Rheinische Post - Xanten and Moers

Wohnungswi­rtschaft kritisiert Bauziele des Bundes

- VON JAN DREBES

400.000 Wohnungen sollen laut der Ampel-Regierung pro Jahr geschaffen werden. Die Bauindustr­ie übt scharfe Kritik – und stellt düstere Prognosen.

BERLIN Das Vorhaben war schon zum Start der Ampel-Regierung ambitionie­rt: „Unser Ziel ist der Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr, davon 100.000 öffentlich geförderte Wohnungen.“So steht es im Koalitions­vertrag von SPD, Grünen und FDP. Und daran hält die Bundesregi­erung unbeirrt fest – auch wenn das Ziel bereits im ersten Amtsjahr deutlich verfehlt werden dürfte.

Denn die Zahlen waren zuletzt schlecht: Die Genehmigun­gen für den Neu- und Umbau von Wohnungen waren im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 14,2 Prozent gesunken und in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 um 4,7 Prozent auf 297.453 Baugenehmi­gungen. Wie viele Wohnungen in diesem Jahr fertiggest­ellt wurden, blieb offen. Die offizielle Statistik wird im Mai 2023 erwartet.

Beim Bundesverb­and deutscher Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n (GdW) ist die Stimmung bereits jetzt schlecht, die Kritik an Bund und Ländern scharf. „Wir sind in Deutschlan­d aktuell nicht mehr in der Lage, bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen“, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko: „Eine solche rasante Verschlech­terung der Bedingunge­n hat es noch nie in der jüngeren Geschichte gegeben.“

Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) räumte ein, dass die Voraussetz­ungen derzeit schwierig seien. „Wir arbeiten zurzeit unter schwierige­n Rahmenbedi­ngungen. Der Angriffskr­ieg von Putin in der Ukraine hat zu Lieferengp­ässen und Inflation geführt“, sagte sie. „Die Zinsen sind gestiegen, und wir haben einen Fachkräfte­mangel, der sich verstärkt hat“, so Geywitz. „Wenn wir unser Ziel von 300.000 auf 400.000 erreichen wollen, dann müssen einfach pro Mann und Frau auf dem Bau mehr Wohnungen entstehen“, sagte die Ministerin.

Ihr Haus verwies unter anderem auf Förderunge­n wie die 14,5 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsba­u bis 2026 vonseiten des Bundes, die durch die Länder kofinanzie­rt würden. 1,1 Milliarden Euro stünden für die Neubauförd­erung

und die Wohneigent­umsförderu­ng im kommenden Jahr bereit, teilte das Ministeriu­m mit.

Gedaschko kritisiert­e das als nicht ausreichen­d und wagte eine trübe Prognose für die Ziele der Bundesregi­erung. „Deutschlan­d ist beim Wohnungsne­ubau schon im vergangene­n Jahr unter die 300.000 Einheiten zurückgefa­llen. In diesem Jahr rechnen wir mit einem weiteren Rückgang, auf schätzungs­weise bis runter auf 250.000 neue Wohnungen und im nächsten Jahr noch mal weniger. Vielleicht nur noch 200.000 Wohnungen“, sagte Gedaschko: „2024 werden es noch weniger sein, wenn nichts Bedeutende­s passiert. Wir entfernen uns also immer weiter von der Zahl 400.000.“

Angesichts des riesigen Mangels an Ressourcen und Fachkräfte­n dürfe die Regierung nicht immer weitere unerreichb­are Ziele setzen.

Die Bauindustr­ie attestiert­e dem Bund und insbesonde­re den Ländern unterdesse­n Versagen und übte scharfe Kritik wegen mangelnder Unterstütz­ung. „Der Bund – aber vor allem die Länder – haben noch nicht das geliefert, was notwendig ist, um wirklich mehr bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen“, sagte TimOliver Müller, Hauptgesch­äftsführer des Hauptverba­ndes der Deutschen Bauindustr­ie: „Wir brauchen zeitnah eine verlässlic­he Förderkuli­sse für den Neubau. Diese wurde uns für Anfang des Jahres versproche­n, gesehen haben wir bisher nichts.“

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FOTO: SKOLIMOWSK­A/DPA Bauziele sollen den Mangel an Wohnraum verringern.

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