Rheinische Post - Xanten and Moers
Tischler-Azubis bauen wie die Römer
Schüler des Duisburger Friedrich-Albert-Lange-Berufskollegs konstruierten für den Archäologischen Park Xanten (APX) das Modell eines antiken Schuppens. Dabei sammelten sie Erfahrungen für ihren Berufsalltag.
XANTEN/DUISBURG Auszubildende des Tischler-Handwerks haben einen antiken Schuppen im Maßstab eins zu zwei nachgebaut. Dafür haben sie Techniken verwendet, mit denen schon die Römer gearbeitet haben. Das fertige Modell haben die Handwerker Ende November dem Archäologischen Park Xanten (APX) übergeben. Es ist das erste Projekt einer langfristig geplanten Zusammenarbeit zwischen dem FriedrichAlbert-Lange Berufskolleg aus Duisburg und dem Freilichtmuseum.
Der Schuppen ist in der Fachwerkbauweise errichtet worden. Die Auszubildenden haben dafür das Holzgestell konstruiert. Würde der Schuppen komplett nachgebaut, käme zwischen die Balken noch Flechtwerk, das mit Lehm verkleidet würde, erklärte Museumspädagoge Stephan Quick vom APX. Schuppen wie dieser hätten früher hinter den Handwerkerhäusern der römischen Stadt, also der Colonia Ulpia Traiana, gestanden. Auch Wände in Wohnhäusern seien in der Fachwerkbauweise errichtet worden.
Das Wissen über die römische Bautechnik sei aus schriftlichen Quellen überliefert, erklärte Sebastian Heldt von der Öffentlichkeitsabteilung des APX. Allerdings seien die antiken Beschreibungen nicht so ausführlich, dass jeder einzelne Arbeitsschritt aufgeführt sei. Deshalb lernten auch die Archäologen bei einem Nachbau sehr viel. „Von Nut und Feder oder Schwalbenschwanzverbindung lese ich sonst nur“, sagte Quick. Wenn mit den römischen Techniken auch einmal gebaut werde, „ist das großartig“. Archäologie werde dadurch anschaulich. Genau das mache den APX aus.
Mitunter lasse sich durch einen Nachbau auch erst überprüfen, ob das bisherige Verständnis von der antiken Bauweise überhaupt stimme – und ob eine Konstruktion auch so funktioniere, wie sich die Forscher das dächten, erklärte Heldt. Aus der Blütezeit des römischen Xanten, also der Zeit zwischen 100 und 300 nach Christus, sei kein originaler Holzschuppen erhalten geblieben, berichtete Quik. In den Niederlanden seien aber noch Reste von solchen Gebäuden gefunden worden. Diese Befunde stammten aus derselben Zeit und hätten die schriftlichen Quellen ergänzt.
Das Modell ist etwa zwei mal drei mal 1,50 Meter groß und wurde aus Eichenholz gebaut. Es wurde so konstruiert, dass es sich einfach auseinander- und wieder zusammenbauen lässt. Angedacht ist, dass das Modell künftig Teil einer Ausstellung über das Bauen in der römischen Zeit sein wird. Besuchergruppen können die Balken dann selbst zusammenstecken und dadurch die antike Technik besser nachvollziehen. Dafür hätten die einzelnen Holzteile Markierungen bekommen, es gebe auch eine Anleitung, erklärt Quik.
Am Berufskolleg hat sich die Klasse der Tischer-Auszubildenden etwa ein Jahr lang wöchentlich jeweils eineinhalb Stunden mit dem Schuppen befasst. Wie die Schülerinnen und Schüler berichteten, haben sie zuerst gemeinsam überlegt, welche Arbeitsschritte als nächstes anstehen und wie sie umgesetzt werden, bevor sie die Arbeiten aufgeteilt haben, sodass jeder sägen und fräsen konnte.
Das Verständnis antiker Bauweisen sei auch heute noch hilfreich, erklärte Egbert Meiritz, Leiter des Berufskollegs. Die Technik sei zwar weiter- entwickelt worden, aber vom Prinzip her werde heute noch so gearbeitet, sagte Christopher Steenken, Leiter der Holzwerkstatt des Berufskollegs.
Außerdem müssten sich die Tischler auch mit dem Denkmalschutz und der Instandhaltung älterer Holzbauten befassen. Diese Themen nähmen immer mehr Raum in der Ausbildung ein. „Dabei stößt man schnell auf Holzverbindungen, wie sie die Römer schon gebaut haben“, sagte Meiritz. Die Konstruktion des Schuppenmodells habe dabei geholfen, ein Verständnis von der Bauweise zu bekommen, berichtete die Auszubildende Hannah Lauer. „Wir fanden es gut, mal etwas anderes aufzubauen.“
Die Zusammenarbeit soll über den Schuppen-Nachbau hinausgehen. APX und Berufskolleg wollen eine Bildungspartnerschaft abschließen, von der beide Seiten profitieren. Weitere Projekte sind schon vereinbart, berichtete Lehrerin Antje Glenk. Für das Berufskolleg sei diese Kooperation interessant und hilfreich, weil die Schülerinnen und Schüler dadurch Aufgaben von realen Auftraggebern erhielten und ihre Arbeiten anschließend auch eingesetzt würden. Die Auszubildenden nähmen Erfahrungen mit, die ihnen im betrieblichen Alltag weiterhelfen würden, sagte Steenken.