Rheinische Post - Xanten and Moers
Die Praxen müssen endlich digital werden
Patient Deutschland: Was die Digitalisierung im Gesundheitswesen angeht, passt das Bild jedenfalls. Das ganze Vorhaben lahmt. Nun soll es – wie schon so oft – im neuen Jahr besser werden. Die digitale Patientenakte, die sogenannte E-Akte, soll neuen Schwung bekommen, die elektronische Krankschreibung tritt in Kraft. Eigentlich ist es sehr praktisch: Arztbefunde, Röntgenbilder, Medikamentenlisten – bereits seit zwei Jahren gibt es elektronische Patientenakten, mit denen Versicherte Gesundheitsdaten parat haben und am Smartphone abrufen können. Ziel ist, die Versorgung für Patienten effektiver zu machen, indem etwa Mehrfachuntersuchungen unnötig werden. Doch die Vernetzung der Praxen funktioniert nur holprig, wenn überhaupt. Im Alltag trifft der Patient auf ein Management, das überfordert ist und oft noch handschriftliche Karteikarten vorhält. Hier sind auch die Ärzteverbände gefragt, das Thema voranzutreiben.
Dass die Digitalisierung überfällig ist, ergibt eine aktuelle Umfrage in den Gesundheitsämtern. Diese waren zu Beginn der Corona-Pandemie mit ihren alten Faxgeräten zum Sinnbild der Überforderung geworden. Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass die meisten immer noch auf Stufe null, also am Anfang der Digitalisierung, stehen. Bei vielen Fragen schwelt nach wie vor ein unnötiger Streit über den Datenschutz. Fortschritte in der Medizin gibt es aber nun mal nur mit Forschung, und die ist angewiesen auf Daten. Auch Therapien für den Einzelnen können nur mit dessen Daten entworfen werden. Eine internationale Expertenkonferenz soll es nun richten. Abwarten. Zumindest eine ehrgeizige Zielmarke hat man sich in der Digitalstrategie schon mal notiert: Die Ampelkoalition will sich 2025 daran messen lassen, ob mindestens 80 Prozent der gesetzlich Versicherten eine E-Patientenakte haben. Der Weg dahin ist allerdings noch steinig.