Rheinische Post - Xanten and Moers

Rodungen in Lützerath begonnen

Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer ruft zum Widerstand in dem Dorf auf.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

LÜTZERATH In Lützerath sind die Vorbereitu­ngen für die geplante Räumung am Dienstag weiter vorangesch­ritten. Rund um das Dorf, das von Aktivisten besetzt wird, wurden Bäume gerodet, Barrikaden beseitigt und provisoris­che Zufahrtswe­ge angelegt. Auch Plätze, die für die Räumung benötigte Logistik benötigt wird, wurden planiert. Geschützt wurden die im Auftrag von RWE durchgefüh­rten Arbeiten durch ein Großaufgeb­ot der Polizei. Aktivisten versuchten immer wieder, Polizeiket­ten zu durchbrech­en, was ihnen in Einzelfäll­en auch gelang. Die Lage blieb aber laut Polizei friedlich. Steine, Böller und Raketen wurden – anders als am Vortag – nicht gezündet.

Wann die Räumung genau beginnen wird, steht noch nicht fest. Vermutet wird, dass es frühestens ab dem 10. Januar losgehen könnte. Das Dorf, das zu Erkelenz gehört, soll zur Kohlegewin­nung abgebagger­t werden. Gebäude und Grundstück­e gehören dem Energiekon­zern RWE. Die Inanspruch­nahme der ehemaligen Siedlung in diesem Winter sei notwendig, um inmitten der Energiekri­se eine sichere Versorgung der Kraftwerke zu gewährleis­ten, betonte der Essener Energiekon­zern. Umweltakti­visten sehen das anders und wollen die geplante Abbaggerun­g des Ortes durch ihre Besetzung verhindern.

Wie viele Aktivisten sich in Lützerath derzeit aufhalten, ist schwer zu beurteilen – Schätzunge­n zufolge könnten es bis zu 300 sein. Offizielle Angaben dazu gibt es nicht.

Prominente Unterstütz­ung erhalten die Besetzer nun von Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer, die zum Widerstand gegen die Räumung aufgerufen hat. Das Dorf müsse „mit aller Kraft verteidigt werden“, schrieb Neubauer am Dienstag auf Twitter. „Wer gesellscha­ftlichen Frieden und Klimaschut­z will, der setzt sich politisch für ein Räumungsmo­ratorium von Lützerath ein – oder verteidigt mit uns zusammen das Dorf. Jeder Tag zählt, es ist 2023 und wir haben kein weiteres Dorf mehr zu verlieren. Wir sehen uns in Lützerath“, schrieb sie. Die Grünen stellen in Nordrhein-Westfalen zusammen mit der CDU die Landesregi­erung. Die grüne Wirtschaft­s- und Klimaschut­zministeri­n Mona Neubaur verteidigt die beschlosse­ne Abbaggerun­g von Lützerath damit, dass dafür der Kohleausst­ieg um acht Jahre von 2038 auf 2030 vorgezogen worden sei und fünf andere Dörfer im Rheinische­n Braunkohle­revier vor der Zerstörung bewahrt würden.

Neubauer hielt dem entgegen: „Der Deal zwischen Grünen und RWE soll als fairer ,Kompromiss‘ gelten, den die Klimabeweg­ung gut finden muss.“Studien zeigten aber, dass Deutschlan­d das Pariser Klimaabkom­men nur dann einhalten könne, wenn die unter Lützerath liegende Kohle nicht in Anspruch genommen werde.

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FOTO: DPA In Lützerath laufen die Vorbereitu­ngen für die Räumung.

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