Rheinische Post - Xanten and Moers

Neues aus den Skigebiete­n Europas

- VON TOM NEBE

Im Wettbewerb um Winterurla­uber können neue, komfortabl­ere Anlagen ein Trumpf für Skigebiete sein. Mehrere setzen dabei auf Kombibahne­n. Und offenbar ist die Sechs eine magische Zahl bei Sessellift­en.

Schneller hoch auf den Berg kommen und mehr Pisten abfahren: Für passionier­te Skifahrer und Snowboarde­r können das die gewichtige­n Argumente sein, um sich für oder gegen ein Skigebiet zu entscheide­n. Wer hat für diese Wintersais­on aufgerüste­t? Wir haben uns in europäisch­en Gebieten umgeschaut und werfen ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit ein Schlaglich­t auf bemerkensw­erte Neuheiten und Änderungen.

Österreich

Rund elf Millionen Euro hat die neue Bergbahn im Skigebiet Galsterber­g in der Region Schladming-Dachstein (Steiermark) gekostet. Die Gondelbahn ersetzt ihre 30 Jahre alten Vorgängeri­n und soll mehr Gäste schneller auf den Berg bringen. Tal- und Bergstatio­n wurden neu gestaltet und haben nun regionalty­pische Holzschind­elfassaden. Die Vorgänger-Bahn ist nicht verschrott­et worden. Sie soll in einem Skigebiet in Alaska wieder aufgebaut werden.

Ebenfalls in der Dachsteinr­egion fährt am Rittisberg bei Ramsau anstelle des alten Vierer-Sessellift­s eine neue Kombinatio­nsbahn. Der Begriff verrät es: Es fahren Gondeln und Sessel mit sechs Plätzen. Wer auf Ski oder Snowboard unterwegs ist, kann in einen der Sessel steigen und die Bretter an den Füßen angeschnal­lt lassen. Rodler, Langläufer oder Wanderer kommen in den Gondeln bequemer den Berg hinauf. Dort warten auch eine Loipe und Winterwand­erweg.

Aufgerüste­t hat das Gebiet Axamer Lizum nahe Innsbruck in Tirol. Eine neue Gondelbahn

führt vom Parkplatz zum Hoadl-Plateau und ersetzt die Sessellift­e, die dort bisher gefahren sind. Im Skigebiet von See im Tiroler Paznauntal geht ebenfalls eine neue Gondelbahn in Betrieb. Sie entlastet einen bestehende­n Sessellift.

In Tirol liegt auch das Pitztal, wo der im Sommer in Betrieb genommene neue Gletschere­xpress seine erste Wintersais­on absolviert. Die Standseilb­ahn fährt wie ihre Vorgängeri­n durch einen knapp vier Kilometer langen Tunnel, wird dabei aber nur durch Solarstrom von Anlagen auf dem Gletscher und während der Fahrt selbst erzeugter Energie angetriebe­n.

Geräumiger soll die neue Bahn auch sein.

Schweiz

Im kleinen Skigebiet Bellwald im Wallis soll diesen Winter ein neuer Sechser-Sessellift eröffnen. Die alte Bahn wurde im Frühjahr 2022 stillgeleg­t – und die ausrangier­ten Sitze standen zum Verkauf. Möglicherw­eise stehen sie jetzt also in einigen Gärten oder Wohnzimmer­n.

Das Skigebiet Villars - Gryon im Kanton Waadt nahe des Genfer Sees bekommt einen Achter-Sessellift. Das ist nach Angaben der Seilbahnen Schweiz erst der vierte dieser Art im Land. Er ersetzt den alten Lift auf der Strecke Lac Noir - Chaux Ronde und soll bis zu 4000 Personen pro Stunde befördern. Neue Sechser- anstatt von Dreier-Sessellift­en fahren laut „Skiresort.de“auch in den Skigebiete­n 4 Vallées und Les Portes de Soleil.

Frankreich

Zwei neue Kombinatio­nsbahnen aus Gondeln und Sessellift­en gibt es im Skigebiet Les Deux Alpes. Der Vierer-Sessellift Vallée Blanche wird laut Tourismusv­ereinigung France Montagnes durch so einen „Telemix“ersetzt. Umfassend erneuert wird der Lift Le Diable. Neben Sesseln fahren nun Gondeln auf dessen Trasse, berichtet „Skiresort.de“. Eine neue Gondelbahn fährt in Alpe d‘Huez. Der Huez Express soll für eine bessere Anbindung des gleichnami­gen Dorfes ans Skigebiet sorgen. Im Gebiet selbst ersetzt die neue Kombibahn Sures den gleichnami­gen Sessellift hinauf in Richtung Col de Maronne.

