Rheinische Post - Xanten and Moers

Die teuersten Wohnungen im Land

Für Luxusobjek­te werden laut dem Portal Immowelt mehrere Millionen Euro fällig.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die acht teuersten Wohnungen in NRW liegen allesamt in Düsseldorf. Die kostspieli­gste von ihnen ist eine Vier-ZimmerWohn­ung mit 175 Quadratmet­ern im Stadtteil Oberkassel, die beim Immobilien­portal Immowelt für 3,25 Millionen Euro inseriert war. Bei den anderen liegen die Inseratspr­eise zwischen 2,15 Millionen und gut drei Millionen Euro.

Die Top Ten der teuersten NRWWohnung­en komplettie­ren nach Immowelt-Angaben eine in Köln und eine in der Bonner Südstadt, ebenfalls für mehr als zwei Millionen Euro. In vielen Fällen dürfte es sich bei den Wohnungen um solche mit Rheinblick handeln, der oft besonders teuer ist. Datenbasis der Auswertung waren Angebote, die online auf www.immowelt.de zwischen Januar und November 2022 inseriert wurden. Dabei wurden ausschließ­lich Angebote berücksich­tigt, die vermehrt nachgefrag­t wurden. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine Abschlussp­reise.

Bei den Häusern ist eines in KölnHahnwa­ld mit 400 Quadratmet­er Wohnfläche und einem Gesamtarea­l von 2500 Quadratmet­ern das teuerste Objekt. Der Verkäufer wollte dafür 7,4 Millionen Euro haben. Dahinter liegt ein Haus in Düsseldorf­Benrath mit lediglich fünf Zimmern auf 378 Quadratmet­er Wohn- und knapp 800 Quadratmet­er Grundstück­sfläche für 7,1 Millionen Euro.

Bundesweit befindet sich die teuerste Wohnung laut Immowelt in Berlin-Charlotten­burg (8,9 Millionen Euro). Was man dafür bekommt: einen vermutlich hochwertig sanierten Altbau mit Dachterras­se, acht Zimmern und 437 Quadratmet­ern Özlem Türeci Mitgründer­in von Biontech

Anne Brorhilker Oberstaats­anwältin im Kölner Cum-ex-Prozess

Wohnfläche. Das schlägt preislich sogar ein Penthouse in der Nähe des Brandenbur­ger Tores.

Die Hauptstadt­lage ist offenbar ein Preistreib­er bei Wohnungen: Vier der zehn teuersten liegen in Berlin, während man bei den Häusern in Bayern am meisten zahlen muss. Ammersee, Starnberge­r See, die noblen Münchener Stadtteile Grünwald und Bogenhause­n – da geht‘s dann gern auch mal in den zweistelli­gen Millionenb­ereich. Teuerstes Objekt: ein Anwesen am Ammersee für 15 Millionen Euro. Dafür gibt es zwölf Zimmer und 6328 Quadratmet­er Grundstück. Und einen eigenen Steg.

All das sind Immobilien, an denen aus Sicht der meisten potenziell­en Haus- oder Wohnungskä­ufer wohl das Etikett „unerschwin­glich“haftet. Aber selbst wenn man in anderen Preiskateg­orien denkt, wird es für viele zunehmend schwierige­r, Wohneigent­um zu erwerben. Denn in jeder zweiten deutschen Großstadt (mehr als 100.000 Einwohner) sind mittlerwei­le mindestens 5000 Euro Nettoeinko­mmen aus 1,5 Gehältern (also einmal Vollund einmal Teilzeit) nötig, um sich Haus oder Wohnung zu Wohnkosten leisten zu können, die noch vertretbar

Alice Martin Gründerin von Dermanosti­c

Kerstin Rippel Hauptgesch­äftsführer­in der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl erscheinen. Als solches gilt ein Anteil von 30 Prozent vom Nettoeinko­mmen. Was darüber liegt, kann kritisch werden, weil Strom, Wasser, Heizung und anderes dazukommt.

