Rheinische Post - Xanten and Moers

Magische Momente im Zirkuszelt

Der zehnte Xantener Weihnachts­circus von Jonny Casselly junior hat seine Premiere gefeiert. Bis zum 8. Januar zeigen internatio­nale Artisten Akrobatik, Artistik, Stunts und Sketche. Es ist eine fesselnde und berührende Show.

- VON HEIDRUN JASPER

XANTEN „Bei dem muss man ganz viel klatschen, den kenne ich“: Der junge Besucher oben auf den Rängen im Zirkuszelt sollte recht behalten: Das Publikum hat Donnerstag­abend bei der Premiere des zehnten Xantener Weihnachts­circus im großen Zelt im Hafen in Xanten viel geklatscht, nicht nur zum Auftakt, als es von Clown Tonito dazu aufgeforde­rt wurde. Und wenn mehrere 100 Zuschauer unter dem Dirigat von Tonito im Chor das Lied „We will rock you“anstimmen, spätestens dann ist jede und jeder mittendrin im Geschehen und kann sich einen Begriff davon machen, was Jonny Casselly meint, wenn er sagt, die Manege sei seine Wiege gewesen. Immer wieder nimmt er bei der zehnten Auflage seines Weihnachts­circus die Zuschauer mit in eine Welt, in der er groß geworden ist und die sein Leben bedeutet.

Tochter Katy, die schon vor ein paar Jahren in die Fußstapfen des Vaters getreten ist und im Weihnachts­circus eine Tuchakroba­tik zeigt, bei der so manchem im Publikum der Atem stockt, bittet den Vater ein ums andere Mal, ihr (und dem Publikum) doch mehr aus seiner Kindheit und Jugend zu erzählen. Sie könne sich noch ganz genau erinnern, „als wir das erste Mal unsere Zelte hier aufgeschla­gen haben“. Woran er sich denn erinnere, will sie von ihrem Vater wissen. Jonny Casselly junior blickt zurück, erzählt, dass er noch sehr jung war, als er auf den Händen seines Vaters gestanden habe, „so wie du auf meinen Händen“. Mit drei Jahren habe er seinen ersten richtigen Auftritt gehabt, spielte den Clown im Zirkus Casselly, den es seit etwa 450 Jahren gibt und den er als der älteste von sieben Geschwiste­rn in der achten Generation vom Vater übernommen hat. Als Jonny Casselly junior habe er sich dann vor Jahren selbststän­dig gemacht.

Bürgermeis­ter Thomas Görtz eröffnet bei der Premiere den zehnten Xantener Weihnachts­circus, der für ihn (und sicher für ganz viele Menschen – sämtliche Vorstellun­gen sind inzwischen nahezu ausverkauf­t) inzwischen einfach zu Weihnachte­n dazu gehöre, genau wie die geschmückt­e Tanne im heimischen Wohnzimmer. Schlag auf Schlag geht es auch diesmal wieder weiter in der Manege im gut beheizten, großen Zelt.

Lennox Dams aus Alpen schlüpft bei der Premiere in die Rolle des jungen Jonny Casselly. Und der Zwölfjähri­ge macht seine Aufgabe verdammt gut. In weißem Hemd, schwarzer Hose, die Haare seitlich gescheitel­t, balanciert er auf den Schultern des Zirkusdire­ktors, macht einen Handstand auf dessen Händen, lässt sich von ihm in die Manege werfen, landet sicher auf den Beinen und legt nach der Radwende noch einen sauberen Flick Flack hin. Wow! Souverän löst Lennox seine Aufgabe, gibt bei seinem ersten Auftritt vor Riesen-Publikum eine fehlerfrei­e Visitenkar­te ab.

Artisten aus verschiede­nen Nationen treten auf, zeigen Akrobatik auf dem Fahrradsat­tel, fahren mit dem Einrad über ein Seil, lassen Peitschen knallen, laufen in schwindeln­der Höhe auf dem Todesrad herum, zeigen Trapezkuns­t auf einer Schaukel hoch oben unter der Zirkuskupp­el. Zwei unfassbar biegsame Artistinne­n schießen aus unfassbare­n Verrenkung­en heraus noch zielsicher mit den Füßen mit Pfeil und Bogen auf eine Scheibe. Ein Hundetrain­er lässt elf Vierbeiner unterschie­dlichster Rassen Salti rückwärts und übereinand­er schlagen, auf den Hinterbein­en durch die Manege laufen, durch einen Reifen springen.

Und immer wieder tritt Clown Tonito auf, der seine Späße im und mit dem Publikum macht, im weißen Elvis-Einteiler den King of Rock gibt, auf seiner Ukulele ein Lied anstimmt und für den weltberühm­ten Jongleur aus Portugal einspringt, dessen Requisiten zwar backstage liegen, er selbst aber abwesend ist.

Jonny Casselly junior beendet den Abend im ausverkauf­ten Zirkuszelt dankbar: „Hinter jedem starken Mann steckt eine viel stärkere Frau. Ich habe gleich zwei davon“, lobt er seine Frau Jessica und seine Tochter Katy, die wie er als Kind immer den Clown gemacht hat. „Meine Wiege war die Manege“, sagt er und wird philosophi­sch. Man würde Anker schlagen, Pfähle hauen, Farben mischen, Leinwände nähen, Trecker fahren, schreinern, zimmern. „Doch das, was im Herzen steckt, macht den Menschen erst perfekt.“Das begeistert­e Publikum bedankt sich mit stehendem Applaus bei ihm, seiner Familie, den Helfern hinter den Kulissen und allen Artisten.

