Rheinische Post - Xanten and Moers
Ein versuchter Staatsstreich
Der Abschlussbericht der Ermittler im USKongress zu den Ereignissen vom 6. Januar 2021 dokumentiert den mehrstufigen Plan Donald Trumps, als erster Präsident in der Geschichte der USA den friedlichen Übergang der Macht zu verhindern. Dieser begann mit der „großen Lüge“von den angeblich gestohlenen Wahlen und mündete in nackter Gewalt seiner radikalisierten Anhänger. In erschütternder Dichte beschreibt das Komitee, wie selbstverständlich Trump dabei auf rechtsradikale Schläger, QAnon-Verschwörer und weiße Nationalisten setzte. Nach der Lektüre des Berichts kann kein Zweifel daran bestehen, dass dies kein aus dem Ruder gelaufener Protest enttäuschter Anhänger war. Es handelte sich um nicht weniger als um einen versuchten Staatsstreich.
Die Regie führte der gekränkte Narzisst, der sich auf eine Gruppe zweifelhafter Gestalten wie seinen Hausanwalt Rudy Giuliani, Staatsrechtler John Eastman und willige Helfer wie Stabschef Mark Meadows stützte. Dass Trump dem Komitee vorwirft, eine Hexenjagd auf ihn zu veranstalten, entbehrt jeder Grundlage. Er hätte jede Chance gehabt, zur Aufklärung der Ereignisse beizutragen. Stattdessen setzte er die Republikaner unter Druck, ein Expertengremium nach Vorbild der Kommission zur Aufarbeitung des 11. September zu verhindern. Oder die Mitarbeit in einem gleichmäßig besetzten Komitee zu verweigern. Er selbst lehnte es ab, vor dem Untersuchungsausschuss auszusagen und seine Sicht der Dinge darzulegen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Sonderermittler Jack Smith ihn vor Gericht stellt. Und all die anderen mutmaßlichen Mitverschwörer, die wild dazu entschlossen waren, den Willen der Wähler zu pervertieren.
Der Report zum 6. Januar hilft, den schwersten Angriff auf die USA von innen zu verstehen. Er verdient die Aufmerksamkeit, die er erzeugt hat.