Rheinische Post - Xanten and Moers
Lineg will Kläranlage in Labbeck umbauen
Die 1978 erbaute, sanierungsbedürftige Anlage soll durch ein Pumpwerk ersetzt werden, das Abwässer nach Xanten leitet. Dafür müssen rund 8,6 Kilometer Weg durch ein Landschaftsschutzgebiet und an Bodendenkmälern vorbei bewältigt werden.
SONSBECK/XANTEN Die Tage der Kläranlage in Labbeck sind gezählt. Die 1978 erbaute Anlage habe einen hohen Investitionsbedarf, teilt der Wasserwirtschaftsverband Lineg als Betreiber mit. Die Bausubstanz sei nicht mehr die beste und der technische Stand nicht zukunftsfähig. Statt die Anlage jedoch instandzusetzen, plant die Lineg einen kompletten Neubau. So soll in Labbeck eine moderne Abwasserpumpanlage entstehen, die die Abwässer zur Kläranlage nach Xanten-Lüttingen umleitet. Der rund fünf Millionen Euro teure Umbau soll 2023 starten.
„Wir haben uns aus ökonomischen, vor allem aber aus ökologischen Gründen für die Stilllegung der Kläranlage in Labbeck und den Umbau entschieden“, betont Projektleiterin Helle Dorothee Wischer. Die jetzige Anlage verursache durch ihre geringe Größe – jährlich werden rund 80.000 Kubikmeter Wasser gereinigt – relativ hohe Betriebskosten. Der abgezogene Klärschlamm wird mit Lkw abgeholt, das mechanisch und biologisch geklärte Wasser wird in die Hohe Ley eingeleitet. „Die Hohe Ley ist ein sehr kleiner und dadurch empfindlicherer Vorfluter“, bemerkt Wischer. Zwar werden bei den biologischen Reinigungsprozessen auch Stickstoffverbindungen zersetzt. Die Reinigungsleistung sei sehr gut, versichert Wischer. Eine gezielte sogenannte Stickstoffelimination, die ausschließt, dass sich Nährstoffe in Gewässern anreichern, ist mit der kleinen Anlage aber nicht möglich.
Deshalb sollen die Abwässer künftig zur Kläranlage Xanten-Lüttingen umgeleitet werden. „Sie hat eine sehr hohe Reinigungsleistung inklusive Stickstoffelimination und mit dem Rhein als Gewässer einen großen, leistungsstarken Vorfluter“, erklärt die Projektleiterin. Darüber hinaus seien an dem Standort Investitionen geplant, die sich an einer kleinen Anlage wie in Labbeck schwierig umsetzen ließen. So soll die Kläranlage Lüttingen im kommenden Jahr eine Solaranlage bekommen, um die regenerative Energieerzeugung voranzutreiben.
Zudem ist ein Klärschlammverbund mit der Anlage Rheinberg geplant. Ziel ist es, wirtschaftliche Lösungen zur energetischen Nutzung des Klärschlamms umzusetzen.
Die größte Herausforderung und den teuersten Part des Fünf-Millionen-Euro-Umbaus stellt die Verlegung der Druckleitungen zwischen Labbeck und Lüttingen dar. Rund 8,6 Kilometer müssen bewältigt werden. Dabei führt die Strecke über 1,5 Kilometer durch ein Landschaftsschutzgebiet.
Es werden vier Gewässer und kurz vor dem Zielort zwei Bodendenkmäler – Betonplatten aus dem Zweiten Weltkrieg – unterquert. In Abstimmung mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) werden zudem circa vier Kilometer der Strecke archäologisch begleitet. Um den Archäologischen Park Xanten (APX) und die Altstadt wird ein weiter Bogen gemacht.
Die Projektleiterin schätzt, dass im Herbst nächsten Jahres mit dem
Bau begonnen werden könne. Rund ein Jahr später könnte die neue Pumpanlage in Labbeck dann in Betrieb genommen werden. „Bis dahin funktioniert die Kläranlage uneingeschränkt weiter“, betont Wischer. Erst nach dem Umschluss wird die alte Anlage zurückgebaut. Das bestehende Nachklärbecken soll als Zwischenspeicher erhalten bleiben, auch um die Spitzenbesuchszeiten an den vier angeschlossenen Campingplätzen abzufedern.