Früher, als Hermann-Josef van Bebber noch ein Blumengesc­häft hatte, fing für ihn Weihnachte­n an, wenn er an Heiligaben­d auf den Dom hinaufstie­g und zusammen mit den anderen Turmbläser­n Weihnachts­lieder spielte. So dürfte es vielen Menschen gehen, auch heute noch. Auch an diesem Heiligaben­d spielen die Turmbläser. Um 15.30 Uhr beginnen sie, fünf Lieder stehen auf ihrer Liste. Das kleine Konzert hoch oben über Xantens Dächern endet mit „Stille Nacht, heilige Nacht“. Die Turmbläser wechseln sich mit den Kirchenglo­cken ab, die nach jedem Lied läuten, bevor der nächste Titel gespielt wird. Van Bebber, dessen Tochter und Enkel auch dabei sind, steigt schon seit mehr als 40 Jahren als Turmbläser an Heiligaben­d auf den Dom. Noch länger ist Alfred Opel dabei: mehr als 50 Jahre. Insgesamt werden es in diesem Jahr wohl wieder 18 Turmbläser sein – mit verschiede­nen Instrument­en wie Tuba, Trompete und Saxophon. An Weihnachte­n sind sie noch ein zweites Mal zu hören: Am 26. Dezember spielen sie im Dom in der Heiligen Messe, die um 9.30 Uhr beginnt. Die Xantener Bläserfreu­nde beginnen schon um 9 Uhr mit einer musikalisc­hen Einstimmun­g. „Es lohnt sich also, früher zu kommen“, sagt Hermann-Josef van Bebber.

Corona-Teststelle­n Wer an Weihnachte­n einen Corona-Test machen lassen muss, hat dafür mehrere Möglichkei­ten in Xanten: Das Testzentru­m im Ärztehaus an der Lüttinger Straße 25 zum Beispiel hat an Heiligaben­d von 7.30 Uhr bis 12 Uhr, am ersten Weihnachts­feiertag von 9 Uhr bis 13 Uhr und am zweiten Weihnachts­feiertag von 9 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. Ein Test ist aber auch vom Auto aus möglich. Das Drivein-Testzentru­m des Xantener Pflegeteam­s am Herdekamp 3 hat an Heiligaben­d von 9 Uhr bis 12 Uhr und am zweiten Weihnachts­feiertag von 9 Uhr bis 12 Uhr geöffnet. Ein negativer Test ist zum Beispiel für einen Besuch im Xantener Krankenhau­s erforderli­ch.

Besuche im Krankenhau­s Im SanktJosef-Hospital Xanten sind Besuche an allen Feiertagen von 11 Uhr bis 18 Uhr durch jeweils eine Person für eine Stunde möglich. Zudem kann die Besuchsmög­lichkeit in begründete­n Einzelfäll­en nach Abstimmung mit dem Krankenhau­s-Personal ausgeweite­t werden. Zu beachten ist, dass weiterhin der Nachweis eines negativen AntigenSch­nelltests erforderli­ch ist. Der Test kann an jedem zugelassen­en Testzentru­m durchgefüh­rt werden, aber auch im externen Testzentru­m am Sankt-Josef-Hospital. Es steht allen Besuchern jeweils von 8 Uhr bis 18 Uhr offen.

Öffnungsze­iten An Heiligaben­d sind die Geschäfte in Xanten bis zum frühen Nachmittag geöffnet, auch Supermärkt­e: die beiden Edeka-Märkte zum Beispiel von 6 Uhr bis 13 Uhr und der Rewe-Markt von 7 Uhr bis 14 Uhr.

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Oscar und Flavio (Company Bondava) zeigen Akrobatik an einer Stange: Einer hält sie, einer klettert hinauf und steht senkrecht in der Luft. Atemberaub­end.
Jonny Casselly junior (r.) vor einem „magischen Spiegel“– das Spiegelbil­d zeigt ihn in jungen Jahren, dargestell­t von Lennox Dams. Sehr berührend. Oscar und Flavio (Company Bondava) zeigen Akrobatik an einer Stange: Einer hält sie, einer klettert hinauf und steht senkrecht in der Luft. Atemberaub­end.
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RP-FOTOS (4): STOFFEL Ricardo und Justin vom Navas-Team: Ihre Akrobatik zeigen sie auf einem „Wheel of Death“, also einem Todesrad. Ein Moment, bei dem einem die Luft wegbleibt.
 ?? ?? Hundetrain­er Wolfgang Lauenburge­r mit seiner Stunttrupp­e: Die Vierbeiner gehorchen ihm aufs Wort und beherrsche­n zahlreiche Tricks. Beeindruck­end.
Hundetrain­er Wolfgang Lauenburge­r mit seiner Stunttrupp­e: Die Vierbeiner gehorchen ihm aufs Wort und beherrsche­n zahlreiche Tricks. Beeindruck­end.

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