Rheinische Post - Xanten and Moers
Amazon baut Rheinberger Standort um
Das Logistikzentrum am Annaberg wird so verändert, dass künftig Waren bis zu einem Gewicht von 15 Kilogramm eingelagert und ausgeliefert werden können. Eine leistungsstarke Photovoltaikanlage soll bald in Betrieb gehen.
RHEINBERG Das Amazon-Logistikzentrum in Rheinberg, seit September 2011 in Betrieb, wird fortlaufend modernisiert und umstrukturiert. In den vergangenen Monaten wurden beispielsweise 12.600 Lampen durch LED-Leuchten ersetzt. Rund 1,7 Millionen Euro seien investiert worden. „Dadurch sparen wir pro Jahr rund 1,7 Millionen Tonnen C02 ein“, sagt Amazon-Mitarbeiter Robin Pittner. Und zudem jede Menge Geld. Durch die modernere Beleuchtung brauche Amazon am Standort Rheinberg etwa 45 Prozent weniger Strom. Das mache 609.000 Euro pro Jahr aus. Bisher, so rechnet Robin Pittner, hätten die Stromkosten für die Beleuchtung etwa 1,35
„Momentan sind wir offiziell der einzige Amazon-Standort weltweit für Groß- und Kleinteile“
Katrin Schmitter Standortleiterin Amazon Rheinberg
Millionen Euro pro Jahr betragen.
Bereits installiert hat das australische Unternehmen Goodmann, dem das von Amazon angemietete Logistikzentrum gehört, eine Photovoltaikanlage – auf dem riesigen Dach. „Die Anlage soll Anfang 2023 in Betrieb gehen“, sagt Katrin Schmitter. Prognostiziert ist eine jährliche Stromproduktion, die umgerechnet 1128 Ein-Familien-Haushalte mit Strom versorgen kann. Goodman speist den Strom künftig komplett ins öffentliche Netz ein.
Im neuen Jahr beginnt eine groß angelegte Umbaumaßnahme, für die mit Halle C eine riesige Fläche komplett neu eingerichtet wird, wie Standortleiterin Katrin Schmitter berichtet. Das Logistikzentrum in Rheinberg werde von einem Standort für kleine Artikel zu einem für große umfunktioniert. „Momentan sind wir offiziell der einzige Amazon-Standort weltweit für Großund Kleinteile“, so Schmitter.
Großteile, das heiße: Artikel bis zu einem Gewicht von 15 Kilogramm. Die ganz dicken Brocken wie Waschmaschinen, Kühlschränke oder Fahrräder werden also auch künftig nicht am Annaberg eingelagert. „Wir haben in Rheinberg durchschnittlich 11,5 Millionen Teile auf Lager“, erläutert Katrin Schmitter. 53 Prozent davon seien Groß-, 47
Prozent Kleinteile. Pro Woche gingen etwa 650.000 Artikel auf die Reise zu den Kunden.
Der Umbau von Halle C soll in den
Jahren 2023 und 2024 erfolgen. Im ersten Quartal soll bereits begonnen werden. Die bisher verwendeten Regale werden durch andere Hochregale
ersetzt, entsprechend müssen auch zum Ein- und Ausladen eingesetzte Fahrzeuge wie Gabelstapler ersetzt werden. In den engen Regalreihen fahren die Elektrovehikel auf Induktionsschleifen, die dafür sorgen, dass die Fahrzeuge in der Spur bleiben. Neu angeordnete Regale, das bedeute auch, dass die Induktionsschleifen verlegt werden müssten.
Momentan arbeiten bei Amazon in Rheinberg rund 1950 Frauen und Männer inklusive der etwa 400 Saisonkräfte für das Weihnachtsgeschäft. Nach dem Umbau sollen es in Rheinberg noch 1500 sein. Nicht ohne ein wenig Stolz verweist Katrin Schmitter darauf, dass rund 1000 der Mitarbeiter fünf Jahre oder länger bei Amazon beschäftigt sind. „2022 haben 400 sogar ihre zehnjährige Betriebszugehörigkeit gefeiert“, so die Rheinberger Chefin.
Amazon will Arbeitsabläufe auch weiterhin vereinfachen. So sind beispielsweise Handscanner angeschafft worden. Im Normalfall halten die Mitarbeiter eine Scanner-Pistole in der Hand, mit der die sogenannten Picker die in den Regalen liegenden Waren ausfindig machen und einsammeln, bevor sie dann verpackt und versandt werden. Bekommen die Beschäftigten es künftig mit größeren Teilen zu tun, brauchen sie dazu beiden Hände. Der kleine Handscanner, am Arbeitshandschuh festgeclipst, ermöglicht ihnen, beide Hände einzusetzen und dabei zu scannen.
Auf den Tablets, die an den Rollwagen für die Waren befestigt sind, kann man dann die ausgewählten Artikel und ihren Standort ablesen. Da steht dann beispielsweise „Gang C390 Fach A620“, wenn Nassfutter für Hunde bestellt worden ist. Die sogenannte „chaotische Lagerhaltung“sieht vor, dass die Artikel wild und vollkommen durcheinander in den Regalen liegen: Knete neben CDs, Legosteine neben Kaffee, Waschpulver neben Kuscheltieren oder Werkzeugkasten neben Pullover.