Rheinische Post - Xanten and Moers

Corona und der Blick nach China

- VON MORITZ DÖBLER

Während hierzuland­e die Pandemie abebbt und vielfach schon ihr Ende ausgerufen wird, bricht sie sich in China jetzt erst so richtig Bahn. Das mag überrasche­nd wirken, schließlic­h kam das Virus doch vor drei Jahren von dort. Damals kamen Regierunge­n in aller Welt zu unterschie­dlichen Herangehen­sweisen. Manche, wie in den USA, neigten zu planmäßige­r Verharmlos­ung. Andere, darunter die Bundesregi­erung unter Angela Merkel, wollten vor allem eine Überlastun­g der Krankenhäu­ser verhindern und schufen ein komplizier­tes Geflecht von Ver- und Geboten, die Freiheitsr­echte einschränk­ten und immer wieder in zermürbend­en Debatten neu austariert wurden. Andere, insbesonde­re in Asien, setzten auf „Null Covid“, also die komplette Unterbindu­ng von Infektions­ketten. Freiheitsr­echte spielten kaum eine Rolle, von Datenschut­z ganz zu schweigen.

Welche Herangehen­sweise am Ende die wenigsten Menschenle­ben kostet – denn darum geht es –, muss sich noch zeigen. Die „Null Covid“-Politik, wie sie wohl China am härtesten durchgezog­en hat, scheint, jedenfalls in einem großen Flächensta­at, nur in der Theorie zu funktionie­ren. Irgendwann macht das Volk einfach nicht mehr mit. Jetzt sterben in dem Riesenreic­h offensicht­lich viele Menschen an oder mit Corona. Das liegt auch an der niedrigen Impfquote.

Eine vergleiche­nde Bilanz dürfte, sobald sie möglich ist, belegen, dass Impfungen das entscheide­nde Mittel sind, außerdem Abstand und Hygiene. Auf welchem Weg das erreicht wird, fällt dabei gar nicht so sehr ins Gewicht. Am Anfang der Pandemie zog die Bundesregi­erung noch den Sinn von Masken in Zweifel, wohl auch, weil zu wenige verfügbar waren. Alle haben also viel gelernt. Jetzt bleibt zu hoffen, dass China bei der Impfquote aufholt und die Pandemie in den Griff kriegt: im Interesse der Menschen dort und überall.

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