Rheinische Post - Xanten and Moers
Was sich ab Juli bei der Girocard ändert
Mastercard gibt ab der zweiten Jahreshälfte keine neuen Maestro-Karten mehr aus. Doch die alten behalten bis zum Ablauf ihre Gültigkeit.
DÜSSELDORF Über Jahrzehnte haben sich viele Kundinnen und Kunden von Deutschlands Banken und Sparkassen daran gewöhnt, ihre Girocard auch im Auslandsurlaub zu nutzen, entweder, um mit ihr in den Ferien shoppen zu gehen oder sich Bargeld am Automaten zu besorgen. Ein Produkt, das dies bei Millionen gewährleistet hat, heißt Maestro, erkennbar an einem blau-roten Logo auf der Girocard. Es kommt vom USKartenkonzern Mastercard. In einem internationalen Zahlungsnetzwerk wird der Kundschaft deutscher Geldhäuser ermöglicht, die Girocard auch jenseits der deutschen Grenzen einzusetzen. Das nennt man „Co-Badging“.
Doch mit Maestro ist bald Schluss. Im vergangenen Jahr hat Mastercard das Ende der Funktion zum 1. Juli dieses Jahres verkündet. Seither hat sich viel Aufregung verbreitet, weil viele glauben, zur Jahresmitte könnten sie die Maestro-Funktion im Ausland nicht mehr nutzen. Was aber falsch ist: Karten, die schon vorher von Banken und Sparkassen ausgestellt worden sind, behalten ihre Gültigkeit – in der Regel mehrere Jahre ab dem Ausstellungsdatum. Wer also beispielsweise im vergangenen Jahr eine neue Girocard mit dem Maestro-Logo bekommen hat, kann die noch bis 2026 oder 2027 nutzen (je nach Laufzeit der Karte). Aber: Ab Juli 2023 werden keine neuen Karten mit dem Maestro-Logo mehr ausgestellt. Was bei Zahlungen im deutschen Einzelhandel aber ohnehin kein Problem ist, weil dort die Maestro-Funktion gar nicht vonnöten ist und war.
Dass Maestro trotzdem irgendwann ausgedient haben wird, liegt daran, dass das System in seiner bisherigen Nutzungsweise keine Möglichkeit der Online-Zahlung vorsieht und dass die Zahl der MastercardAkzeptanzstellen im Ausland sechsbis siebenmal höher ist als die der Karten mit Maestro-Funktion. Insofern gewinnen jene, die von ihrer Bank oder Sparkasse irgendwann eine neue Karte bekommen, Zahlungsmöglichkeiten
hinzu. „Die Debit-Mastercard ermöglicht Zugang zu 90 Millionen Akzeptanzstellen weltweit und vor allem die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. Viele Partner hätten dieses Upgrade bereits erfolgreich umgesetzt.
Zu denen gehören Sparkassen in Deutschland, die bei der Umstellung als der große Vorreiter in der Geldbranche gelten. Aus ihren Reihen kommen einige Modell-Institute, die bereits weit vor dem Stopp für neue Maestro-Karten im Juli ihre Kunden mit Karten versorgt haben, die die neue Debitfunktion aufweisen. Der Unterschied zwischen Debitund Kreditkarte: Wer mit der Debitkarte zahlt, dessen Konto wird direkt belastet, während bei der Nutzung einer Kreditkarte nur einmal monatlich abgerechnet wird.
Zu den Instituten, die (in Teilen) schon umgestellt haben, gehört die Stadtsparkasse Düsseldorf. Die hat nach eigenen Angaben 43.000 der im Umlauf befindlichen 360.000 Karten schon ausgetauscht. Bis
Ende 2026 solle die Umstellung komplett bewältigt sein, so ein Sprecher des Insrtituts. Die Stadtsparkasse Siegen hat schon vor zwei Jahren mit dem Umtausch der Karten begonnen und nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Sparkassenund Giroverbandes (WLSGV) mittlerweile alle rund 170.000 Girocards, die sie ausgegeben hat, mit der neuen Mastercard-Funktion ausgestattet.
Angeblich geht die Umstellung bei manchen Sparkassen-Kunden, die noch eine gültige Karte haben, womöglich früher als nötig: S-Payment, ein Zahlungsdienstleister der Sparkassen, plant laut „Handelsblatt“schon zum Ende des ersten Halbjahres 2023 einen „zentralen Umstellungstermin“auf Mastercard und Visa für Neu- und Ersatzkarten. Andere Geldhäuser trennen beide Gruppen und wollen im Sommer die Karten mit der neuen Debitfunktion an Neukunden und ab Herbst an Bestandskunden ausgeben.
So weit sind andererseits noch nicht alle. Und so wird es nach der
Jahresmitte vermutlich auch Institute geben, die ihren Kunden trotz Ablauf der Karte noch keine mit der neuen Funktion anbieten können. „Bei technischen Herausforderungen finden wir zusammen mit unseren Partnern Migrationspläne, die auch Übergangsfristen beinhalten können“, sagt die MastercardSprecherin.
Gleichzeitig ist die Debitfunktion von Mastercard aber auch nicht das einzige verfügbare Zahlungssystem. Vom Konkurrenten Visa beispielsweise gibt es das Maestro-Pendant V-Pay und Visa Debit. Systeme, mit denen „Banken und Sparkassen gewährleisten, dass ihre Kundinnen und Kunden die Girocard weiterhin wie gewohnt im Ausland nutzen können“, wie der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) betont. Im Prinzip ändere sich also nur das auf der Karte vorhandene Zahlverfahren und dessen Logo. Der Verband versichert gleichzeitig, dass es bei den Mitgliedsbanken keine Umstellungsprobleme geben wird.