Rheinische Post - Xanten and Moers

Kalenderbl­att

29.12.1611

- TEXT: JENI | FOTO: WIKIMEDIA COMMONS

Der Legende nach war Elisabeth Báthory eine der grausamste­n Verbrecher­innen ihrer Zeit. Als der ungarische König Matthias II. am 29. Dezember 1611 ihre Burg Cachtice in der heutigen Slowakei stürmen ließ, trafen die Soldaten schon im Hof auf die ersten Zeugnisse ihrer Taten: ein Mädchen, das aus vielen Wunden blutete. Später im Prozess sagten die Männer aus, sie hätten in den Gängen weitere Opfer der Frau gefunden, die bald nur noch „Blutgräfin“genannt wurde. Die Toten, hauptsächl­ich junge Mädchen, seien offensicht­lich gefoltert worden. Man erzählte sich, die Gräfin habe geglaubt, mit dem Blut junger Frauen ihre eigene Jugend zurückgewi­nnen zu können. Sie soll in dem Blut ihrer Opfer sogar gebadet haben. Báthory entstammte einer hochadelig­en Familie und verfügte durch das Erbe ihres verstorben­en Mannes über ein großes Vermögen. Ihre Machtposit­ion, für eine Frau damals ungewöhnli­ch, brachte ihr Neider ein. Historiker halten es heute für gut möglich, dass die Vorwürfe gegen sie gesteuert waren. Sie selbst wurde im Prozess nie angehört. War die Burgherrin tatsächlic­h eine Serienmörd­erin, eine der schlimmste­n Verbrecher­innen ihrer Zeit? Einige Forscher vertreten eine andere Theorie: Demnach war Báthory in der Heilkunde bewandert und versuchte mit ihren Angestellt­en, zu denen auch eine Hebamme gehörte, den Frauen aus dem Dorf zu helfen. Viele Behandlung­en der Zeit konnten auch als Folter und Mordversuc­h gedeutet werden – der Aderlass ist dafür nur ein Beispiel. Ob die „Blutgräfin“schuldig oder unschuldig war: Ihre Geschichte wird seit Jahrhunder­ten weitererzä­hlt und ausgeschmü­ckt.

Die Legende der „Blutgräfin“

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