Rheinische Post - Xanten and Moers
Fichte mit viel Herz auf Platz vier
Fußball-Landesliga: Die Lintforter Mannschaft entwickelt sich nach vorn. Das liegt nicht nur an Mittelstürmer Carlos Pin. Der defensive Mittelfeldspieler Marvin Ehis rückte in der ersten Saisonhälfte in den Vordergrund.
KAMP-LINTFORT Im Fußball ist es immer ein hehres Vorhaben, eine Mannschaft sportlich nach vorn zu entwickeln. Meist reicht für einen Cheftrainer die Zeit nicht aus. Oder es mangelt im Kader an Qualität. Oder an einer oder mehreren Führungspersönlichkeiten. Im Falle von Fußball-Landesligist Fichte Lintfort kann man zum Jahreswechsel mit Fug und Recht behaupten, dass sich das Team in der Hinrunde, durchaus auch gezwungenermaßen, nach vorn entwickelt hat. Der Tabellenvierte musste nach dem sechsten Punktspiel auf den schwer verletzten Kapitän und Abwehrchef Leslie Rume, dann auf den ebenfalls verletzten Mittelfeldlenker Tim Konrad, dazu auf den sechs Spiele rotgesperrten Torjäger Carlos Pin verzichten.
Der Verlust dreier Leistungsträger im ohnehin nicht gerade üppig bestückten Kader wurde erschwert durch weitere punktuelle und längere Personalausfälle. „Wir haben auch in dieser schweren Phase als Haufen zueinander gefunden. Das ist ein Grund, warum wir in der Tabelle recht gut dastehen“, betont Trainer Meik Bodden. Marvin Ehis beispielsweise rückte in den Vordergrund. Der ehemalige Oberliga-Akteur weiß durch spielerische Klasse eine Mannschaft mitzureißen, ist allerdings wahrlich kein Lautsprecher. Dennoch übernimmt und trägt der Sechser viel Verantwortung. „Marvin will immer den Ball, steckt Fehler weg, spielt verlässlich und hat eine unglaubliche Hinrunde hingelegt“, lobt Coach Bodden seinen defensiven Mittelfeldspieler.
Natürlich ist Ehis nicht der alleinige Grund, warum Fichte mit 16 Gegentreffern die beste Abwehr in der Landesliga stellt. Und dies ohne Leuchtturm Leslie Rume, der als Leader trotz Verletzung eng bei der Mannschaft ist und kein Training auslässt, und den zwischenzeitlich verletzten Lars Hoffmeister. Im Tor strahlt der Sonsbecker Neuzugang Stefan Hüpen viel Ruhe und Sicherheit aus – zieht man die Patzer des 24-Jährigen aus dem ärgerlichen 2:2 im Heimspiel gegen die durch zwei Rote Karten in der Endphase geschwächte SV Hönnepel ab.
Die Außenverteidiger mit Philipp Hasse sowie Fichte-Rückkehrer Stefan Kapuscinski agieren verlässlich und meist ohne grobe Fehler.
Erstaunlich stabil präsentiert sich seit dem Heimspiel gegen den Mülheimer FC (1:1), in der sich Abwehrass Leslie Rume schwer am Knie verdrehte, die Innenverteidigung. Das gilt für den bisherigen Sechser Rafael Vizuete Mora ebenso wie für Allrounder Cedric Sprenger. Der ehemalige Tönisberger ist schnell, gut im Zweikampf und kann mit beiden Füßen gescheit den Ball spielen. „Ihm hat anfangs der Mut gefehlt. Jetzt hat er seine Rolle angenommen und bewältigt die Aufgaben nun gut“, betont Coach Bodden.
Der 35-Jährige mag die gute Abwehrbilanz aber nicht nur an den Defensivpositionen festmachen.
Dank dem neuen Mittelstürmer Carlos Pin vom Bezirksligisten GSV Moers, der den Gegner konditionsstark und giftig anläuft, spielen die Lintforter in der Regel ein überaus unbequemes Angriffspressing. Heißt: Ungefiltert brettert in der Regel kein Angriff der Konkurrenz durch das Mittelfeld aufs Fichte-Tor.
„Carlos ist einfach ein toller Typ: Mit Herz und Jähzorn reißt er mit. Zehn Tore in acht Spielen sind eine Hausnummer“, zählt Trainer Bodden auf: „Dazu harmoniert er vorn mit Gabriel Derikx und Robin van Radecke sehr gut.“Die beiden Außenangreifer und ihr Mittelstürmer bilden ein starkes Offensivtrio, das in jedem Spiel mehrere gute Torchancen herausgearbeitet hat.
Mit Bulldozer Julian Thiel, der als Joker bisweilen auch treffsicher ist, weiß Bodden um eine engagierte, laufstarke Alternative im Kader. Dazu dürfte im neuen Jahr auch auf Torjäger-Oldie Florian Ortstadt (34) nach überstandener schwerer Knieverletzung zu zählen sein. Vorn könnte Bodden dann sogar die Qual der Wahl ins Haus stehen.
Mit dem sportlichen Erfolg der Lintforter steigen allerdings auch die eigenen Ansprüche. Der Blick auf die Tabelle und die anstehenden Aufgaben verdeutlichen, dass Fichte im Kampf um Platz eins noch ein Wörtchen mitsprechen könnte. Sollte das Nachholspiel beim allerdings personell vermutlich aufgebesserten Tabellenletzten VfB Bottrop am 18. Februar gewonnen werden, ist die Schlagdistanz zum Tabellenführer SV Scherpenberg möglich. Am 26. Februar muss das GemmerTeam an der Franzstraße antreten. Das Hinspiel gewann Fichte verdient mit 3:2.
Sollte ein ähnlicher Coup glücken, wäre die Bodden-Elf nur drei Zähler hinter Scherpenberg gelistet. „Rechnet man die Spiele beim Tabellenvierten in Dingden, gegen Broekhuysen, beim Tabellenzweiten Mülheim und gegen den Dritten Klosterhardt hinzu, dann ist für uns natürlich noch einiges drin“, sagt auch Meik Bodden.