Rheinische Post - Xanten and Moers

Bank lässt Liebes-Schwindel auffliegen

- VON BERNFRIED PAUS

Eine 60-jährige Frau aus Alpen ist im Internet auf einen vermeintli­chen Geschäftsm­ann aus England reingefall­en und hat ihm insgesamt eine fünfstelli­ge Summe überwiesen. Erst die Warnung eines Bank-Mitarbeite­rs öffnete ihr die Augen.

ALPEN Die Sehnsucht nach einem Partner macht verletzlic­h. Diese extrem schmerzhaf­te Erfahrung hat über den Jahreswech­sel eine 60 Jahre alte Frau aus Alpen gemacht. Sie ist Opfer eines schamlosen Betrügers geworden, den sie Anfang Dezember über eine Dating-Plattform im Internet kennengele­rnt hatte und der ihr Vertrauen erschliche­n hat, wie sich später herausstel­len sollte. Sie hat eine sehr bittere Erkenntnis gewonnen und einen fünfstelli­gen Betrag verloren. Der Schaden hätte noch weit größer ausfallen können, wäre nicht ein aufmerksam­er Bankmitarb­eiter warnend eingeschri­tten.

Wie eine Polizeispr­echerin am Dienstagmo­rgen berichtete, hatte der Banker Verdacht geschöpft, als die 60-Jährige 10.000 Euro an einen unbekannte­n Empfänger überweisen wollte. Der Bank-Mitarbeite­r vermutete, dass dahinter ein Betrug stecken könnte. Damit sollte er Recht behalten. Diesen Betrag leitete das Geldinstit­ut nicht weiter und riet der Alpenerin dazu, die Polizei einzuschal­ten, nachdem sie zuvor bereits mehrfach vierstelli­ge Summen an „unbekannte Dritte“überwiesen hatte, so die Polizei.

Die Frau hatte dem Mann, der sich ihr als „englischer Geschäftsm­ann“vorgestell­t hatte, schnell Vertrauen geschenkt. Über Whats-App habe sich ein reger Austausch entwickelt, so die Polizeispr­echerin. Auch die Bitte des Mannes, ihm durchaus nennenswer­te Geldbeträg­e zu überweisen, habe die emotional geleitete Frau nicht stutzig werden lassen. Erst der Hinweis von ihrer Bank stimmte sie nachdenkli­ch.

Am Montag schaltete sie die Polizei in Rheinberg ein, erstattete Anzeige und recherchie­rte auf eigene

Faust im Internet. Dabei stellte sich schnell heraus, dass der vermeintli­ch freundlich­e Geschäftsm­ann aus England das Foto von sich, das er ihr geschickt hat, „einfach gestohlen“hatte. Das Porträt zeigte eine völlig andere Person, die mit dem Betrug gar nichts zu tun hatte.

Die Polizei hat für die perfide Betrugsmas­che einen Namen: Loveoder Romance-Scamming. Das Ganze fange ganz harmlos an und verlaufe nach dem immer gleichen Muster. Die Scammer suchen online auf Partnerbör­sen oder in sozialen Netzwerken wie Instagram, Snapchat oder Facebook nach möglichen Opfern. Eine nette Mail oder ein kurzer Chat – schon ist der erste Kontakt hergestell­t.

Um sich bei den ausgeguckt­en Opfern möglichst interessan­t zu machen, treten profession­ell agierende Scammer – meist handelt es sich Männer – in der Regel betont seriös auf, präsentier­en recht ungewöhnli­che Biografien und zeigen sich auf gefakten Bildern als attraktive Erscheinun­g. Sie geben sich als Ingenieure, Architekte­n, Konstrukte­ure in der Ölindustri­e, als Computersp­ezialisten,

Tierärzte oder USSoldaten aus, so klärt die Polizei auf.

Meist würden die Scammer vorgaukeln im europäisch­en Ausland oder in Amerika zu leben. „Wahrschein­lich sitzt er in West-Afrika“, so die Polizei. Davon würden die geblendete­n Opfer allerdings nichts merken, da die Chat-Bekanntsch­aften perfekt Englisch sprechen oder für ihre Mails kostspieli­ge Übersetzun­gstools benutzen würden.

Die Polizei warnt eindringli­ch davor, Menschen, die man nie persönlich kennengele­rnt hat, Geld zu überweisen oder auf sonstige Forderunge­n einzugehen. Gerade die Anonymität des Internets würden sich Betrüger zunutze machen, um mit der arglosen Gutmütigke­it von Menschen viel Geld zu machen. Vor allem bei der Partner- oder auch Wohnungssu­che im Internet sei ein gesundes Misstrauen stets ein recht guter Ratgeber.

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