Rheinische Post - Xanten and Moers

Von Beginn an ein Wagnis

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Ein strategisc­hes Bündnis aus Fünfen: zwei Großen und drei Kleinen, Politikneu­lingen und alten Hasen – das kann gutgehen, tut es oft aber nicht.

Die Gefahr, dass sich Partner auseinande­rleben, dass sich die einen nicht gehört und die anderen übersehen fühlen, dass man sich gegenseiti­g blockiert und am Ende das gemeinsame Ziel aus den Augen verliert, wächst mit der Größe des Zusammensc­hlusses. Wer in einer solchen Situation nicht kommunizie­rt, findet nicht mehr zusammen. Das ist in der Politik nicht anders als im Leben.

Das Moerser Fünferbünd­nis war von Beginn an ein Wagnis – geschmiede­t, um eine bewährte Kooperatio­n (das „Bündnis für Moers“aus SPD, Grünen und Grafschaft­ern) fortzusetz­en, die der Wähler so nicht mehr haben wollte. Aus der Kommunalwa­hl 2020 ging bekanntlic­h die CDU als stärkste Fraktion hervor. Am Ende entschiede­n sich die zweiten Sieger – die Grünen – gegen SchwarzGrü­n. Wer böse sein will, könnte nun sagen: „Das habt Ihr nun davon!“Doch darum geht es in der Politik nicht.

Fest steht: Für die Mitglieder im Stadtrat wird die Entscheidu­ngsfindung in Zukunft vermutlich anstrengen­der. Es gibt keine natürliche­n Mehrheiten mehr, auf die sich die eine oder andere Fraktion blind verlassen kann. Jeder muss für sich und seine Überzeugun­g einstehen und werben. Für das Demokratie­verständni­s ist das nicht die schlechtes­te Entwicklun­g. Julia Hagenacker

gab ein Papier mit Zielen, mit dem wir uns abgesehen aller satirische­n Aspekte identifizi­eren konnten. Davon wurde die Fachstelle für Demokratie verwirklic­ht und die Existenz dieses Papiers dann vergessen. Unsere Frage, wie die dort genannten Ziele denn nun verfolgt werden, führte bei SPD und Grünen zu großer Verwunderu­ng.“

Hinzu komme die Erfahrung, dass die SPD-Spitze aus Verwaltung­shandpuppe­n bestehe, heißt es weiter. Die Grundhaltu­ng sei: Wenn die Verwaltung etwas nicht will, kann man ja nichts machen. „Das Bewusstsei­n, dass da der Schwanz mit dem Hund wedelt, fehlt“, sagen Born und Müller. Effektiv werde Moers von einer Verwaltung geleitet, deren Handeln von Formalismu­s und übergroßer Vorsicht geprägt sei, lautet das Fazit der Fraktionsv­orsitzende­n. „Insgesamt sehen wir hier im Kleinen genau das, was Deutschlan­d im Großen in den Sinkflug bringt“, so Born und Müller. „Manche sagen, das hätte uns vorher klar sein können. Mag sein. Dann waren wir damals jung und naiv und sind heute nur noch jung. Jedenfalls: Für uninspirie­rte Realsatire und das Durchwinke­n von Stillstand sind wir nicht zu haben.“

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