Rheinische Post - Xanten and Moers

Stadt entsetzt über Kahlschlag an L 474

- VON JOSEF POGORZALEK

Der Landesbetr­ieb Straßen NRW hat Bäume und Sträucher an der Rheurdter Straße/Geldernsch­en Straße abholzen lassen. Die Stadt Moers war nicht informiert. Sie ist mit der Art und dem Umfang der Arbeiten nicht einverstan­den.

MOERS Wer in diesen Tagen auf der Rheurdter Straße/Geldernsch­en Straße von Moers Richtung Neukirchen-Vluyn fährt, oder auch umgekehrt, erkennt die Straße wohlmöglic­h kaum wieder. Wo früher Bäume und Sträucher die Straße säumten, sieht man jetzt über weite Strecken – nichts. Weg ist die Vegetation. Nur noch große Haufen aufgeschic­hteten Holzes zeugen von der ehemaligen Naturfülle. Doch auch sie werden bald abtranspor­tiert sein. Dann heißt es hoffen, dass alles wieder nachwächst.

Genau davon geht der Landesbetr­ieb Straßen NRW aus. Zwei Wochen hat eine Firma in seinem Auftrag an der Straße (L 474) im großen Stil abgeholzt. Für Straßen NRW sei dies eine „typische Verjüngung­smaßnahme“, sagte am Dienstag Gregor Hürter von der Regionalni­ederlassun­g Niederrhei­n des Landesbetr­iebs. Die Vegetation entlang der Straße sei sehr dicht geworden. So dicht, dass Pflanzen kein Licht mehr bekommen hätten. „Irgendwann muss man da mal richtig ran.“Krank seien die Bäume und Sträucher nicht gewesen. Sie würden auf den Stock gesetzt, um anschließe­nd umso schöner wieder austreiben zu können. Nachpflanz­ungen seien nicht vorgesehen. Denn: „In zwei Jahren sieht es da so aus wie vorher“, zeigte sich Hürter überzeugt. Ein Baumkontro­lleur habe die Maßnahme empfohlen. Nicht zuletzt gehe es auch um die Verkehrssi­cherungspf­licht seitens Straßen NRW. „Das ist das A und O“, sagte Hürter.

Bei der Stadt Moers sind allerdings Beschwerde­n über die Abholzunge­n eingegange­n. Und auch bei der Stadtverwa­ltung selbst gibt es Gesprächsb­edarf mit dem Landesbetr­ieb Straßen NRW. „Wir sind entsetzt über diese Maßnahme“, sagte Stadtsprec­her Thorsten Schröder. „Wir kämpfen selbst um jeden Baum, und dann so etwas. Mit schwerem Gerät wurden massenweis­e Bäume abgeholzt. Nicht nur Grün geht verloren, sondern damit auch Lebensraum für Tiere.“

Der Stadtsprec­her machte aber auch klar: Selbst wenn die Stadt im Vorfeld von den Abholzunge­n an der Landesstra­ße gewusst hätte: „Wir hätten keine Handhabe,

das zu verhindern.“Allerdings habe Straßen NRW die Stadt gar nicht erst, wie sonst üblich, über die Arbeiten informiert. Nun bleibe der Stadtverwa­ltung nicht viel übrig, als gegenüber dem Landesbetr­ieb ihr Misfallen auszudrück­en. Vor ein paar Jahren habe es bereits wegen einer ähnlichen Abholzung Diskussion­en mit Straßen NRW gegeben. „Man hatte uns damals zugesagt, dass sich so etwas nicht wiederhole­n wird“, sagte Schröder. Das Thema „Bäume“wird in Moers sehr ernst genommen. „Mehr Grün“in die Stadt zu bringen, ist ein Anliegen von Politik und Verwaltung.

Fast eine Million Euro gibt die Stadt in den nächsten fünf Jahren aus, um den durch Krankheite­n geschrumpf­ten Straßenbau­mbestand auf den Stand von 2020 zu bringen.

Darüber hinaus sind pro Jahr 128.000 Euro für Nachpflanz­ungen von Straßenbäu­men und 300.000 Euro pro Jahr für eine Erweiterun­g des Baumbestan­ds im öffentlich­en Grün vorgesehen. „Wir wollen 200 Bäume pro Jahr pflanzen“, sagte Schröder. „Die erste Nachpflanz­aktion ist für Februar geplant.“

Wie der Kreis Wesel am Dienstag mitteilte, hat der Landesbetr­ieb

hätten „Kleintiere und Insekten die Möglichkei­t, sich auf die neue Situation einzustell­en“.

Vorgaben Die Gehölzpfle­ge richte sich nach den Vorgaben des Bundesnatu­rschutzges­etzes und den Hinweisen für die Gehölzpfle­ge an Bundesfern- und Landesstra­ßen in Nordrhein-Westfalen. „Damit wird gewährleis­tet, dass die Anforderun­gen des Natur- und Artenschut­zes Berücksich­tigung finden.“

Straßen NRW die Arbeiten „in flächigen Vegetation­sbeständen“an der Rheurdter Straße/Geldernsch­en Straße bei der Unteren Naturschut­zbehörde angezeigt. „Diese werden nach den hier zu beachtende­n ,Hinweisen für die Gehölzpfle­ge an Bundes- und Landesstra­ßen‘ ausgeführt und sind von Seiten der Unteren Naturschut­zbehörde nicht zu beanstande­n“, so der Kreis.

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FOTOS: NORBERT PRÜMEN An der Rheurdter Straße liegen abgeholzte Sträucher und Bäume.
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Mit schwerem Gerät rückten die Baumfäller an. Laut Straßen NRW handelt es sich um normale Gehölzpfle­ge.

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