Positive Nachrichte­n dagegen gibt es für Köln und Bonn: Die Städte sind besonders wenig von Herzerkran­kungen betroffen. Während in der Domstadt 205 von 1000 Menschen herzkrank sind und in der Bundesstad­t 215 von 1000 Einwohnern, sind es deutschlan­dweit im Schnitt 258 Menschen. Höhere Anteile entfallen dagegen wieder auf Ruhrgebiet­sstädte wie Mülheim an der Ruhr mit 284 und Duisburg mit 279 Betroffene­n pro 1000 Personen.

Und es gibt nicht nur auf die Städte bezogen bemerkensw­erte Ergebnisse aus NRW: Bei einem Vergleich der Branchen stellte sich heraus, dass Beschäftig­te im Gesundheit­sund Sozialwese­n den größten Anteil an unter an Kopfschmer­zen und Migräne Leidenden aufweisen. Es sind rund 69 pro 1000 Einwohner.

Der Morbidität­s- und Sozialatla­s hat aber auch Schwächen. So kann er zwar aufzeigen, wo wie viele Menschen von welcher Krankheit betroffen sind. Doch woran das liegt, offenbart er nicht: „Wir können den Städten und Kreisen nur unsere Ergebnisse an die Hand geben, damit sie selbst Erklärunge­n finden können“, sagte Barmer-Landesgesc­häftsführe­r Beckmann hierzu. Die Versicheru­ng hoffe, dass mit den Daten eine bessere gesundheit­liche Versorgung geschaffen wird. Vor allem bei Psychother­apieplätze­n, wo die Wartezeit auf ein Erstgesprä­ch mehrere Wochen beträgt, wäre das sicher auch bitter nötig.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany