Rheinische Post - Xanten and Moers
Kritik an Uni-Verbot in Afghanistan
Die Taliban haben die Rechte von Frauen im Land weiter eingeschränkt.
KABUL (dpa/epd) Der Ausschluss von Frauen aus den Universitäten in Afghanistan stößt weltweit auf scharfe Kritik. UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich zutiefst beunruhigt über die Anordnung der Taliban vom Dienstag, der weiblichen Bevölkerung den Zugang zur höheren Bildung zu verwehren. Auch die EU, die USA und Deutschland kritisierten die Entscheidung. Guterres erklärte, die Maßnahme der radikalislamischen Taliban habe verheerende Auswirkungen auf die Zukunft des Landes. Der UN-Generalsekretär forderte die international nicht anerkannten Behörden auf, den gleichberechtigten Zugang zu Bildung auf allen Ebenen für Frauen und Mädchen zu gewährleisten.
Die Taliban, die im Sommer vergangenen Jahres die Macht in Kabul an sich rissen, hatten am Dienstag angekündigt, Studentinnen den Besuch von Universitäten zu verwehren. Wie der Sender Tolo News berichtete, wurde eine entsprechende Anweisung vom Bildungsministerium veröffentlicht. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell reagierte empört. Die EU verurteile die Entscheidung der Taliban aufs Schärfste, erklärte er auf Twitter. Er sprach von einem „weltweit einzigartigen Schritt“, der die Rechte der Afghaninnen und Afghanen verletze.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte auf Twitter, indem die Taliban die Zukunft von Mädchen und Frauen zerstörten, hätten sie entschieden, die Zukunft ihres Landes zu zerstören. Doch auch wenn die Taliban Frauen unsichtbar machen wollten, hätten sie damit keinen Erfolg. Die Welt behalte sie im Auge. Auch US-Außenminister Antony Blinken betonte, solange die Taliban nicht die Rechte der ganzen afghanischen Bevölkerung respektierten, könnten sie kein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft werden.
Seit dem Abzug der Truppen und der Machtübernahme der Taliban im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte massiv eingeschränkt. Mädchen und Frauen sind vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Auch weiterführende Schulen ab der siebten Klasse sind für Mädchen seit dem Machtwechsel geschlossen. In dem Land ist Frauen seit Kurzem sogar der Besuch in öffentlichen Parks und Fitnessstudios untersagt.
Nur wenige Stunden vor der Ankündigung beklagte die neue UNSondergesandte für Afghanistan, Rosa Otunbajewa, eine Verschärfung des Taliban-Regierungskurses bei einer Rede in New York. „Wir haben eine Reihe von Einschränkungen erlebt, die besonders für Frauen schädlich sind“, sagte Otunbajewa: „Ihr sozialer Raum wird nun ebenso eingeschränkt wie ihr politischer Raum.“Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW ) nannte das Verbot eine „beschämende Entscheidung“.