Rheinische Post - Xanten and Moers
Feuerwerker rechnen mit Silvester-Boom
Die Pyro-Brothers mit Marcel Filz aus Rheinberg haben die Corona-Jahre mit Ach und Krach überstanden. Jetzt profitieren sie von der neuen Lust am Feiern, die auch die Freude an Höhenfeuerwerken einschließt.
RHEINBERG/NEUKIRCHEN-VLUYN Marcel Filz ist optimistisch. Silvester kann aus seiner Sicht ein Knaller werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Seit 14 Jahren sind der Wallacher und sein Kollege Michael Stranz aus Ratingen als Pyro-Brothers unterwegs. Damals machten sie sich als Pyro-Techniker selbstständig. Anfangs nebenberuflich, später hauptberuflich. Und dann kam der große Einbruch mit Corona. 2020 und 2021 fiel das Geschäft mit Böllern und Raketen weitgehend ins Wasser. „Wir haben nur überlebt, weil wir das Glück hatten, dass wir bei einigen großen Veranstaltungen unsere Arbeit machen konnten“, erzählt Marcel Filz.
Dieses Jahr soll alles anders werden. Besser. „Die Leute haben in diesem Jahr wieder gerne und viel gefeiert. Und das wird sich nach allen Prognosen, die wir kennen, auch am Silvesterabend fortsetzen“, so der 43-Jährige. Es gebe zwar Böllerverbotszonen – zum Beispiel in der Nähe von Tierheimen –, grundsätzlich seien Feuerwerke an Silvester aber erlaubt. Und die Vorfreude darauf ist offenbar riesengroß. Die Pyro-Brothers sind darauf eingestellt. 24 Tonnen frisches Material haben sie eingelagert – in einem ehemaligen Bundeswehrbunker in Reken im Münsterland.
Marcel Filz: „Von Knallerbsen für Kinder, 50 Stück zu zwei Euro, bis zum zweieinhalbminütigen HighEnd-Feuerwerk für 420 Euro haben wir alles im Angebot. Alles Fachhandelsware und nicht mit dem zu vergleichen, was es in Discountermärkten zu kaufen gibt.“
Die Pyro-Brothers haben diesmal eine zentrale Verkaufsstelle eingerichtet: eine Halle des Unternehmens Pro Event in NeukirchenVluyn an der Hartefeldstraße 42. Dort läuft der Handel am Donnerstag, 29. Dezember, und am Freitag, 30. Dezember, jeweils von 9 bis 18 Uhr, und am Silvester-Samstag, 31. Dezember, von 9 bis 12 Uhr.
Von großen Herstellern und auch von Kollegen aus den feuerwerksverrückten Niederlanden hören die Pyro-Brothers, dass allgemein damit gerechnet wird, dass die Regale mit Raketen, Knallfröschen und ChinaBöllern nach Weihnachten schnell ausverkauft sein werden. Viele große Hersteller von Feuerwerkskörpern verlassen sich offenbar darauf, dass die in den vergangenen Jahren liegengebliebenen Vorräte ausreichen.
Filz geht davon aus, dass das vorhandene Material nicht ausreichen wird. Zumal er auch damit rechnet, dass sich viele Holländer in Deutschland eindecken werden. Der Pyro-Experte: „In den Niederlanden ist der Verbrauch von Silvester-Feuerwerkskörpern
vier Mal so hoch wie bei uns.“Der Wallacher wehrt sich gegen das schlechte Image seiner Zunft, was zum Beispiel die Umweltverschmutzung angeht. Feuerwerkskörper aus dem Fachhandel, wie die Pyro-Brothers sie anbieten, seien inzwischen zu 95 Prozent aus recyceltem Material gefertigt und enthielten auch keine giftigen Stoffe. Marcel Filz: „Auch die Feinstaubbelastung ist zu vernachlässigen ebenso das Müll-Problem. Da, wo Menschen zusammenkommen, entsteht immer Müll. Wenn sich jeder an die eigene Nase packt und vor seiner eigenen Tür oder da, wo er gefeiert hat, aufräumt, sollte eigentlich alles in Ordnung sein.“
Die Pyro-Brothers sind inzwischen zu fünft. Einige von ihnen sind an Silvester bei einer Veranstaltung in Hoerstgen eingesetzt. Marcel Filz hingegen gönnt sich einen Abend mit der Familie, mit seiner Frau, der elfjährigen Tochter und dem eineinhalbjährigen Sohn. „Silvester haben wir nicht so viel zu tun wie oft angenommen wird“, so der Wallacher: „Da machen die meisten Leute ihr eigenes Feuerwerk.“