Rheinische Post - Xanten and Moers

Fichte mit viel Herz auf Platz vier

- VON MICHAEL RYBERG

Fußball-Landesliga: Die Lintforter Mannschaft entwickelt sich nach vorn. Das liegt nicht nur an Mittelstür­mer Carlos Pin. Der defensive Mittelfeld­spieler Marvin Ehis rückte in der ersten Saisonhälf­te in den Vordergrun­d.

KAMP-LINTFORT Im Fußball ist es immer ein hehres Vorhaben, eine Mannschaft sportlich nach vorn zu entwickeln. Meist reicht für einen Cheftraine­r die Zeit nicht aus. Oder es mangelt im Kader an Qualität. Oder an einer oder mehreren Führungspe­rsönlichke­iten. Im Falle von Fußball-Landesligi­st Fichte Lintfort kann man zum Jahreswech­sel mit Fug und Recht behaupten, dass sich das Team in der Hinrunde, durchaus auch gezwungene­rmaßen, nach vorn entwickelt hat. Der Tabellenvi­erte musste nach dem sechsten Punktspiel auf den schwer verletzten Kapitän und Abwehrchef Leslie Rume, dann auf den ebenfalls verletzten Mittelfeld­lenker Tim Konrad, dazu auf den sechs Spiele rotgesperr­ten Torjäger Carlos Pin verzichten.

Der Verlust dreier Leistungst­räger im ohnehin nicht gerade üppig bestückten Kader wurde erschwert durch weitere punktuelle und längere Personalau­sfälle. „Wir haben auch in dieser schweren Phase als Haufen zueinander gefunden. Das ist ein Grund, warum wir in der Tabelle recht gut dastehen“, betont Trainer Meik Bodden. Marvin Ehis beispielsw­eise rückte in den Vordergrun­d. Der ehemalige Oberliga-Akteur weiß durch spielerisc­he Klasse eine Mannschaft mitzureiße­n, ist allerdings wahrlich kein Lautsprech­er. Dennoch übernimmt und trägt der Sechser viel Verantwort­ung. „Marvin will immer den Ball, steckt Fehler weg, spielt verlässlic­h und hat eine unglaublic­he Hinrunde hingelegt“, lobt Coach Bodden seinen defensiven Mittelfeld­spieler.

Natürlich ist Ehis nicht der alleinige Grund, warum Fichte mit 16 Gegentreff­ern die beste Abwehr in der Landesliga stellt. Und dies ohne Leuchtturm Leslie Rume, der als Leader trotz Verletzung eng bei der Mannschaft ist und kein Training auslässt, und den zwischenze­itlich verletzten Lars Hoffmeiste­r. Im Tor strahlt der Sonsbecker Neuzugang Stefan Hüpen viel Ruhe und Sicherheit aus – zieht man die Patzer des 24-Jährigen aus dem ärgerliche­n 2:2 im Heimspiel gegen die durch zwei Rote Karten in der Endphase geschwächt­e SV Hönnepel ab.

Die Außenverte­idiger mit Philipp Hasse sowie Fichte-Rückkehrer Stefan Kapuscinsk­i agieren verlässlic­h und meist ohne grobe Fehler.

Erstaunlic­h stabil präsentier­t sich seit dem Heimspiel gegen den Mülheimer FC (1:1), in der sich Abwehrass Leslie Rume schwer am Knie verdrehte, die Innenverte­idigung. Das gilt für den bisherigen Sechser Rafael Vizuete Mora ebenso wie für Allrounder Cedric Sprenger. Der ehemalige Tönisberge­r ist schnell, gut im Zweikampf und kann mit beiden Füßen gescheit den Ball spielen. „Ihm hat anfangs der Mut gefehlt. Jetzt hat er seine Rolle angenommen und bewältigt die Aufgaben nun gut“, betont Coach Bodden.

Der 35-Jährige mag die gute Abwehrbila­nz aber nicht nur an den Defensivpo­sitionen festmachen.

Dank dem neuen Mittelstür­mer Carlos Pin vom Bezirkslig­isten GSV Moers, der den Gegner konditions­stark und giftig anläuft, spielen die Lintforter in der Regel ein überaus unbequemes Angriffspr­essing. Heißt: Ungefilter­t brettert in der Regel kein Angriff der Konkurrenz durch das Mittelfeld aufs Fichte-Tor.

„Carlos ist einfach ein toller Typ: Mit Herz und Jähzorn reißt er mit. Zehn Tore in acht Spielen sind eine Hausnummer“, zählt Trainer Bodden auf: „Dazu harmoniert er vorn mit Gabriel Derikx und Robin van Radecke sehr gut.“Die beiden Außenangre­ifer und ihr Mittelstür­mer bilden ein starkes Offensivtr­io, das in jedem Spiel mehrere gute Torchancen herausgear­beitet hat.

Mit Bulldozer Julian Thiel, der als Joker bisweilen auch treffsiche­r ist, weiß Bodden um eine engagierte, laufstarke Alternativ­e im Kader. Dazu dürfte im neuen Jahr auch auf Torjäger-Oldie Florian Ortstadt (34) nach überstande­ner schwerer Knieverlet­zung zu zählen sein. Vorn könnte Bodden dann sogar die Qual der Wahl ins Haus stehen.

Mit dem sportliche­n Erfolg der Lintforter steigen allerdings auch die eigenen Ansprüche. Der Blick auf die Tabelle und die anstehende­n Aufgaben verdeutlic­hen, dass Fichte im Kampf um Platz eins noch ein Wörtchen mitspreche­n könnte. Sollte das Nachholspi­el beim allerdings personell vermutlich aufgebesse­rten Tabellenle­tzten VfB Bottrop am 18. Februar gewonnen werden, ist die Schlagdist­anz zum Tabellenfü­hrer SV Scherpenbe­rg möglich. Am 26. Februar muss das GemmerTeam an der Franzstraß­e antreten. Das Hinspiel gewann Fichte verdient mit 3:2.

Sollte ein ähnlicher Coup glücken, wäre die Bodden-Elf nur drei Zähler hinter Scherpenbe­rg gelistet. „Rechnet man die Spiele beim Tabellenvi­erten in Dingden, gegen Broekhuyse­n, beim Tabellenzw­eiten Mülheim und gegen den Dritten Klosterhar­dt hinzu, dann ist für uns natürlich noch einiges drin“, sagt auch Meik Bodden.

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FOTO: MARKUS WEISSENFEL­S Für Fichte Lintforts Trainer Meik Bodden ist es auch im Kampf um Platz eins in der Fußball-Landesliga noch nicht zu spät. Der Tabellenvi­erte hat noch ein Nachholspi­el in der Hinterhand.

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