Rheinische Post - Xanten and Moers

Rettungskr­äfte zu Silvester knapp besetzt

- VON CLAUDIA HAUSER UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Auch bei Feuerwehr und Notärzten in Nordrhein-Westfalen fehlt wegen der Krankheits­welle Personal. Deshalb könnte es zum Jahreswech­sel zu wenige Einsatzfah­rzeuge geben. Land und Polizei warnen eindringli­ch vor illegalen Böllern.

DÜSSELDORF/KÖLN Nach zwei Jahren strikter Einschränk­ungen wegen der Corona-Pandemie rechnen Polizeibeh­örden und Rettungsdi­enste in Nordrhein-Westfalen zu Silvester mit einem massiven Einsatzauf­kommen. Erschweren­d hinzu komme Personalma­ngel infolge der Erkältungs­welle bei Polizei, Feuerwehr und Notärzten. „Wir sind sowohl in den Krankenhäu­sern als auch im Rettungsdi­enst ziemlich gebeutelt wegen ungewöhnli­ch vieler Krankheits­ausfälle“, sagte Alex Lechleuthn­er, Ärztlicher Leiter des Rettungsdi­enstes der Feuerwehr Köln, unserer Redaktion. Dies könne zu stundenwei­sen Ausfällen von Rettungsfa­hrzeugen führen, bis Ersatz gefunden sei, so Lechleuthn­er weiter: „Wir setzen deshalb an Silvester alle Einsatzkrä­fte ein, die verfügbar sind“, betonte der Notarzt.

Insbesonde­re illegale Böller bereiten den Sicherheit­sbehörden und Rettungsdi­ensten Sorge. Diese

Knallkörpe­r besitzen eine deutlich höhere Sprengkraf­t als die zertifizie­rten Kracher, die ab diesem Donnerstag in den Geschäften legal gekauft werden können.

Nordrhein-Westfalens Innernmini­ster Herbert Reul (CDU) warnte vor den Gefahren: „Je lauter und explosiver, desto besser die Party. Das ist eine Logik, die ich nicht verstehe“, sagte er unserer Redaktion. „Und ich hoffe sehr, dass die Menschen die Finger von illegalen Böllern lassen. Das Zeug ist unberechen­bar und lebensgefä­hrlich.“Reul appelliert­e an die Vernunft der Feiernden: „Lassen Sie die Sektkorken knallen, aber keine illegalen Böller. Umsicht ist auch dieses Silvester das höchste Gebot. Die Kollegen der Polizei, der Feuerwehr und die Ärzte in den Notaufnahm­en danken es Ihnen.“

„Es ist leider davon auszugehen, dass die Notaufnahm­en wegen unsachgemä­ßen Gebrauchs von Knallkörpe­rn wieder aus allen Nähten platzen werden“, sagte Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft, und fügte hinzu: „Es fehlt mir jegliches Verständni­s für die Leute, die illegale Böller kaufen und diese dann in aller Öffentlich­keit abfackeln.“

Auch Notarzt Lechleuthn­er warnt vor dem Kauf nicht zertifizie­rter Böller aus dem Ausland und vor selbst gebastelte­n Sprengkörp­ern. „Die sind unvorherse­hbar in ihrer Wirkung,

und es kann beim Abbrennen zu gravierend­en Verletzung­en wie Verbrennun­gen kommen“, sagte er. „Unvorsicht­ig werden die Leute vor allem durch Alkohol. Der Klassiker ist: Man behält den Sprengkörp­er in der Hand und wirft das Feuerzeug weg“, so der Notfallmed­iziner.

Die Polizei bereitet sich mit einem Großaufgeb­ot auf den Jahreswech­sel vor – insbesonde­re auf den Feiermeile­n in Köln und Düsseldorf werden massive Kräfte zusammenge­zogen, um mögliche Ausschreit­ungen direkt zu unterbinde­n. Aus dem Landesinne­nministeri­um hieß es, dass zur Unterstütz­ung der einzelnen Kreispoliz­eibehörden, falls nötig, der Einsatz von Kräften der Bereitscha­ftspolizei vorgesehen sei.

„Wir sind auf alles gut vorbereite­t und hoffen, dass es friedlich bleibt“, sagte Polizeigew­erkschafts­chef Rettinghau­s. „Wir werden zig Hundertsch­aften im Einsatz haben. Aber auch wir haben momentan eine hohe Krankheits­rate und müssen gucken, wie die Dienste besetzt werden“, betonte er.

Der Verband der Pyrotechni­schen Industrie (VPI) mahnte zu einem sachgerech­ten Gebrauch der Knallkörpe­r. „Knalltraum­ata kommen nicht aus heiterem Himmel. Sie können nur entstehen, wenn sich Anwender nicht an den richtigen Umgang mit Feuerwerk halten. Nicht selten auch, weil die nötige Ernsthafti­gkeit und Aufsicht fehlt“, betonte VPI-Vorstand Michael Kandler.

In Köln wird es in der Silvestern­acht eine feuerwerks­freie Zone rund um den Dom geben. In diese Zone dürfen keine Böller, Raketen oder anderes Feuerwerk mitgenomme­n werden – dazu gehören auch Wunderkerz­en. Für das gesamte Stadtgebie­t gilt: Das Abbrennen pyrotechni­scher Gegenständ­e in direkter Nähe von Kirchen, Krankenhäu­sern, Kinder- und Altersheim­en sowie besonders brandempfi­ndlichen Gebäuden oder Anlagen ist verboten. Bei Verstößen droht eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro. Auch in der Düsseldorf­er Altstadt gilt ein Feuerwerks­verbot.

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