Rheinische Post - Xanten and Moers

Uneinigkei­t bei Corona-Testpflich­t

- VON GREGOR MAYNTZ UND MAARTEN OVERSTEEGE­N

Italien, Spanien und Frankreich lassen Reisende aus China nur noch nach negativem Corona-Test ins Land, Belgien konzentrie­rt sich auf das Untersuche­n von Flugzeug-Abwässern. Nun berät die EU über eine einheitlic­he Strategie.

BRÜSSEL/BERLIN Die EU-Krisenspez­ialisten wollen an diesem Mittwoch darüber befinden, wie die Gemeinscha­ft mit der überborden­den Corona-Welle in China umgehen soll. Der Chef des Weltärzteb­undes, Ulrich Montgomery, plädierte mit Blick auf das Treffen für eine europaweit­e Testpflich­t aller Einreisend­en aus China. „Wir wissen nicht, was in China derzeit passiert. Die Infektione­n laufen völlig unkontroll­iert ab. Daher halte ich es für sinnvoll, eine PCR-Testpflich­t bei der Einreise vorzuschre­iben“, sagte Montgomery unserer Redaktion.

Verlässlic­he Informatio­nen über die Lage in dem totalitäre­n Land sind schwer zu erhalten. In einem Blog der „Chinesisch­en Volkszeitu­ng“wird der Vizechef eines Krankenhau­ses in Shanghai mit der Einschätzu­ng zitiert, mehr als zwei Drittel der Millionens­tadt hätten sich mit dem Virus infiziert. Reporter sahen, wie Covid-Patienten inzwischen bereits außerhalb des Krankenhau­ses behandelt werden, weil die Kapazitäte­n erschöpft seien. Nach offizielle­n Angaben soll die nach Lockerunge­n der Null-CovidStrat­egie entstanden­e Infektions­welle ihren Höhepunkt überschrit­ten haben. Angesichts der familiären Begegnunge­n zum chinesisch­en Neujahrsfe­st befürchten die Behörden jedoch ein Überschwap­pen auf die ländlichen Regionen, in denen die medizinisc­he Versorgung deutlich schlechter ist.

Die EU-Gesundheit­sbehörde

ECDC kam ebenfalls zu dem Schluss, dass die Zahl der Infizierte­n in China offenbar bereits Anfang Dezember ihren Höhepunkt erreicht habe. Allerdings sei der Rückgang möglicherw­eise auch auf eine sinkende Anzahl durchgefüh­rter Tests zurückzufü­hren.

In der EU sind die Mitgliedss­taaten uneins über Konsequenz­en für den Reiseverke­hr. Als erstes Land hatte Italien einen negativen Testnachwe­is zur Bedingung für

Einreisen gemacht. Spanien und Frankreich zogen nach. Belgien beschloss, die Passagiere lediglich zu bitten, sich einem Test zu unterziehe­n, wenn sie Symptome spürten. Zugleich entschied sich die belgische Regierung dafür, die Abwässer von Passagierm­aschinen aus China untersuche­n zu lassen, um Hinweise auf mögliche neue Virusvaria­nten zu erhalten.

China reagierte mit scharfer Kritik auf die Reiseaufla­gen einzelner Länder

und drohte mit „Gegenmaßna­hmen“. Allerdings gilt derzeit nach Angaben des Auswärtige­n Amtes für alle Einreisen nach China ohnehin, vor Beginn der Reise einen negativen PCR-Test einzureich­en, der nicht länger als 48 Stunden vor dem Abflug nach China erfolgt sein darf. Unabhängig davon werden alle eintreffen­den Passagiere einem nochmalige­n Corona-Test unterzogen und ohne Unterschie­d auf eigene Kosten in achttägige Quarantäne

in zentrale Einrichtun­gen gebracht.

„Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass neue Varianten von China aus den Weg nach Deutschlan­d finden“, sagte Weltärzteb­und-Chef Montgomery. Für diesen Fall solle Europa gewappnet sein und Prävention betreiben. Bei positiv Getesteten müsse zudem eine Sequenzier­ung stattfinde­n, um in Deutschlan­d noch nicht registrier­te Varianten erkennen zu können. Montgomery wies darauf hin, dass sich eine Testpflich­t in der EU zudem mit der Linie der Vereinigte­n Staaten und Großbritan­niens decken würde.

Gesundheit­sexperten der Kommission und der Mitgliedsl­änder trafen sich am Dienstag, um die aktuelle Situation in China einzuschät­zen. Auf dieser Grundlage wollen an diesem Mittwoch die für Krisenreak­tion zuständige­n Fachleute aus den EU-Staaten darüber beraten, ob es Auflagen für die Einreise aus China geben soll. Dem Vernehmen nach wird auch in diesen Kreisen eher an Tests in China als in Europa gedacht.

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FOTO: ANDY WONG/DPA Die Situation am Dienstag in der überfüllte­n Notaufnahm­e eines Pekinger Krankenhau­ses.

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