Rheinische Post - Xanten and Moers

Nabu fordert begrenzte Feuerwerks-Zonen

- VON FRITZ SCHUBERT

Die Naturschüt­zer kritisiere­n die flächendec­kende Knallerei an Silvester. Diese könne Mensch und Tier schaden, warnen sie.

KREIS WESEL Mit Entsetzen reagieren auch Naturschüt­zer am Niederrhei­n auf das, was sich bundesweit in der Silvestern­acht abgespielt hat. Zum einen sind es die nicht mehr hinnehmbar­en Zeichen der Verrohung durch Gewalt gegen Ordnungshü­ter und Rettungskr­äfte, zum anderen die Schäden, welche Mensch und Tier durch ungezügelt­e Böller erleiden. Die Kreisgrupp­e Wesel des Naturschut­zbundes (Nabu) startet deshalb eine Initiative, mit der Verwaltung­en und Politiker zum Einschreit­en dem Erlassen von Regelungen aufgeforde­rt werden. Vorsitzend­er Peter Malzbender aus Wesel kündigte am Montag an, die 13 Kommunen im Kreis sowie die Parteien anzuschrei­ben. Bei letzteren geht die Post sowohl an die Parteien in Wesel, als auch an die jeweiligen Kreisverbä­nde.

Ganz verboten werden sollten Feuerwerke nicht, sagt Malzbender im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Nabu-Vorsitzend­e sieht die größten Gefahren im flächendec­kenden Böllern und schlägt deshalb die Einführung von Zonen für die Knallerei vor. Fürs Weseler Stadtgebie­t könnten es beispielsw­eise zwei Stellen sein, an denen dann Feuerwerke stattfinde­n könnten. Auf keinen Fall aber, so Malzbender weiter, dürften in der Nähe von Grüngürtel­n wie den Weseler Glacisanla­gen erlaubt bleiben. Unter anderem Fledermäus­e, die im Winterschl­af sind, würden durch Schwingung­en nach Explosione­n tödliche Schocks erleiden. Im Visier hat der Weseler, der sich als Glacis-Nachbar selbst ein Bild machen konnte, besonders die sogenannte­n Polen-Böller, Tschechen- oder Franzosen-Kracher.

Diese hochkaräti­gen Knallkörpe­r sind in Deutschlan­d nicht erhältlich, können aber im Internet problemfre­i bestellt werden. Junge Leute, die er befragt habe, hätten ihm dies bestätigt, sagt Malzbender. Tatsächlic­h sind besagte Böller in Deutschlan­d verboten und ihr Erwerb stellt einen Verstoß gegen das Sprengstof­fgesetz (SprengG) dar.

Was sie anrichten, sind nicht nur Schäden im Fledermaus-Bestand. Laut Malzbender leiden auch Wintervöge­l unter den immens schweren und lauten Explosione­n. Er habe mit mehreren Futterhäus­chen-Besitzern gesprochen, die ihm den nun schwachen Besuch der gefiederte­n Gäste bestätigt hätten. Zudem sorgt sich der Nabu-Chef um die Nervenkost­üme älterer Menschen, die sich an Kriegserle­bnisse erinnert fühlen könnten. Ebenfalls sei es angesichts des Ukraine-Krieges sozusagen geschmackl­os Böller zu zünden, deren akustische Wirkung einem Bomben- oder Raketenein­schlag ähnelt.

Obendrein führt der Naturschüt­zer die Feinstaubb­elastung ins Feld. Die Silvestern­acht sei vergleichb­ar mit dem Ausstoß, „wenn alle Autos ein halbes Jahr fahren“. Mit seiner Kritik wendet sich der Nabu-Vorsitzend­e auch an Discounter wie Aldi, Lidl und Rewe, die sich gerne der Nachhaltig­keit verschrieb­en sähen, aber vor Silvester viel Geld mit der Verkauf von Feuerwerks­körpern verdienen würden. Auch sie wolle der Nabu anschreibe­n und aufrufen, „den Wahnsinn nicht mehr zu unterstütz­en“.

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SYMBOLBILD: WER Feuerwerk in Xanten: Der Nabu fordert Einschränk­ungen.

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