Rheinische Post - Xanten and Moers
Kalenderblatt
29.12.1611
Der Legende nach war Elisabeth Báthory eine der grausamsten Verbrecherinnen ihrer Zeit. Als der ungarische König Matthias II. am 29. Dezember 1611 ihre Burg Cachtice in der heutigen Slowakei stürmen ließ, trafen die Soldaten schon im Hof auf die ersten Zeugnisse ihrer Taten: ein Mädchen, das aus vielen Wunden blutete. Später im Prozess sagten die Männer aus, sie hätten in den Gängen weitere Opfer der Frau gefunden, die bald nur noch „Blutgräfin“genannt wurde. Die Toten, hauptsächlich junge Mädchen, seien offensichtlich gefoltert worden. Man erzählte sich, die Gräfin habe geglaubt, mit dem Blut junger Frauen ihre eigene Jugend zurückgewinnen zu können. Sie soll in dem Blut ihrer Opfer sogar gebadet haben. Báthory entstammte einer hochadeligen Familie und verfügte durch das Erbe ihres verstorbenen Mannes über ein großes Vermögen. Ihre Machtposition, für eine Frau damals ungewöhnlich, brachte ihr Neider ein. Historiker halten es heute für gut möglich, dass die Vorwürfe gegen sie gesteuert waren. Sie selbst wurde im Prozess nie angehört. War die Burgherrin tatsächlich eine Serienmörderin, eine der schlimmsten Verbrecherinnen ihrer Zeit? Einige Forscher vertreten eine andere Theorie: Demnach war Báthory in der Heilkunde bewandert und versuchte mit ihren Angestellten, zu denen auch eine Hebamme gehörte, den Frauen aus dem Dorf zu helfen. Viele Behandlungen der Zeit konnten auch als Folter und Mordversuch gedeutet werden – der Aderlass ist dafür nur ein Beispiel. Ob die „Blutgräfin“schuldig oder unschuldig war: Ihre Geschichte wird seit Jahrhunderten weitererzählt und ausgeschmückt.
Die Legende der „Blutgräfin“