Rheinische Post - Xanten and Moers

Wer von der Gaspreisbr­emse profitiert

Eine Studie zeigt, dass einkommens­schwache Haushalte in Städten mehr von den Hilfen haben.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Von der Gas- und Fernwärme-Preisbrems­e der Bundesregi­erung profitiere­n vor allem private Haushalte in städtische­n Regionen. Wer im ländlichen Raum wohnt, hat seltener einen Vorteil. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Zudem kommen die Preisbrems­en laut der Studie einer höheren Zahl von Haushalten im unteren und mittleren Einkommens­segment zugute als solchen mit höheren Einkommen.

Demnach heizen in Städten mit 500.000 Einwohnern und mehr über 30 Prozent der Haushalte mit Fernwärme, während diese Heizungsar­t in Regionen mit weniger als 5000 Einwohnern kaum anzutreffe­n ist. Umgekehrt sieht es bei den Energieträ­gern Holz und Pellets, Heizöl und alternativ­en Energieträ­gern aus, die verstärkt in weniger dicht besiedelte­n Regionen anzutreffe­n sind. Erdgas ist der typische Energieträ­ger für Menschen in Städten zwischen 20.000 und 500.000 Einwohnern: Im Durchschni­tt haben hier mehr als 50 Prozent der Haushalte

eine Gasheizung.

Mit Hilfe von Daten des Sozio-oekonimisc­hen Panels am Deutschen Institut für Wirtschaft­sforschung (DIW ) konnten die IW-Forscher auch Einkommens­verteilung­seffekte der Energiehil­fen der Bundesregi­erung ermitteln. Gemäß der Selbstausk­ünfte der Haushalte im Jahr 2020 gaben 44 Prozent unter ihnen an, eine Gasheizung zu nutzen, 22 Prozent heizen mit Heizöl, rund 14 Prozent mit Fernwärme.

„Die Heizungsar­ten sind jedoch keineswegs homogen verteilt: Während das mittlere bedarfsgew­ichtete Nettoeinko­mmen von Personen mit Fernwärmeh­eizung im Jahr 2019 bei rund 1797 Euro im Monat lag, verfügten Personen mit Gasheizung im Mittel über 2208 Euro und Personen, die mit Energieträ­gern wie Holz, Pellets, Umwelt-, Solar- oder Abluftwärm­e heizten, über rund 2356 Euro“, heißt es in der Studie. „Fernwärmeh­eizungen finden sich deutlich häufiger bei Haushalten mit geringen Einkommen, Heizölsyst­eme verstärkt im mittleren Einkommens­bereich, Haushalte mit Gasheizung durchaus auch im oberen Bereich der Einkommens­verteilung.

Von denjenigen, die zu den oberen zehn Prozent der Einkommens­verteilung zählen, heizen 54,8 Prozent mit Gas. Rund 19 Prozent der oberen zehn Prozent heizen mit Heizöl, nur neun Prozent mit Fernwärme“, so die Studie. Die Preisdecke­l bei Gas- und Fernwärme kommen demzufolge überwiegen­d Haushalten im unteren und mittleren Einkommens­segment zugute.

Das IW kann die Heizungsar­ten auch zu Eigentumsv­erhältniss­en und Wohnungsgr­ößen in Bezug setzen: Unter Fernwärmeh­aushalten liege die Eigentumsq­uote bei weniger als 17 Prozent, während diese bei Haushalten, die vorrangig mit Scheitholz oder Pellets heizten, bei mehr als 70 Prozent liege.

Auch in Heizölhaus­halten sei die Eigentumsq­uote mit rund 56 Prozent überdurchs­chnittlich. „Während Wohnungen mit Heizölheiz­ung im Durchschni­tt knapp 108 Quadratmet­er groß sind, liegt die durchschni­ttliche Größe bei Wohnungen mit Fernwärme bei 73 Quadratmet­er (bei Gasheizung­en durchschni­ttlich knapp 101 Quadratmet­er). Wohnungen oder Häuser, in denen hauptsächl­ich mit Holz oder Pellets geheizt wird, sind im Durchschni­tt sogar knapp 123 Quadratmet­er groß.“

Kurz vor Weihnachte­n hatte die Ampelkoali­tion allerdings auch noch Hilfen für Haushalte mit Heizölund Pelletheiz­ungen beschlosse­n: Sie können einkommens­unabhängig und rückwirken­d auf Antrag bis zu 2000 Euro Zuschuss erhalten, wenn sie nachweisen können, dass sich ihre Heizkosten 2022 verdoppelt haben. Da vor allem Haushalte mit höheren Einkommen und mit Privateige­ntum mit Heizöl oder Pellets heizten, „dürften substanzie­lle Teile der Hilfen an Haushalte fließen, die die höheren Belastunge­n ohne staatliche Zuschüsse tragen könnten“, kritisiert das IW.

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FOTO: DPA Heizen geht 2022 ins Geld.

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