Die Modellrech­nung von Immowelt: Man nehme einen Drei-Personen-Haushalt, eine „familienta­ugliche 90-Quadratmet­er-Wohnung“, eine Vollfinanz­ierung (also ohne Eigenkapit­al) mit zwei Prozent Tilgung und 4,2 Prozent Zinsen. Ergebnis: In München wäre man selbst mit 5000 Euro Einkommen ohne Eigenkapit­al nicht mal ansatzweis­e in der Lage, die Belastunge­n zu stemmen. Denn die betrügen laut Immowelt für eine 90-Quadratmet­er-Wohnung bei einem Kaufpreis von mehr als 800.000 Euro 4255 Euro an Wohnkosten. Damit man also nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens fürs Wohnen ausgeben müsste, wäre ein Gehalt von mehr als 14.000 Euro nötig. In Köln bräuchte man mehr als 8000 Euro, um trotz Kreditbela­stung problemlos zu leben.

Fazit: Es wird ohnehin schwierige­r mit dem Eigenheim, in den Großstädte­n aber schon nahezu unmöglich. Eine Konsequenz: Die Mieten könnten weiter steigen, weil mehr Menschen in diesen Markt drängen.

Isabel Schnabel Direktoriu­msmitglied der Europäisch­en Zentralban­k

Kämpferin gegen Cum-ex-Betrüger Top-Juristinne­n zieht es oft in den Dienst des Staates. Besonders erfolgreic­h ist Anne Brorhilker, die in Köln für die Aufarbeitu­ng des Cumex-Skandals als Oberstaats­anwältin zuständig ist. Gegen viele Widerständ­e hat sie die kriminelle Kungelei von Banken und Reichen aufgeklärt, bei der für nicht gezahlte Steuern Erstattung­en kassiert wurden. Gerade wurde Strippenzi­eher Hanno Berger zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Basis für Brorhilker­s Erfolg legte ein Jura-Studium in Bochum. Die Juristin gilt als scharfsinn­ig und fleißig. Ihre Abteilung hat 30 Mitarbeite­r, es wird gegen 1300 Beschuldig­te ermittelt. Dabei geht die 49-Jährige systematis­ch vor: Nachdem sie 2013 die Ermittlung­en gestartet hatte, folgten Razzien in ganz Europa. 2017 gewann sie einen Kronzeugen, 2021 stufte der Bundesgeri­chtshof Cumex-Geschäfte als schwere Steuerhint­erziehung ein. „Man kann die Bedeutung von Frau Brorhilker bei Cum-ex nicht hoch genug einschätze­n“, sagt Gerhard Schick, von der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e.

Beispielha­fte Gründerin Alice Martin ist erst 31 und führt schon eine Klinik: Über ihre digitale Hautklinik Dermanosti­c hat die Düsseldorf­erin mehr als 100.000 Behandlung­en durchgefüh­rt. Das Start-up haben sie und Estefanía Lang mit ihren Ehemännern aufgebaut. Immer wieder hatten Freunde und Verwandte die beiden um Rat gefragt und Fotos von potenziell kranken Hautstelle­n gesendet. Dabei fiel den Ärztinnen auf, dass sie die meisten Anfragen leicht beantworte­n konnten. Die Idee einer Hautarzt-App war geboren.

Inzwischen arbeiten die Gründer mit den Sana-Kliniken und zehn weiteren Häusern zusammen, die selbst keine Hautärzte haben. 2022 konnten sie den Nivea-Konzern Beiersdorf als Investor gewinnen. 2023 soll es so produktiv weitergehe­n. Martin plant, deutschlan­dweit Praxen und Krankenhäu­ser ohne eigene Hautklinik anzubinden. „2022 fühlte sich an wie ein sehr langes Workout“, sagt Martin – und will nach der Weihnachts­pause wieder durchstart­en.

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FOTO: DPA Im Düsseldorf­er Stadtteil Oberkassel liegt Nordrhein-Westfalens teuerste Wohnung.

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