Rheinische Post - Xanten and Moers
Neue Wege gehen im selben Unternehmen
Ein Abteilungswechsel bedeutet mehr als nur der Umzug in ein anderes Büro: Nicht nur die fachlichen Anforderungen, sondern auch neue Gepflogenheiten können für den neuen Kollegen zur Herausforderung werden.
(tmn) Neues Jahr, neue Herausforderung: Das muss nicht unbedingt den Wechsel des Arbeitgebers bedeuten. Auch ein Abteilungswechsel – etwa in Zusammenhang mit einer Schulung – kann der beruflichen Weiterentwicklung dienen.
Um in den neuen Bereich hineinzuwachsen, sollten Beschäftigte die neuen Aufgaben vorsichtig angehen. Im Team sollten sie freundlich und neutral auftreten und eher zurückhaltend mit ihren Kommentaren sein. „Denn womöglich herrschen in der neuen Abteilung völlig andere Gepflogenheiten und Regeln als jene, die man bislang kennt“, sagt Karrierecoachin Ute Gietzen-Wieland.
Das heißt also: sich anpassen, herausfinden, wer in dem Team welche Bedeutung hat und einen Draht zu jedem Einzelnen aufbauen. Und natürlich weiterhin guten Kontakt zu den bisherigen Kollegen pflegen – so schafft man sich ein ideales Netzwerk. Was aber nicht bedeutet, dass man Interna aus der alten in der neuen Abteilung und umgekehrt verbreiten sollte. „Vertraulichkeit zu wahren, ist immer positiv und zeugt von Stil“, betont Gietzen-Wieland.
Aus ihrer Sicht ist es für den Neuling hilfreich, vor dem Abteilungswechsel zu erfragen, ob die künftige Stelle schon einmal besetzt war, man selbst also ein Erbe antritt, oder ob es sich um einen neu geschaffenen Posten handelt. Wer jemand anderem folgt, tritt womöglich in große Fußstapfen. Ist einem das bekannt, kann man sich darauf einstellen und um Hilfe bitten.
Ebenfalls von Vorteil ist es, wenn der Neuling weiß, ob sich eventuell jemand anderes aus dem Team Hoffnungen auf die Stelle, die man nun innehat, gemacht hatte. „Denn der unterlegene Bewerber könnte vielleicht neidisch sein und unter Umständen konterkarieren, dass sich der Neuling gut ins Team einfindet“, sagt die Karriereberaterin. In einem solchen Fall kann es ein guter Weg sein, auf denjenigen zuzugehen und sinngemäß zu sagen: „Mir ist bewusst, dass Du gerne meine Stelle gehabt hättest, aber der Vorgesetzte hat sich für mich entschieden, dafür kann ich nichts. Lass uns doch weiter konstruktiv zusammenarbeiten.“
Das Zwischenmenschliche ist das eine, das Fachliche das andere. Man sollte ein klares Bild von den Erwartungen haben, die Vorgesetzte an den Neuling haben. Einfach begeistert vorpreschen und sich mit Übereifer in die neue Arbeit stürzen, ist nicht unbedingt die optimale Vorgehensweise. Ist die Erwartungshaltung eindeutig, geht es darum, sich regelmäßig gezielt Feedback von oben zu holen.
Einfluss auf den bestehenden Arbeitsvertrag hat ein Abteilungswechsel zumeist nicht. „Oft macht der Arbeitgeber bei dem Beschäftigten einen Anhang oder eine Ergänzung zum Arbeitsvertrag, in dem der neue Aufgabenbereich beschrieben ist“, erklärt Jürgen Markowski, Fachanwalt für Arbeitsrecht. Juristisch sei das aber nur zwingend, wenn sich durch einen Wechsel etwas substanziell ändert. „Der Arbeitgeber kann sich auch auf sein Weisungsrecht berufen, nach dem ihm freisteht, Beschäftigte entsprechend ihrer Fähigkeiten in einer anderen Abteilung einzusetzen“, sagt Markowski. Sein Tipp: Sich vor einem Abteilungswechsel trotzdem immer vom Vorgesetzten ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen. So sind die bisherigen Leistungen nachgewiesen und der Wechsel erfolgt nicht ganz ohne Dokumentation. Denn ein Zurück in die alte Abteilung ist keine Rückversicherung.