Rheinische Post - Xanten and Moers
„Nadeln können regelrecht explodieren“
Der Versicherungsexperte und Feuerwehrmann über das richtige Verhalten, wenn Baum oder Kranz brennen.
DÜSSELDORF Tausende Schäden entstehen jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit, verursacht durch Kerzen am Adventskranz oder am Christbaum. Kai Kuklinski ist Vertriebsvorstand beim Kölner Versicherungskonzern Axa. Der 53-Jährige lebt in Ratingen und ist seit 35 Jahren ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Das Thema Sicherheit liegt ihm daher doppelt am Herzen.
Herr Kulinski, werden Sie an Heiligabend echte Kerzen am
Baum haben?
KUKLINSKI Wir werden einige elektrische LED am Weihnachtsbaum haben, dafür aber echte Kerzen an einem Adventskranz – das gehört Weihnachten einfach dazu.
Kerzenlicht ist schöner als künstliches, aber welche Gefahren lauern? KUKLINSKI Der beste Brand ist der, der gar nicht erst entsteht. Daher die wichtigste Regel: Brennende Kerzen nie unbeaufsichtigt lassen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn kleine Kinder im Raum sind, die zum Beispiel Kerzen umstoßen könnten, oder auch Haustiere. Beim Herunterbrennen dürfen die Kerzen keine brennbaren Materialien erreichen. Insbesondere trockene Nadeln brennen sehr schnell. Und man muss beim Verlassen des Raumes prüfen, ob die Kerzen wirklich aus sind. Ein Eimer Wasser oder ein Feuerlöscher sollten greifbar sein. Wichtig sind auch Rauchmelder, die Brandgase oder Hitze registrieren.
Können Sie beschreiben, wie sich ein Feuer in der Wohnung üblicherweise ausbreitet?
KUKLINSKI Wenn der Baum trocken ist, können die einzelnen Nadeln aufgrund von Hitze regelrecht explodieren. Es kommt zu einer Kettenreaktion – der Baum brennt in Sekundenschnelle. Der Hintergrund dafür liegt in der Dichte der Nadeln von Fichten oder Tannen, die zudem aus kleinen Harznestern bestehen. Werden die erhitzt, verflüssigt sich das Harz und verdampft. Dieser Dampf baut einen so hohen Druck auf, dass das pflanzliche Gewebe um die Nester wie bei einer Explosion auseinandergerissen wird. Der Harzdampf verbrennt und löst eine Kettenreaktion aus. Die Flämmchen springen von Nadel zu Nadel, Augenblicke später steht der ganze Baum in Flammen. Aufgrund der Schnelle der Brandreaktion kann der Baum umstürzen, die Einrichtung der Wohnung fängt Feuer.
Was raten Sie, dann zu tun? KUKLINSKI Grundsätzlich: Ruhe bewahren! Wenn das Feuer gerade entsteht, kann man versuchen, den Brandherd zu löschen. Aber nur, wenn man sich selbst dabei nicht gefährdet. Wenn das nicht geht, den Brandort verlassen, die Türe schließen, andere warnen und die Feuerwehr rufen. Zur Vermeidung einer
Rauchgasintoxikation die Wohnung verlassen. unbedingt
Welche Versicherung greift nach einem Wohnungsbrand?
KUKLINSKI Die Wohnungseinrichtung und auch die Weihnachtsgeschenke sind über die Hausratversicherung abgedeckt. Sie kommt nicht nur für Brandschäden, sondern auch für Schäden durch Löschwasser auf. Das Haus ist über die Wohngebäudeversicherung geschützt. Wird ein Dritter geschädigt, ist das in der Regel ein Fall für die private Haftpflichtversicherung. Ein Brandschaden sollte möglichst umgehend dem Versicherer gemeldet werden.
Wie haben sich die Schadenszahlen entwickelt?
KUKLINSKI Noch immer zählen die deutschen Versicherer in der Adventszeit und an Silvester Tausende zusätzlicher Brände. 2021 waren es rund 7000. Das ist ein deutlicher Rückgang, 2012 waren es 11.000. Trotzdem: Jeder Brand ist ein Brand zu viel. Ich würde mir wünschen, dass die Zahlen noch weiter sinken. Ein gutes Sicherheitsbewusstsein kann dabei helfen – im Umgang mit Feuer, aber auch mit Elektrogeräten und Mehrfachsteckdosen.
DÜSSELDORF (dpa) In den Waffenverbotszonen, die vor einem Jahr in Köln und Düsseldorf eingerichtet wurden, sind von der Polizei seither rund 350 Gegenstände wie Messer sichergestellt worden, die unter das Verbot fallen. Dies sei bei fast 17.200 Kontrollen geschehen, teilte das NRW-Innenministerium am Mittwoch mit. Damit kam bei etwa jeder 50. Kontrolle eine Waffe ans Licht. Seit Dezember 2021 sind die Düsseldorfer Altstadt, die Kölner Ringe und die Zülpicher Straße in Köln zu bestimmten Zeiten Waffenverbotszonen.