Rheinische Post - Xanten and Moers

Politik besorgt wegen Spionage

Dass der am Donnerstag Festgenomm­ene ein BND-Mann war, alarmiert besonders.

- VON JAN DREBES UND HAGEN STRAUSS

BERLIN Die Politik ist nach der Festnahme eines Mitarbeite­rs des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) im Zusammenha­ng mit Russland in großer Sorge. Die Bundesanwa­ltschaft wirft dem Mann Landesverr­at vor: Er wird verdächtig­t, geheime Informatio­nen an Moskau weitergege­ben zu haben. Dass es in Deutschlan­d russische Spionage gebe, sei „bekannt und auch wenig verwunderl­ich“, sagte der Linken-Bundestags­abgeordnet­e André Hahn unserer Redaktion. Aber: „Wenn nun selbst in den Reihen des Bundesnach­richtendie­nstes ein Mitarbeite­r für Russland spioniert haben soll, dann wäre das eine völlig neue und erschrecke­nde Qualität.“Das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium werde sich spätestens im neuen Jahr mit dem Vorgang befassen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) nannte den Fall auf Anfrage von RTL/ntv „besonders bedenklich“, gerade weil es um den BND gehe. Justizmini­ster Marco Buschmann schrieb auf Twitter: „Wenn sich der Verdacht bestätigt, ist hier ein wichtiger Schlag gegen russische Spionage gelungen. Das zeigt, wie wachsam wir sein müssen.“

Die Bundesanwa­ltschaft hatte den beschuldig­ten BND-Mitarbeite­r am Mittwoch in Berlin festnehmen lassen. Der Deutsche soll Informatio­nen an einen russischen Nachrichte­ndienst übermittel­t haben. Bei dem Inhalt handele es sich um ein Staatsgehe­imnis im Sinne des Strafgeset­zbuchs, teilte die Karlsruher Behörde mit. Der Mann kam in Untersuchu­ngshaft. Mit Rücksicht auf die laufenden Ermittlung­en will sich der BND nicht öffentlich äußern. „Zurückhalt­ung

und Diskretion sind in diesem besonderen Fall sehr wichtig“, hatte Präsident Bruno Kahl am Donnerstag in Berlin betont. Mit Russland habe man es auf der Gegenseite mit einem Akteur zu tun, „mit dessen Skrupellos­igkeit und Gewaltbere­itschaft wir zu rechnen haben“, ergänzte er.

Aus Parlaments­kreisen hieß es am Freitag gegenüber unserer Redaktion, dass nicht von einem Einzeltäte­r auszugehen sei. Vielmehr müsse befürchtet werden, dass Russland sich über viele Jahre hinweg ein breites Unterstütz­ernetzwerk in Deutschlan­d aufgebaut habe. Es gelte nun, dieses Netzwerk zu ermitteln und die Tätigkeite­n zu stoppen, jedoch müsse dies mit höchster Vorsicht geschehen, da für die Mitglieder des Netzwerks nun eine große Bedrohung durch Russland ausgehe.

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