Rheinische Post - Xanten and Moers
Bronzeskulpturen zum Klosterjubiläum
Ein Abt, ein Bauer und ein Bettler: Für eine Ausstellung zum Fest „900 Jahre Kloster Kamp“arbeitet Bildhauer Jörg Winke an drei lebensgroßen Figuren – mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail.
KAMP-LINTFORT Nächstes Jahr wird das Kamper Kloster in Kamp-Lintfort 900 Jahre alt. Dieses historische Jubiläum plant die Stadt mit vielen interessanten Veranstaltungen und Aktionen zu begehen. Eine davon wird eine Ausstellung von fünf Künstlern sein, die seit geraumer Zeit mit ihren Ateliers im neuen Kamp-Lintforter Kulturzentrum „Schirrhof“zuhause sind, darunter auch der für seine naturnahen Bronzeplastiken bekannte Bildhauer Jörg Winke.
Winke arbeitet zurzeit an der lebensgroßen Figur eines Abtes, der zum Jubiläum mit einem Bauern und einem Bettler zusammen ein – wie er es nennt – „Dreigestirn“bilden soll. „Natürlich kein karnevalistisches, sondern ein mittelalterliches“, erklärte der Künstler kürzlich bei einem Besuch der Redaktion in seinem Atelier.
Der Bauer ist bereits fertig, allerdings vorläufig erst als Wachsmodell, der Vorstufe des eigentlichen Bronzegusses. Die fertige Metallversion wäre viel zu schwer für den Transport von Jörg Winkes im ersten Stock des Schirrhofes gelegenen Ateliers in den, wenn auch nur ein Stockwerk tiefer gelegenen Pferdestall, wo die Jubiläumsausstellung stattfinden soll.
Damit der auf den Knien liegende, betende Landmann selbst bei näherem Hinsehen nicht von einer „echten“Bronze zu unterscheiden ist, hat Winke das für ihn verwendete Wachs vorher mit schwarzer Kienspanasche eingefärbt und die fertige Skulptur dann noch stellenweise mit Bronzefarbe bemalt. Ihre nötige Stabilität erhielt sie durch einen Härtezusatz im Wachs und einem Kern aus Styropor.
Auf die gleiche Weise entstehen auch die beiden anderen Figuren. Den Körper des Abtes hat Jörg Winke
bereits fertiggestellt. Ihm fehlen „nur“noch Kopf, Arme und Hände und Füße. Die fertigt er, wie bei all seinen lebensgroßen menschlichen Skulpturen, gesondert an und verbindet sie dann an den dafür vorbereiteten Stellen mit dem Rumpf.
Dabei gilt es, die Arm- und Handhaltung vorher genau festzulegen, damit sie ein harmonisches Ganzes mit dem Rumpf bilden. Das gilt auch für den Kopf, denn dessen Neigung und Drehung gibt der Skulptur am Ende einen großen Teil ihrer Aussagekraft.
Am wichtigsten ist jedoch die Gestaltung des Gesichts. Das entscheidet darüber, ob die Skulptur einen alten oder jungen, ernsten oder fröhlichen, bescheidenen oder frechen Menschen darstellt. Jörg Winkes Bauer ist mit seinen zahlreichen Falten eindeutig alt. Für den Abt hat er ein eher jüngeres Gesicht geplant, dem man außerdem einen gewissen Bildungsgrad ansehen soll. Der Bettler ist bisher noch im Entwurfsstadium. Von ihm weiß Jörg Winke jedoch bereits, dass er eine gebückte, demütige Haltung einnehmen wird.
Außerdem soll er bei der Aufstellung der drei Figuren etwas abseits stehen. „So stelle ich mir die Verbindung dieser drei Menschen im Mittelalter vor“, erklärt er. Dazu und auch für ihre Bekleidung hatte er im Vorfeld diverse Bücher gelesen und Zeichnungen angeschaut. Dennoch werden seine Skulpturen keine fotografischen Abbildungen sein. Da gebe es noch eine Menge gestalterische, vor allem aber künstlerische Freiheiten, so Winke. So habe er bei seinen Bildrecherchen zwar viele sehr beleibte Klostervorsteher gesehen, sich aber dennoch entschlossen, seinem Abt eine schlanke Gestalt, wenn auch mit einem kleinen Bäuchlein zu geben.
Wenn alles klappt, werden seine drei für die Ausstellung zum 900-jährigen Bestehen des Kamper Klosters geplanten Skulpturen bis zum Mai nächsten Jahres fertig sein. Dann bliebe ihm bis zum Ausstellungstermin im September noch die Zeit, eine weitere Jubiläumsfigur, nämlich eine circa 60 Zentimeter große kanonische Sonnenuhr zu schaffen.