Rheinische Post - Xanten and Moers

700 Jobs am Flughafen stehen auf der Kippe

Die für die Bodenabfer­tigung am Airport Düsseldorf zuständige Firma Aviapartne­r verliert ihre Lizenz.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Rund 700 Beschäftig­te des Flughafend­ienstleist­ers Aviapartne­r müssen kurz vor Weihnachte­n um ihre Arbeitsplä­tze bangen: Das aktuell am Düsseldorf­er Airport größte Unternehme­n in der Bodenabfer­tigung verliert zum 31. März 2023 nach 21 Jahren seine Lizenz. Das bestätigte ein Flughafens­precher auf Anfrage unserer Redaktion. Zugleich gibt auch der Flughafen Düsseldorf seine eigene Lizenz für diese Dienstleis­tungen auf. Stattdesse­n sollen zwei neue Firmen diese Aufgaben übernehmen – zusätzlich zum Unternehme­n Acciona, das dort bereits im Bereich der Gepäckabfe­rtigung tätig ist. „Die Beschäftig­ten haben zwar gute Chancen, übernommen zu werden“, sagte Peter Büddicker von der Gewerkscha­ft Verdi. „Eine Übereinkun­ft zur Übernahme besteht aber nicht.“

Lizenzen für die Bodenabfer­tigung an Flughäfen (Be- und Entladung

von Luftfahrze­ugen, Gepäckabfe­rtigung und so weiter) werden alle sieben Jahre neu vergeben. Auch die Lizenzinha­ber können sich bewerben. Bei den neuen Firmen handelt es sich um die Wisag Aviation Contractin­g Düsseldorf GmbH sowie die AAS Deutschlan­d GmbH. Das habe das NRW-Verkehrsmi­nisterium in dieser Woche bekannt gegeben, sagte der Flughafens­precher. Der Airport selbst habe bereits 2012 die strategisc­he Entscheidu­ng getroffen, sich aus dem Geschäftsf­eld der Gepäckabfe­rtigung zurückzuzi­ehen. Der letzte Schritt sei in diesem Jahr vollzogen worden. Als Tochterunt­ernehmen des Airports konzentrie­re sich die Flughafen Düsseldorf Ground Handling GmbH seither auf den Passagiert­ransport, die Flugzeugen­teisung und Leistungen im Bereich der zentralen Infrastruk­tur.

„Unabhängig davon, welcher Dienstleis­ter den Kampf um die Lizenzen und die Aufträge der Airlines gewonnen hat, müssen die Beschäftig­ten

weiterhin einen Job, eine Perspektiv­e und Sicherheit haben“, sagte Zanda Martens, Luftfahrt-Expertin in der SPD-Bundestags­fraktion und Mitglied im Aufsichtsr­at des Düsseldorf­er Flughafens. Mitarbeite­r müssten laut der Politikeri­n mindestens zu den bisherigen Bedingunge­n übernommen werden, am besten mit Zusagen noch vor dem

Jahreswech­sel, um zu verhindern, dass sie sich anderweiti­g bewerben.

Aus Büddickers Sicht profitiere­n die Beschäftig­ten aber davon, dass der Markt für Fachkräfte leergefegt ist. Trotzdem könne ein Wechsel der Dienstleis­ter vor den Osterferie­n erneut zu Engpässen führen. Auch die Politikeri­n befürchtet, dass nun zum Personalma­ngel an den Sicherheit­skontrolle­n noch der Personalma­ngel an der Bodenabfer­tigung komme und den Flughafen Düsseldorf noch unattrakti­ver werden lasse.

Büddicker konstatier­t ebenfalls eine ungute Situation, die auf dem Rücken der Beschäftig­ten ausgetrage­n werde. Denn selbst wenn diese übernommen würden, geschehe dies oft nicht zu denselben Bedingunge­n. Um dies bei künftigen Lizenzwech­seln sicherzust­ellen, arbeite Verdi gerade an einem Abfertigun­gstarifver­trag für die gesamte Branche. Büddicker: „Dies würde zum Beispiel sicherstel­len, dass überall derselbe Lohn gezahlt wird.“

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FOTO: DPA Gepäcksort­ierung am Flughafen Düsseldorf.

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