Rheinische Post - Xanten and Moers
Ohne Leistungsdruck durch die Hees
Die traditionsreiche Veranstaltung von Borussia Veen lockte bei ihrer 36. Auflage rund 200 Teilnehmer an. Der sportliche Erfolg steht im Hintergrund. Ludger Steilmann und Hendrik Hackstein waren die Ersten im Ziel.
ALPEN Der Silvester-Countdown beginnt in Veen traditionell schon am Nachmittag. Kaum war Hans Gerd Conrad damit fertig, feuerte der Ehrenvorsitzende Willi Spettmann den Startschuss ab und rund 200 Läufer, Jogger und sogar Spaziergänger mit Hunden machten sich auf einen der drei Kurse. Fünf, siebeneinhalb und zehn Kilometer standen auch bei der 36. Auflage des von Borussia Veen ausgerichteten Silvesterlaufes zur Wahl.
Entscheiden konnten sich die Teilnehmer unterwegs. „Die Strecken sind so abgesteckt, dass die Läufer kurz vor Ende der fünf Kilometer durchs Ziel gehen oder auf eine der beiden längeren Strecken einbiegen können“, erklärte Dirk Anfang, der Leiter der Radsportgruppe von Borussia Veen. Weil deren Mitglieder im Winter sowieso vom Rennrad aufs Mountainbike umsteigen, fuhren sie als Streckenposten vorne weg.
Nach zwei Jahren ohne Silvesterlauf galt der bange Blick der Organisatoren im Vorfeld dem Wetterbericht. Schnee und Eis als Absagekriterium waren bei Temperaturen
um die 17 Grad nicht zu befürchten. Sorge bereiteten da schon eher die angekündigten Windböen, führen die Laufstrecken über den Philosophenweg zum ehemaligen Röschen und zurück doch überwiegend durch den Wald. „Wir haben heute Morgen noch mit dem Förster telefoniert. Als der sagte, es sei alles in Ordnung, haben wir die Strecken markiert“, erläuterte Anfang.
Den über Jahrzehnte andauernden Erfolg der Veranstaltung, in manchen Jahren nahmen über 500 Personen daran teil, schreibt Anfang dem lockeren Reglement zugute. „Es gibt keine Zeitmessung und keinen Leistungsdruck, keinen Sieger und keinen Verlierer.“Nicht einmal eine Anmeldung ist erforderlich, es gilt das Prinzip „Wer kommt, der kommt“. Dazu zählten neben Laufgemeinschaften aus den umliegenden Ortschaften auch einige Fußballer des SV Sonsbeck. Dass der Lauf beim nächsten Training angerechnet wird, sei nur ein Gerücht, sagte Matthias van Husen: „Wir laufen hier nur zum Spaß.“
Im „After-Run-Bereich“hielt Walter Hackel unterdessen das Thermometer seines mit Holzscheiten befeuerten Glühweinkessels im Blick. „70 Grad, Tendenz steigend. Wenn die ersten Teilnehmer eintreffen, ist er richtig heiß“, versprach der Borusse. Insgesamt warteten 70 Liter des winterlichen Wärmemittels auf die Läufer, dazu bot Nicole Heptner 50 Liter herrlich duftenden Kakao an. Für den kleinen Hunger hatte Andrea Jansen außerdem 700 Krapfen bereitstehen.
Allzu lange warten mussten die Helfer nicht. Um 14.48 Uhr, gerade einmal 18 Minuten nach dem Start, kamen Ludger Steilmann und Hendrik Hackstein ins Ziel – und zwar in kurzen Hosen. „Das ist fast schon Läuferwetter, wenn der Wind nicht wäre“, findet Hackstein, der die hügelige Strecke als anspruchsvoll bezeichnet. Fünf Kilometer sind die beiden nach dem Startschuss gelaufen, fünf davor. „Wir waren zu früh hier, da haben wir schon eine Runde vorab gedreht“, so Steilmann.
Ruth Willemsen kennt das, sie hat alle 36 Silvesterläufe mitorganisiert. „Entstanden ist das, weil die Heesjogger die Idee hatten, an Silvester ihre Frauen mitzunehmen. Tja und die brachten gleich ein paar Flaschen Sekt mit“, erinnerte sich die Veenerin.