Rheinische Post - Xanten and Moers
Corona und der Blick nach China
Während hierzulande die Pandemie abebbt und vielfach schon ihr Ende ausgerufen wird, bricht sie sich in China jetzt erst so richtig Bahn. Das mag überraschend wirken, schließlich kam das Virus doch vor drei Jahren von dort. Damals kamen Regierungen in aller Welt zu unterschiedlichen Herangehensweisen. Manche, wie in den USA, neigten zu planmäßiger Verharmlosung. Andere, darunter die Bundesregierung unter Angela Merkel, wollten vor allem eine Überlastung der Krankenhäuser verhindern und schufen ein kompliziertes Geflecht von Ver- und Geboten, die Freiheitsrechte einschränkten und immer wieder in zermürbenden Debatten neu austariert wurden. Andere, insbesondere in Asien, setzten auf „Null Covid“, also die komplette Unterbindung von Infektionsketten. Freiheitsrechte spielten kaum eine Rolle, von Datenschutz ganz zu schweigen.
Welche Herangehensweise am Ende die wenigsten Menschenleben kostet – denn darum geht es –, muss sich noch zeigen. Die „Null Covid“-Politik, wie sie wohl China am härtesten durchgezogen hat, scheint, jedenfalls in einem großen Flächenstaat, nur in der Theorie zu funktionieren. Irgendwann macht das Volk einfach nicht mehr mit. Jetzt sterben in dem Riesenreich offensichtlich viele Menschen an oder mit Corona. Das liegt auch an der niedrigen Impfquote.
Eine vergleichende Bilanz dürfte, sobald sie möglich ist, belegen, dass Impfungen das entscheidende Mittel sind, außerdem Abstand und Hygiene. Auf welchem Weg das erreicht wird, fällt dabei gar nicht so sehr ins Gewicht. Am Anfang der Pandemie zog die Bundesregierung noch den Sinn von Masken in Zweifel, wohl auch, weil zu wenige verfügbar waren. Alle haben also viel gelernt. Jetzt bleibt zu hoffen, dass China bei der Impfquote aufholt und die Pandemie in den Griff kriegt: im Interesse der Menschen dort und überall.