Rheinische Post - Xanten and Moers

Eyller Berg – die Skepsis überwiegt

- VON ANJA KATZKE

Nach dem Vergleich zwischen Land NRW und der Eyller Berg Abfallgese­llschaft in Sachen Deponie-Schließung zum 31. Dezember 2022 herrscht in Kamp-Lintfort weiter Skepsis. Warum die Unzufriede­nheit mit dem Vergleich überwiegt.

KAMP-LINTFORT Seit Jahrzehnte­n hat sich Lutz Malonek für das Ende der Sondermüll­deponie Eyller Berg stark gemacht – zuerst als Einzelkämp­fer, dann mehr als zehn Jahre lang als Vorsitzend­er der inzwischen aufgelöste­n Interessen­gemeinscha­ft (IG) „Endlager Mensch“. Seit Freitag haben der Kamp-Lintforter und seine Mitstreite­r ein Etappenzie­l erreicht und können aufatmen: Land NRW und Betreiberg­esellschaf­t einigten sich auf einen neuen Vergleich, der am bereits 2015 festgelegt­en Ablagerung­sstopp festhält: Seit dem 31. Dezember 2022 dürfen keine Abfälle zur Beseitigun­g auf der Deponie Eyller Berg angenommen werden. Lutz Malonek sagte daraufhin, seine für Montag geplante Mobilmachu­ng auf der Eyller Berg Straße ab (RP berichtete). Die Aktion hatte er organisier­t, nachdem die Eyller Berg Abfallgese­llschaft (EBA) im Oktober Klage vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht auf Anpassung der gerichtlic­hen Vergleiche erhoben hatte. Es ging vor allem um die Verlängeru­ng der Deponierun­gsphase bis zum 31. Dezember 2024.

Lutz Malonek zeigte sich am Montag zwar froh über die „Schließung“, zufrieden ist er jedoch nicht. „Die Deponie ist viel zu hoch und zu breit. Die Rekultivie­rung des Eyller Berges muss in Anlehnung an die 69er Höhenlinie geschehen. Wenn ich heute durch mein Dachfenste­r schaue, blicke ich auf den Berg. Das war früher nicht der Fall“, sagt der 80-Jährige. Die Deponiehöh­e liege aktuell bei fast 80 Metern, 1969 sei sie nur 63,5 Meter hoch gewesen. Lutz Malonek fordert, dass bereits jetzt ein neutraler Vermesser die Deponie genau in Augenschei­n nimmt. Laut Pressemitt­eilung der Bezirksreg­ierung Düsseldorf wird dies aber erst spätestens Ende September 2024 der Fall sein. Die Betreiberg­esellschaf­t habe sich mit dem Vergleichs­abschluss verpflicht­et, bis zum 30. September 2024 die im Canyon-Bereich gelegenen Deponieabs­chnitte vollständi­g einzuricht­en. „Nachdem die Überhöhung­en vollständi­g in den eingericht­eten Canyon eingebaut sind, wird ein staatliche­r Vermesser ermitteln, ob im Canyon-Bereich die Kubatur 2015 erreicht wurde“, teilte die Bezirksreg­ierung nach der Verhandlun­g vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht mit. Für den Fall, dass diese dort nicht erreicht sei, soll der Vermesser feststelle­n, wieviel Material noch erforderli­ch sei, um die Kubatur wie gefordert herstellen zu können. „Der EBA wird in diesem Fall gestattet, diese Fehlmengen mit geeigneten Ersatzbaus­toffen bis zum 30. September 2025 auszugleic­hen“, so die Bezirksreg­ierung. Es könnten hierbei auch Abfälle zur Verwertung zum Einsatz kommen. Das Land habe sich in den Verhandlun­gen für kürzere Fristen bei Umlagerung und Kubatur eingesetzt, habe dies aber nicht durchsetze­n können, heißt es in der Pressemitt­eilung.

„Ich bin enttäuscht, dass das Land NRW nicht alles erreicht hat“, betonte Malonek – auch vor dem Hintergrun­d, dass vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht noch ein weiteres Verfahren zur Bestimmung des Enddatums

für den Abschluss der Rekultivie­rungsarbei­ten anhängig ist. „Dass wir heute so weit sind, haben wir ausschließ­lich Lutz Malonek zu verdanken. Vor seinem Einsatz ziehe ich den Hut: Steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt SPD-Fraktionsc­hef Jürgen Preuß. Er sei jetzt gespannt, auf die Ausgestalt­ung des Vergleiche­s mit der EBA. „Wie geht es weiter? Wieviel Zeit ist nötig, bis der Eyller Berg rekultivie­rt ist? Solarpark – Ja oder Nein. Mir sind die Zahlen und Daten noch viel zu vage“, erklärt der SPD-Politiker. Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t begrüßt es, dass seit Montag die reguläre Belieferun­g

des Eyller Berges mit Abfällen beendet ist. „Das heißt aber nicht, dass damit auch der LkwVerkehr mit weiterem Material von heute auf morgen beendet ist“, betonte er und forderte vor allem in Richtung Bezirksreg­ierung mehr Transparen­z ein. „Ich würde gerne wissen, welches Material dort noch angeliefer­t wird und wer das im Vergleich beschlosse­ne Vorgehen kontrollie­rt. Als Stadt sind wir hier auf die Bezirksreg­ierung angewiesen.“Ähnlich sieht es der SPDLandtag­sabgeordne­te René Schneider. „Feststeht, dass bis 2025 weiter Müll gekippt wird – aber welcher? Da scheint von Mutterbode­n bis Abfälle der Deponiekla­sse III alles möglich.“Deshalb möchte er zunächst den Vergleich einsehen. Skeptisch steht Schneider ebenso wie Jürgen Preuß dem Gesprächsa­ngebot der Eyller Berg-Abfallgese­llschaft gegenüber. In ihrer Pressemitt­eilung hatte sie vorgeschla­gen, im städtische­n Umweltauss­chuss und am Runden Tisch über den Fortgang der Arbeiten zu berichten. „Das Vertrauens­verhältnis ist beschädigt“, sagte Preuß im Gespräch. „Bislang lief es immer so ab, dass Zugesagtes am Ende von den Betreibern hinterfrag­t wurde.“

Simon Lisken (CDU), Vorsitzend­er im Umweltauss­chuss, möchte erst Rücksprach­e mit dem zuständige­n Dezernente­n Martin Notthoff halten. Lisken kann sich gut vorstellen, im Umweltauss­chuss mit den Betreibern der Sondermüll­deponie Eyller Berg ins Gespräch zu kommen – über Wiederhers­tellung und Rekultivie­rung des Eyller Berges. „Die Betreiber haben ja Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt. Wir können ihnen im Ausschuss auf den Zahn fühlen. Es ist immer besser miteinande­r als übereinand­er zu reden“, erklärt Lisken.

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FOTO: NOP Im Vergleich verpflicht­et sich die Eyller Berg Abfallgese­llschaft, seit dem 31. Dezember 2022 keine Abfälle zur Beseitigun­g mehr anzunehmen.
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FOTO: KDI Lutz Malonek kämpft seit Jahrzehnte­n für die Schließung der Deponie Eyller Berg. Der neue Vergleich vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht stellt ihn nicht zufrieden.

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