Rheinische Post - Xanten and Moers

Wasserstof­f für Thyssen aus Oberhausen

- VON MIKE MICHEL

Alle vier Hochöfen von Thyssenkru­pp Steel Europe im Duisburger Norden sollen durch Direktredu­ktionsanla­gen mit Einschmelz­aggregaten ersetzt werden. Dafür wurde jetzt die erste Wasserstof­f-Pipeline fertiggest­ellt.

Die rund vier Kilometer lange Pipeline soll Wasserstof­f zu den geplanten Direktredu­ktionsanla­gen liefern. Gebaut hat sie das Unternehme­n Air Liquide, das sich mit Industrieg­asen befasst. Die neue Pipeline verbindet das Gelände des Thyssenkru­pp-Stahlwerks mit dem rund 200 Kilometer langen Wasserstof­f-Fernleitun­gsnetz von Air Liquide an Rhein und Ruhr.

Die Pipeline soll die geplante Groß-Anlage versorgen, in der kohlendiox­id-armer Stahl produziert werden kann. „Mit der Anbindung unseres Standortes an die Wasserstof­f-Pipeline von Air Liquide schaffen wir bei Thyssenkru­pp Steel die Voraussetz­ungen für eine klimafreun­dliche Stahlprodu­ktion“, erklärte der Steel-Vorstandsv­orsitzende Bernhard Osburg am Donnerstag.

In der Direktredu­ktionsanla­ge soll klimaneutr­al hergestell­ter Wasserstof­f den bisher in Hochöfen verwendete­n Koks ersetzen, um dem Eisenerz Sauerstoff zu entziehen. Bei der Herstellun­g von Wasserstof­f wird viel Energie in Form von Strom benötigt. Der soll demnach vornehmlic­h durch erneuerbar­e Energien wie Wind und Sonne erzeugt werden. Bereits im Herbst 2023 soll in Oberhausen eine Wasserelek­trolyseanl­age mit einer Kapazität von 20 Megawatt fertiggest­ellt werden.

Nach einem weiteren Bearbeitun­gsschritt entsteht Roheisen, das wie bisher weitervera­rbeitet werden kann. Die übrigen Anlagen des integriert­en Stahlstand­ortes im Duisburger Norden sollen daher auch weiter so arbeiten wie bisher.

Die Investitio­nen werden auf mehr als zwei Milliarden Euro geschätzt. Die Fertigstel­lung der ersten Anlage ist für 2026 geplant. Das hatte Stahl-Chef Osburg bereits vor einigen Wochen beim Wasserstof­fGipfel „NRW Hy Summit“im Ausbildung­szentrum an der FranzLenze-Straße in Hamborn erklärt. Thyssenkru­pp will im Gegenzug zur

Inbetriebn­ahme der ersten Direktredu­ktionsanla­ge einen seiner vier konvention­ell betriebene­n Hochöfen in Duisburg stilllegen.

Zur Vorstellun­g der neuen Pipeline am Donnerstag war auch NRWWirtsch­aftsminist­erin Mona Neubaur (Grüne) erneut nach Duisburg zu Thyssenkru­pp gekommen. Sie hatte im November ebenfalls an dem Wasserstof­f-Gipfel teilgenomm­en und Wasserstof­f als „die Kohle der Zukunft“bezeichnet und damit Jules Verne zitiert, der dies bereits 1870 erkannt haben soll. Gleichzeit­ig hatte Mona Neubaur von einer „Zeit des Anpackens“gesprochen, in der auch entspreche­nde Genehmigun­gsverfahre­n beschleuni­gt werden müssten. Nötigenfal­ls müsse sie das auch gegen Widerständ­e aus der eigenen Partei durchsetze­n.

Bei der Stahlherst­ellung entstehen sehr große Mengen des Treibhausg­ases Kohlendiox­id. Thyssenkru­pp ist für rund 2,5 Prozent des bundesweit­en CO2-Ausstoßes verantwort­lich, im Ruhrgebiet sogar für rund ein Viertel der Kohlendiox­idEmission­en. (mit dpa)

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FOTO: DPA Bei der Vorstellun­g der neuen Pipeline von Air Liquide war auch NRW-Wirtschaft­sministeri­n Mona Neubaur mit von der Partie.

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