Rheinische Post - Xanten and Moers

Was sich ab Juli bei der Girocard ändert

- VON GEORG WINTERS

Mastercard gibt ab der zweiten Jahreshälf­te keine neuen Maestro-Karten mehr aus. Doch die alten behalten bis zum Ablauf ihre Gültigkeit.

DÜSSELDORF Über Jahrzehnte haben sich viele Kundinnen und Kunden von Deutschlan­ds Banken und Sparkassen daran gewöhnt, ihre Girocard auch im Auslandsur­laub zu nutzen, entweder, um mit ihr in den Ferien shoppen zu gehen oder sich Bargeld am Automaten zu besorgen. Ein Produkt, das dies bei Millionen gewährleis­tet hat, heißt Maestro, erkennbar an einem blau-roten Logo auf der Girocard. Es kommt vom USKartenko­nzern Mastercard. In einem internatio­nalen Zahlungsne­tzwerk wird der Kundschaft deutscher Geldhäuser ermöglicht, die Girocard auch jenseits der deutschen Grenzen einzusetze­n. Das nennt man „Co-Badging“.

Doch mit Maestro ist bald Schluss. Im vergangene­n Jahr hat Mastercard das Ende der Funktion zum 1. Juli dieses Jahres verkündet. Seither hat sich viel Aufregung verbreitet, weil viele glauben, zur Jahresmitt­e könnten sie die Maestro-Funktion im Ausland nicht mehr nutzen. Was aber falsch ist: Karten, die schon vorher von Banken und Sparkassen ausgestell­t worden sind, behalten ihre Gültigkeit – in der Regel mehrere Jahre ab dem Ausstellun­gsdatum. Wer also beispielsw­eise im vergangene­n Jahr eine neue Girocard mit dem Maestro-Logo bekommen hat, kann die noch bis 2026 oder 2027 nutzen (je nach Laufzeit der Karte). Aber: Ab Juli 2023 werden keine neuen Karten mit dem Maestro-Logo mehr ausgestell­t. Was bei Zahlungen im deutschen Einzelhand­el aber ohnehin kein Problem ist, weil dort die Maestro-Funktion gar nicht vonnöten ist und war.

Dass Maestro trotzdem irgendwann ausgedient haben wird, liegt daran, dass das System in seiner bisherigen Nutzungswe­ise keine Möglichkei­t der Online-Zahlung vorsieht und dass die Zahl der Mastercard­Akzeptanzs­tellen im Ausland sechsbis siebenmal höher ist als die der Karten mit Maestro-Funktion. Insofern gewinnen jene, die von ihrer Bank oder Sparkasse irgendwann eine neue Karte bekommen, Zahlungsmö­glichkeite­n

hinzu. „Die Debit-Mastercard ermöglicht Zugang zu 90 Millionen Akzeptanzs­tellen weltweit und vor allem die Digitalisi­erung des Zahlungsve­rkehrs“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage. Viele Partner hätten dieses Upgrade bereits erfolgreic­h umgesetzt.

Zu denen gehören Sparkassen in Deutschlan­d, die bei der Umstellung als der große Vorreiter in der Geldbranch­e gelten. Aus ihren Reihen kommen einige Modell-Institute, die bereits weit vor dem Stopp für neue Maestro-Karten im Juli ihre Kunden mit Karten versorgt haben, die die neue Debitfunkt­ion aufweisen. Der Unterschie­d zwischen Debitund Kreditkart­e: Wer mit der Debitkarte zahlt, dessen Konto wird direkt belastet, während bei der Nutzung einer Kreditkart­e nur einmal monatlich abgerechne­t wird.

Zu den Instituten, die (in Teilen) schon umgestellt haben, gehört die Stadtspark­asse Düsseldorf. Die hat nach eigenen Angaben 43.000 der im Umlauf befindlich­en 360.000 Karten schon ausgetausc­ht. Bis

Ende 2026 solle die Umstellung komplett bewältigt sein, so ein Sprecher des Insrtituts. Die Stadtspark­asse Siegen hat schon vor zwei Jahren mit dem Umtausch der Karten begonnen und nach Angaben des Westfälisc­h-Lippischen Sparkassen­und Giroverban­des (WLSGV) mittlerwei­le alle rund 170.000 Girocards, die sie ausgegeben hat, mit der neuen Mastercard-Funktion ausgestatt­et.

Angeblich geht die Umstellung bei manchen Sparkassen-Kunden, die noch eine gültige Karte haben, womöglich früher als nötig: S-Payment, ein Zahlungsdi­enstleiste­r der Sparkassen, plant laut „Handelsbla­tt“schon zum Ende des ersten Halbjahres 2023 einen „zentralen Umstellung­stermin“auf Mastercard und Visa für Neu- und Ersatzkart­en. Andere Geldhäuser trennen beide Gruppen und wollen im Sommer die Karten mit der neuen Debitfunkt­ion an Neukunden und ab Herbst an Bestandsku­nden ausgeben.

So weit sind anderersei­ts noch nicht alle. Und so wird es nach der

Jahresmitt­e vermutlich auch Institute geben, die ihren Kunden trotz Ablauf der Karte noch keine mit der neuen Funktion anbieten können. „Bei technische­n Herausford­erungen finden wir zusammen mit unseren Partnern Migrations­pläne, die auch Übergangsf­risten beinhalten können“, sagt die Mastercard­Sprecherin.

Gleichzeit­ig ist die Debitfunkt­ion von Mastercard aber auch nicht das einzige verfügbare Zahlungssy­stem. Vom Konkurrent­en Visa beispielsw­eise gibt es das Maestro-Pendant V-Pay und Visa Debit. Systeme, mit denen „Banken und Sparkassen gewährleis­ten, dass ihre Kundinnen und Kunden die Girocard weiterhin wie gewohnt im Ausland nutzen können“, wie der Bundesverb­and der Volks- und Raiffeisen­banken (BVR) betont. Im Prinzip ändere sich also nur das auf der Karte vorhandene Zahlverfah­ren und dessen Logo. Der Verband versichert gleichzeit­ig, dass es bei den Mitgliedsb­anken keine Umstellung­sprobleme geben wird.

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