Rheinische Post - Xanten and Moers
Rettungskräfte zu Silvester knapp besetzt
Auch bei Feuerwehr und Notärzten in Nordrhein-Westfalen fehlt wegen der Krankheitswelle Personal. Deshalb könnte es zum Jahreswechsel zu wenige Einsatzfahrzeuge geben. Land und Polizei warnen eindringlich vor illegalen Böllern.
DÜSSELDORF/KÖLN Nach zwei Jahren strikter Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie rechnen Polizeibehörden und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen zu Silvester mit einem massiven Einsatzaufkommen. Erschwerend hinzu komme Personalmangel infolge der Erkältungswelle bei Polizei, Feuerwehr und Notärzten. „Wir sind sowohl in den Krankenhäusern als auch im Rettungsdienst ziemlich gebeutelt wegen ungewöhnlich vieler Krankheitsausfälle“, sagte Alex Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Feuerwehr Köln, unserer Redaktion. Dies könne zu stundenweisen Ausfällen von Rettungsfahrzeugen führen, bis Ersatz gefunden sei, so Lechleuthner weiter: „Wir setzen deshalb an Silvester alle Einsatzkräfte ein, die verfügbar sind“, betonte der Notarzt.
Insbesondere illegale Böller bereiten den Sicherheitsbehörden und Rettungsdiensten Sorge. Diese
Knallkörper besitzen eine deutlich höhere Sprengkraft als die zertifizierten Kracher, die ab diesem Donnerstag in den Geschäften legal gekauft werden können.
Nordrhein-Westfalens Innernminister Herbert Reul (CDU) warnte vor den Gefahren: „Je lauter und explosiver, desto besser die Party. Das ist eine Logik, die ich nicht verstehe“, sagte er unserer Redaktion. „Und ich hoffe sehr, dass die Menschen die Finger von illegalen Böllern lassen. Das Zeug ist unberechenbar und lebensgefährlich.“Reul appellierte an die Vernunft der Feiernden: „Lassen Sie die Sektkorken knallen, aber keine illegalen Böller. Umsicht ist auch dieses Silvester das höchste Gebot. Die Kollegen der Polizei, der Feuerwehr und die Ärzte in den Notaufnahmen danken es Ihnen.“
„Es ist leider davon auszugehen, dass die Notaufnahmen wegen unsachgemäßen Gebrauchs von Knallkörpern wieder aus allen Nähten platzen werden“, sagte Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, und fügte hinzu: „Es fehlt mir jegliches Verständnis für die Leute, die illegale Böller kaufen und diese dann in aller Öffentlichkeit abfackeln.“
Auch Notarzt Lechleuthner warnt vor dem Kauf nicht zertifizierter Böller aus dem Ausland und vor selbst gebastelten Sprengkörpern. „Die sind unvorhersehbar in ihrer Wirkung,
und es kann beim Abbrennen zu gravierenden Verletzungen wie Verbrennungen kommen“, sagte er. „Unvorsichtig werden die Leute vor allem durch Alkohol. Der Klassiker ist: Man behält den Sprengkörper in der Hand und wirft das Feuerzeug weg“, so der Notfallmediziner.
Die Polizei bereitet sich mit einem Großaufgebot auf den Jahreswechsel vor – insbesondere auf den Feiermeilen in Köln und Düsseldorf werden massive Kräfte zusammengezogen, um mögliche Ausschreitungen direkt zu unterbinden. Aus dem Landesinnenministerium hieß es, dass zur Unterstützung der einzelnen Kreispolizeibehörden, falls nötig, der Einsatz von Kräften der Bereitschaftspolizei vorgesehen sei.
„Wir sind auf alles gut vorbereitet und hoffen, dass es friedlich bleibt“, sagte Polizeigewerkschaftschef Rettinghaus. „Wir werden zig Hundertschaften im Einsatz haben. Aber auch wir haben momentan eine hohe Krankheitsrate und müssen gucken, wie die Dienste besetzt werden“, betonte er.
Der Verband der Pyrotechnischen Industrie (VPI) mahnte zu einem sachgerechten Gebrauch der Knallkörper. „Knalltraumata kommen nicht aus heiterem Himmel. Sie können nur entstehen, wenn sich Anwender nicht an den richtigen Umgang mit Feuerwerk halten. Nicht selten auch, weil die nötige Ernsthaftigkeit und Aufsicht fehlt“, betonte VPI-Vorstand Michael Kandler.
In Köln wird es in der Silvesternacht eine feuerwerksfreie Zone rund um den Dom geben. In diese Zone dürfen keine Böller, Raketen oder anderes Feuerwerk mitgenommen werden – dazu gehören auch Wunderkerzen. Für das gesamte Stadtgebiet gilt: Das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in direkter Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen ist verboten. Bei Verstößen droht eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro. Auch in der Düsseldorfer Altstadt gilt ein Feuerwerksverbot.