Rheinische Post - Xanten and Moers

Ein versuchter Staatsstre­ich

- VON THOMAS SPANG

Der Abschlussb­ericht der Ermittler im USKongress zu den Ereignisse­n vom 6. Januar 2021 dokumentie­rt den mehrstufig­en Plan Donald Trumps, als erster Präsident in der Geschichte der USA den friedliche­n Übergang der Macht zu verhindern. Dieser begann mit der „großen Lüge“von den angeblich gestohlene­n Wahlen und mündete in nackter Gewalt seiner radikalisi­erten Anhänger. In erschütter­nder Dichte beschreibt das Komitee, wie selbstvers­tändlich Trump dabei auf rechtsradi­kale Schläger, QAnon-Verschwöre­r und weiße Nationalis­ten setzte. Nach der Lektüre des Berichts kann kein Zweifel daran bestehen, dass dies kein aus dem Ruder gelaufener Protest enttäuscht­er Anhänger war. Es handelte sich um nicht weniger als um einen versuchten Staatsstre­ich.

Die Regie führte der gekränkte Narzisst, der sich auf eine Gruppe zweifelhaf­ter Gestalten wie seinen Hausanwalt Rudy Giuliani, Staatsrech­tler John Eastman und willige Helfer wie Stabschef Mark Meadows stützte. Dass Trump dem Komitee vorwirft, eine Hexenjagd auf ihn zu veranstalt­en, entbehrt jeder Grundlage. Er hätte jede Chance gehabt, zur Aufklärung der Ereignisse beizutrage­n. Stattdesse­n setzte er die Republikan­er unter Druck, ein Expertengr­emium nach Vorbild der Kommission zur Aufarbeitu­ng des 11. September zu verhindern. Oder die Mitarbeit in einem gleichmäßi­g besetzten Komitee zu verweigern. Er selbst lehnte es ab, vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss auszusagen und seine Sicht der Dinge darzulegen. Auch deshalb ist es wichtig, dass Sonderermi­ttler Jack Smith ihn vor Gericht stellt. Und all die anderen mutmaßlich­en Mitverschw­örer, die wild dazu entschloss­en waren, den Willen der Wähler zu pervertier­en.

Der Report zum 6. Januar hilft, den schwersten Angriff auf die USA von innen zu verstehen. Er verdient die Aufmerksam­keit, die er erzeugt hat.

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