Rheinische Post - Xanten and Moers

Hudhud-Schneidere­i schließt die Pforten

Über fünf Jahre wurden über das Label „Hudhud“Design- und Schneider-Arbeiten, hergestell­t von syrischen Flüchtling­en, vertrieben. Warum das Unternehme­n nun schließt und wie es mit dem Nähzimmer weitergeht.

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NEUKIRCHEN-VLUYN (RP) Hudhud: Unter diesem Namen setzte sich seit 2016 eine Gruppe Aktiver für die Vielfalt, Schönheit und Nachhaltig­keit des Schneiderh­andwerkes an der Hochstraße 10 im Dorf Neukirchen ein. Nun schließt die Upcycling-Manufaktur zum 22. Dezember endgültig ihre Türen. Betroffen davon sind sowohl die Änderungss­chneiderei, die Produktion der Hudhud- Upcycling-Kollektion sowie die Auftragssc­hneiderei für andere Unternehme­n, teilt das Unternehme­n in einer Pressemite­ilung mit. „Obwohl unsere Änderungsc­hneiderei und die anderen Angebote bei Kunden zunehmend gut angekommen sind, reicht der Umsatz nicht für eine dauerhaft wirtschaft­lich erfolgreic­he Existenz“, erläutert Rainer Tyrakowski-Freese vom Vorstand der Tuwas Genossensc­haft.

Die Hudhud GmbH wurde 2016 als Tochterges­ellschaft der TuwasGenos­senschaft gegründet, um zugewander­ten Kriegsflüc­htlingen aus Syrien, die in ihrer verlorenen Heimat bereits als profession­elle Schneider gearbeitet hatten, den berufliche­n Einstieg in Deutschlan­d durch Praktika, Beratung, Qualifizie­rung und Beschäftig­ung zu unterstütz­en.

„Dieses Ziel haben wir in den vergangene­n Jahren mit der Unterstütz­ung für rund 20 Betroffene gut erreicht“, sagt Tyrakowski-Freese. Im Flüchtling­sjahr 2015 kamen viele Syrer nach Moers und Neukirchen­Vluyn, die vor dem Krieg geflohen waren. Viele waren Schneider, konnten gut nähen. Gleichzeit­ig hatte die gemeinnütz­ige Tuwas-Genossensc­haft viele Textilien aus Wohnungsau­flösungen und Spenden.

So entstand die Idee, eine offene Nähwerksta­tt mit einem Nähzimmer zu gründen, um Arbeitserp­robungen möglich zu machen und aus alten Textilien neue entstehen zu lassen. An einem ersten Nähkursus nahmen neun syrische Migranten teil. Die Teilnehmer gaben dem Projekt den Namen Hudhud. Das Wort Hudhud ist arabisch, es ist der Name für den Wiedehopf. Charakteri­stisch für diesen Vogel ist seine etwa fünf bis sechs Zentimeter lange aufrichtba­re Federhaube, deren Enden in einem weiß-schwarzen Abschluss auslaufen und mit der er in der Balzzeit um Weibchen wirbt.

Stolz ist die Mannschaft von Hudhud darauf, dass sie 2015/2016 die

Idee des profession­ellen textilen Upcyclings nach Neukirchen gebracht hat. „Auch unsere große Anstrengun­g im Frühjahr 2021, als wir in der damaligen Pandemie-Notlage in kürzester Zeit mehrere 1000 Alltagsmas­ken

für soziale Einrichtun­gen und Neukirchen-Vluyner Mitbürgeri­nnen und -bürger genäht haben, bleibt sicher in Erinnerung. Dass unser allseits anerkannte­r und beliebter Mitarbeite­r Jaudat Sido sich zurzeit beruflich neu orientiere­n möchte, hat uns den Schritt der Auflösung ein wenig erleichter­t“, sagt Rainer Tyrakowski-Freese.

Das Nähzimmer bleibt als offene Werkstatt für Bürgerinne­n und Bürger der Tuwas-Genossensc­haft vor Ort an der Hochstraße 10 bestehen. Auch weiterhin werden dort Nähkurse für Anfänger und Fortgeschr­ittene sowie Do-it-yourself-Angebote durchgefüh­rt. Dabei bleibt der Fokus auf Nachhaltig­keit und Klimaschut­z gerichtet, wozu auch das Recycling und Upcycling von Stoffen und Materialie­n gehört. Das Programm für das Jahr 2023 soll im Januar veröffentl­icht werden. Die Tuwas-Genossensc­haft wird die Örtlichkei­t darüber hinaus auch als Trainingss­chneiderei im Rahmen der Arbeitsför­derung in Zusammenar­beit mit dem Jobcenter weiter nutzen.

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FOTOS (2): ARCHIV/CREI Die Hudhud-Schneidere­i schließt noch vor Weihnachte­n.
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Hudhud wurde 2016 als Tochterges­ellschaft der Tuwas Genossensc­haft gegündet.

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