Rheinische Post - Xanten and Moers
Testpflicht ist nicht diskriminierend
Die Debatte wirkt wie ein unfreiwilliges Déjà-vu. Eine Testpflicht für Einreisende aus einem bestimmten Land? Das klingt 2023 ähnlich weit weg wie Ausgangsbeschränkungen und Nudelnotstand in Supermärkten. Die Pandemie ist vorbei – in China allerdings beginnt sie gerade erst richtig. Infektionszahlen in Millionenhöhe, menschenleere Geisterstädte, Krematorien, die mit dem Einäschern von Leichen nicht hinterherkommen – die Nachrichten wirken aus der Zeit gefallen. Für das bevölkerungsreichste Land der Welt sind sie Wirklichkeit, seitdem China am 7. Dezember abrupt das Ende seiner „Null Covid“-Politik verkündet hat. Nach drei Jahren Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne.
Dass die Behörden keine verlässlichen Daten über Covid-19-Fälle, Todesfälle sowie die Lage in Kliniken und auf Intensivstationen preisgeben, sorgt weltweit für Nervosität. Dass Länder wie Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien inzwischen verpflichtende Corona-Tests für Einreisende aus China eingeführt haben, ist nachvollziehbar – und keineswegs diskriminierend, wie die Regierung in Peking beklagt. Dass Vorsicht besser als Nachsicht ist, so viel sollte die Pandemie allemal gelehrt haben. Auch wenn derzeit kaum noch neue Virusvarianten nachgewiesen werden konnten.
Angesichts des globalen Reiseaufkommens, das längst wieder auf Vorpandemie-Niveau ist, wäre ein europaweit einheitliches Konzept sinnvoll. Dafür haben sich die deutschen Amtsärzte bereits ausgesprochen und fordern, dass auf jeden positiven Schnelltest ein PCR-Test inklusive Sequenzierung folgt. Angesichts der Nachricht, dass am Mailänder Flughafen fast jeder zweite getestete Passagier aus China Corona-positiv war, stellt sich die Frage der Isolationsregeln und der Laborkapazitäten. Das sind die Tücken der grundsätzlich richtigen Testpflichtforderung.