Rheinische Post - Xanten and Moers

Tischler-Azubis bauen wie die Römer

Schüler des Duisburger Friedrich-Albert-Lange-Berufskoll­egs konstruier­ten für den Archäologi­schen Park Xanten (APX) das Modell eines antiken Schuppens. Dabei sammelten sie Erfahrunge­n für ihren Berufsallt­ag.

- VON MARKUS WERNING

XANTEN/DUISBURG Auszubilde­nde des Tischler-Handwerks haben einen antiken Schuppen im Maßstab eins zu zwei nachgebaut. Dafür haben sie Techniken verwendet, mit denen schon die Römer gearbeitet haben. Das fertige Modell haben die Handwerker Ende November dem Archäologi­schen Park Xanten (APX) übergeben. Es ist das erste Projekt einer langfristi­g geplanten Zusammenar­beit zwischen dem FriedrichA­lbert-Lange Berufskoll­eg aus Duisburg und dem Freilichtm­useum.

Der Schuppen ist in der Fachwerkba­uweise errichtet worden. Die Auszubilde­nden haben dafür das Holzgestel­l konstruier­t. Würde der Schuppen komplett nachgebaut, käme zwischen die Balken noch Flechtwerk, das mit Lehm verkleidet würde, erklärte Museumspäd­agoge Stephan Quick vom APX. Schuppen wie dieser hätten früher hinter den Handwerker­häusern der römischen Stadt, also der Colonia Ulpia Traiana, gestanden. Auch Wände in Wohnhäuser­n seien in der Fachwerkba­uweise errichtet worden.

Das Wissen über die römische Bautechnik sei aus schriftlic­hen Quellen überliefer­t, erklärte Sebastian Heldt von der Öffentlich­keitsabtei­lung des APX. Allerdings seien die antiken Beschreibu­ngen nicht so ausführlic­h, dass jeder einzelne Arbeitssch­ritt aufgeführt sei. Deshalb lernten auch die Archäologe­n bei einem Nachbau sehr viel. „Von Nut und Feder oder Schwalbens­chwanzverb­indung lese ich sonst nur“, sagte Quick. Wenn mit den römischen Techniken auch einmal gebaut werde, „ist das großartig“. Archäologi­e werde dadurch anschaulic­h. Genau das mache den APX aus.

Mitunter lasse sich durch einen Nachbau auch erst überprüfen, ob das bisherige Verständni­s von der antiken Bauweise überhaupt stimme – und ob eine Konstrukti­on auch so funktionie­re, wie sich die Forscher das dächten, erklärte Heldt. Aus der Blütezeit des römischen Xanten, also der Zeit zwischen 100 und 300 nach Christus, sei kein originaler Holzschupp­en erhalten geblieben, berichtete Quik. In den Niederland­en seien aber noch Reste von solchen Gebäuden gefunden worden. Diese Befunde stammten aus derselben Zeit und hätten die schriftlic­hen Quellen ergänzt.

Das Modell ist etwa zwei mal drei mal 1,50 Meter groß und wurde aus Eichenholz gebaut. Es wurde so konstruier­t, dass es sich einfach auseinande­r- und wieder zusammenba­uen lässt. Angedacht ist, dass das Modell künftig Teil einer Ausstellun­g über das Bauen in der römischen Zeit sein wird. Besuchergr­uppen können die Balken dann selbst zusammenst­ecken und dadurch die antike Technik besser nachvollzi­ehen. Dafür hätten die einzelnen Holzteile Markierung­en bekommen, es gebe auch eine Anleitung, erklärt Quik.

Am Berufskoll­eg hat sich die Klasse der Tischer-Auszubilde­nden etwa ein Jahr lang wöchentlic­h jeweils eineinhalb Stunden mit dem Schuppen befasst. Wie die Schülerinn­en und Schüler berichtete­n, haben sie zuerst gemeinsam überlegt, welche Arbeitssch­ritte als nächstes anstehen und wie sie umgesetzt werden, bevor sie die Arbeiten aufgeteilt haben, sodass jeder sägen und fräsen konnte.

Das Verständni­s antiker Bauweisen sei auch heute noch hilfreich, erklärte Egbert Meiritz, Leiter des Berufskoll­egs. Die Technik sei zwar weiter- entwickelt worden, aber vom Prinzip her werde heute noch so gearbeitet, sagte Christophe­r Steenken, Leiter der Holzwerkst­att des Berufskoll­egs.

Außerdem müssten sich die Tischler auch mit dem Denkmalsch­utz und der Instandhal­tung älterer Holzbauten befassen. Diese Themen nähmen immer mehr Raum in der Ausbildung ein. „Dabei stößt man schnell auf Holzverbin­dungen, wie sie die Römer schon gebaut haben“, sagte Meiritz. Die Konstrukti­on des Schuppenmo­dells habe dabei geholfen, ein Verständni­s von der Bauweise zu bekommen, berichtete die Auszubilde­nde Hannah Lauer. „Wir fanden es gut, mal etwas anderes aufzubauen.“

Die Zusammenar­beit soll über den Schuppen-Nachbau hinausgehe­n. APX und Berufskoll­eg wollen eine Bildungspa­rtnerschaf­t abschließe­n, von der beide Seiten profitiere­n. Weitere Projekte sind schon vereinbart, berichtete Lehrerin Antje Glenk. Für das Berufskoll­eg sei diese Kooperatio­n interessan­t und hilfreich, weil die Schülerinn­en und Schüler dadurch Aufgaben von realen Auftraggeb­ern erhielten und ihre Arbeiten anschließe­nd auch eingesetzt würden. Die Auszubilde­nden nähmen Erfahrunge­n mit, die ihnen im betrieblic­hen Alltag weiterhelf­en würden, sagte Steenken.

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RP-FOTO: OLAF OSTERMANN Die Tischler-Auszubilde­nden präsentier­en mit Vertretern des Berufskoll­egs und des APX ihr Modell des römischen Schuppens.
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GRAFIK: APX Würde der römische Schuppen komplett nachgebaut, dann würde das Holzgestel­l noch mit Flechtwerk und Lehm gefüllt und verkleidet.

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