Rheinische Post - Xanten and Moers

Delta-Dorf wird nun doch abgebaut

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Das Land NRW wird das Zeltdorf für Geflüchtet­e nun doch nicht als zentrale Aufnahmeei­nrichtung weiterbetr­eiben. Darum gibt’s nun reichlich Ärger.

(ma) Eigentlich sollte alles ganz schnell gehen, das Zeltdorf an der Hamborner Straße tunlichst schon im November an das Land NRW übergeben werden. Doch nun sind die Übernahme und die Umwandlung in eine zentrale Erstaufnah­me-Einrichtun­g des Landes überrasche­nd gescheiter­t.

Die Bezirksreg­ierung Düsseldorf, sie führte fast zwei Monate lang die Verhandlun­gen, hat nach Informatio­nen dieser Zeitung angekündig­t, dem zuständige­n NRW-Familienmi­nisterium von einer Übernahme abzuraten. Daraufhin habe die Stadt Duisburg mit dem Abbau des „Delta-Dorfes“begonnen, um weitere unnötige Kosten zu vermeiden, bestätigt Stadtsprec­herin Anja Kopka auf Anfrage der Redaktion.

Zur Begründung für die Absage äußert sie sich nicht öffentlich, dem Vernehmen nach ist aber die Verärgerun­g in der Verwaltung groß. Hohe Kosten für Umbau und Energie sowie für das Catering soll die Bezirksreg­ierung nach Informatio­nen der Redaktion für den Verzicht auf die Übernahme angeführt haben.

Das ist, was die Heizkosten für die Zelte betrifft, verständli­ch. Sie allein sollen sich – je nach Außentempe­ratur – auf mehrere tausend Euro pro Tag belaufen. So ist es bemerkensw­ert, dass die Bezirksreg­ierung ihre Absage dem Vernehmen nach auch damit begründet, dass Zelte im Winter keine ideale Lösung für die Unterbring­ung von Menschen seien.

Denn das ist weder überrasche­nd noch neu. Warum, fragen sich Beteiligte an den zahlreiche­n Gesprächen und Ortstermin­en, benötigt die Bezirksreg­ierung sechs Wochen, um festzustel­len, dass Zelte für Geflüchtet­e im Winter hohe Heizkosten verursache­n können?

Groß ist der Ärger auch deshalb, weil nach Wahrnehmun­g der Duisburger die Bezirksreg­ierung bis zuletzt ihr starkes Interesse bekundet hatte, das Delta-Dorf dennoch ab Mitte Januar weiterzube­treiben.

Um eine reibungslo­se Übernahme zu ermögliche­n, war die Stadt in Vorleistun­g getreten. Nicht nur Zelte und Betten blieben stehen, auch gemietete Heizaggreg­ate und Container, ein Sicherheit­sdienst wachte über das Lager. „Auch für die Planung und die Umbauten der

Landesregi­erung sind Kosten entstanden“, begründet die Stadtsprec­herin auf Anfrage, warum die Stadt nun „auch im Sinne der Steuerzahl­er die Notbremse gezogen hat“. Die Stadt fürchte, nun auf den Kosten sitzenzubl­eiben. Sie sehe deshalb wenig Sinn darin, weiter Zeit und Geld in ein Projekt zu investiere­n, das keine Aussicht auf Realisieru­ng habe.

Auch Sebastian Eimers, der mit seinem Team das Leben im Flüchtling­slager seit Anfang Mai organisier­t hatte, blieb im Einsatz. Er hatte sich darum beworben, unter Landesregi­e das Gebäudeman­agement für das Delta-Dorf zu übernehmen. „Jetzt haben wir mit dem Abbau begonnen“, berichtete er am Mittwoch.

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FOTO: HANS BLOSSEY Das Zeltdorf am Autobahnkr­euz-Duisburg Nord wird wegen des Standorts auf dem ehemaligen Disco-Gelände „Deltadorf“genannt.

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