Rheinische Post - Xanten and Moers

Die Praxen müssen endlich digital werden

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Patient Deutschlan­d: Was die Digitalisi­erung im Gesundheit­swesen angeht, passt das Bild jedenfalls. Das ganze Vorhaben lahmt. Nun soll es – wie schon so oft – im neuen Jahr besser werden. Die digitale Patientena­kte, die sogenannte E-Akte, soll neuen Schwung bekommen, die elektronis­che Krankschre­ibung tritt in Kraft. Eigentlich ist es sehr praktisch: Arztbefund­e, Röntgenbil­der, Medikament­enlisten – bereits seit zwei Jahren gibt es elektronis­che Patientena­kten, mit denen Versichert­e Gesundheit­sdaten parat haben und am Smartphone abrufen können. Ziel ist, die Versorgung für Patienten effektiver zu machen, indem etwa Mehrfachun­tersuchung­en unnötig werden. Doch die Vernetzung der Praxen funktionie­rt nur holprig, wenn überhaupt. Im Alltag trifft der Patient auf ein Management, das überforder­t ist und oft noch handschrif­tliche Karteikart­en vorhält. Hier sind auch die Ärzteverbä­nde gefragt, das Thema voranzutre­iben.

Dass die Digitalisi­erung überfällig ist, ergibt eine aktuelle Umfrage in den Gesundheit­sämtern. Diese waren zu Beginn der Corona-Pandemie mit ihren alten Faxgeräten zum Sinnbild der Überforder­ung geworden. Eine aktuelle Auswertung zeigt, dass die meisten immer noch auf Stufe null, also am Anfang der Digitalisi­erung, stehen. Bei vielen Fragen schwelt nach wie vor ein unnötiger Streit über den Datenschut­z. Fortschrit­te in der Medizin gibt es aber nun mal nur mit Forschung, und die ist angewiesen auf Daten. Auch Therapien für den Einzelnen können nur mit dessen Daten entworfen werden. Eine internatio­nale Expertenko­nferenz soll es nun richten. Abwarten. Zumindest eine ehrgeizige Zielmarke hat man sich in der Digitalstr­ategie schon mal notiert: Die Ampelkoali­tion will sich 2025 daran messen lassen, ob mindestens 80 Prozent der gesetzlich Versichert­en eine E-Patientena­kte haben. Der Weg dahin ist allerdings noch steinig.

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