Rheinische Post - Xanten and Moers
Der Tod muss warten
Die Fortsetzung des Animationsfilms „Der gestiefelte Kater“besticht mit Humor in einer rasanten Geschichte – und dem sexy „spanissen Akssent“der Hauptfigur.
(dpa) Man lebt nur neunmal – zumindest wenn man eine Katze ist. So sagt es der englische Volksmund, der den Vierbeinern also noch zwei Leben mehr schenkt als im deutschen Sprichwort. Im neuen US-Animationsfilm „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“geht es genau darum: Der in die Jahre gekommene Degenheld wird sich seiner Sterblichkeit bewusst und sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, sich seine Leben zurückzuholen.
Turbulent geht‘s los: Der gestiefelte Kater ist eine lebende Legende, feiert mit seinen Fans eine rauschende Party im Gouverneurspalast, tritt aber mit einem Kampf gegen die Garde ein Feuerwerk los und weckt damit einen Riesen. Den bezwingt er zwar äußerst elegant, wird aber durch einen dummen Umstand dennoch getötet. Ups. Aber Katzen haben ja bekanntlich viele Leben – nur dass die von dem flauschigen Degenhelden quasi aufgebraucht sind.
Denn der gestiefelte Kater starb vorher schon beim Stierlauf, Zechen, Pokern, Krafttraining, in einer Kanone, an einer Allergie und beim Backen. Ihm bleibt lediglich ein Leben, sein neuntes. Doch der Tod hat es satt, zu warten und will den Kater gleich selbst holen kommen – und dieser verspürt zum ersten Mal in seinem Leben Angst. Also begräbt er Gewand und Stiefel und zieht bei der schrulligen Mama Luna ein, wo er Stricksocken trägt und Trockenfutter frisst. Das wäre ein trauriges Ende, aber natürlich geht der Film da erst richtig los.
Der Kater hat von einem mysteriösen Wunschstern gehört, der ihm zu neuen Leben verhelfen könnte.
Klar, dass er – wenn auch etwas eingerostet – neue Hoffnung verspürt, seine Stiefel ausgräbt und sich auf die Suche macht. Doch auf ihn ist wohl ein Kopfgeld ausgesetzt. Bekannte Märchenfiguren – die wie schon in der „Shrek“-Reihe, von der der Kater ein Ableger ist, verballhornt werden – sind auf der Suche nach ihm. So tritt zum Beispiel das Goldlöckchen auf, das mit ihren drei Bären ebenfalls die Karte zum Wunschstern finden will. Und dann ist da noch Bösewicht Jack Horner.
Zum Glück ist der Kater nicht alleine unterwegs. Ihm folgt ein herzensgutes Hündchen, das kein Wässerchen trüben kann und das in dem gestiefelten Kater seinen neuen und einzigen Freund gefunden zu haben glaubt. Das ungleiche Team wird von Kitty Samtpfote komplettiert. Wer den ersten Teil, der 2011 im Kino lief, gesehen hat, wird sich an die grazile schwarze Katzendiebin erinnern.
Gegen Jack Horner und seine magischen Märchenfiguren, Zaubergegenstände und Goldlöckchens
Bärenfamilie müssen sich die drei ungleichen Partner behaupten. Und dann ist da ja noch der Tod, der dem gestiefelten Kater auf den Fersen ist... Die Lektion, die (fast) alle am Ende lernen: Freunde und Familie, ja Vertrauen, ist wichtiger und schöner als allein zu kämpfen. Und vielleicht reicht dann ja sogar ein einziges Leben aus.
Ein rundum vergnüglicher Familienfilm mit viel Witz, Charme und Tiefgang, tollen Animationen, Situationskomik und natürlich dem flauschigsten Helden seit Erfindung der Heldengeschichten, der mit seinem sexy „spanissen Akssent“für Stimmung sorgt. Im Original wird der von niemand Geringerem als Antonio Banderas gesprochen. Im Deutschen darf Benno Fürmann sein Spanisch-Kauderwelsch dafür auspacken.
„Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“, USA 2022 – Regie: Joel Crawford; mit den Stimmen von Benno Fürmann, Riccardo Simonetti und Oliver Kalkofe; 102 Minuten