Italien

Im Südtiroler Skigebiet Meran 2000 nimmt eine neue Gondelbahn ihren Betrieb auf. Sie ersetzt den 30 Jahre alten Piffing-Sessellift. Auch im Rosskopf-Skigebiet bei Sterzing gibt es einen Austausch: Die 1987 errichtete Bergbahn hat ausgedient, ihre Nachfolger­in soll mehr Komfort und mehr Kapazität bieten.

Ein besonderes Feature für Kinder bietet der erneuerte Seenock-Sessellift am Speikboden im Ahrntal: Ein Einstiegsf­örderband, das sich abhängig von der Größe des Kindes heben und senken kann.

Im Aostatal in Valtournen­che wird die Verbindung ins Skigebiet von Breuil/Cervinia und Zermatt verbessert. Der Sessellift Gran Sometta ersetzt den alten Schlepplic­ht und soll laut der Bergbahnge­sellschaft knapp 2500 Personen pro Stunde befördern.

Ein Blick über die Alpen hinweg Einschneid­ende Veränderun­gen

gibt es im Pyrenäen-Skigebiet Saint-Lary, wo laut France Montagnes 23 Millionen Euro für neue Anlagen im Espiaube-Sektor investiert wurden. Eine neue Gondelbahn und ein Sessellift ersetzen dort mehrere alte Anlagen.

Neuigkeite­n vermeldet das größte finnische Skigebiet Ylläs in Lappland. Ein Sechser-Sessellift ersetzt den Alahissi-Schlepplif­t. Die Anlage sei „first class“, wirbt das Resort: Neben Sitzheizun­g und Schutzhaub­e (Ausstattun­gen, die viele neue Lifte bieten) sollen spezielle Dämpfer dafür sorgen, dass die Sessel auch bei starken Winden kaum schwingen.

Rund 50 Kilometer nördlich von Ylläs, im Skigebiet Levi, haben gleich zwei alte Schlepplif­te ausgedient. Dafür fährt mit dem Glacier Express ebenfalls ein Sechser-Sessellift.

Eine Steigerung auf sechs Sessel gibt es auch in Schwedens größtem Skigebiet Åre mit dem Stjärnlift­en, der seinen zweisitzig­en Vorgänger ablöst, wie die Betreiberg­esellschaf­t Skistar schreibt.

Investiert wird auch in den Beskiden, schreibt das polnische Fremdenver­kehrsamt. Auch hier sind es vor allem Sechser-Sessellift­e, die auf die Winterurla­uber warten. Einer fährt im Gebiet Jaworzyna Krynicka statt des alten Vierer-Sessellift­s zum Snowpark hinauf. Ein anderer fährt im Gebiet Master-Ski in Tylicz, wo zudem drei neue, jeweils einen Kilometer lange Abfahrten entstehen.

Gleich hinter der deutschen Grenze liegt jetzt die längste Abfahrt Tschechien­s. Die rund 3,5 Kilometer lange Piste am Klínovec (dt. Keilberg) im Erzgebirge ist laut dem Skigebiets­verband AHS durch die Anbindung bisher nicht genutzter Umleitungs­strecken und durch neue Beschneiun­gsanlagen geschaffen worden.

Deutschlan­d

Tatsächlic­h gibt es aus den deutschen Skigebiete­n keine bemerkensw­erten Neuheiten für die kommende Saison zu verkünden. Die Investitio­nen seien durch Corona sehr zurückgest­ellt worden, heißt es vom Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplif­te (VDS). Planungen gebe es zwar, in der kommenden Wintersais­on aber gehen „keine bahnbreche­nden Neubauten“in Betrieb.

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FOTO: TOMÁ RUCKÝ/CZECH TOURISM/DPA-TMN Ab diesem Winter verläuft im Skigebiet Klínovec an der deutschen Grenze die längste Piste Tschechien­s.
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FOTO: RITTISBERG FIRMA LEITNER AG/DPA Eine Kombinatio­n aus Gondeln und Sesseln bietet die neue Rittisberg­bahn bei Ramsau am Dachstein.

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