Rheinische Post - Xanten and Moers
Polizei kündigt Twitterpause an
Über den Kurznachrichtendienst will sie zurzeit keine Mitteilungen veröffentlichen. Hintergrund ist „die unklare Lage zur konzeptionellen Ausrichtung von Twitter“.
KREIS WESEL (wer) Eine Mitteilung am Montag soll die vorerst letzte Nachricht der Kreispolizei Wesel auf Twitter sein: „Aufgrund der unklaren Lage zur konzeptionellen Ausrichtung von Twitter verzichten wir derzeit auf Tweets“, schrieb die Kreispolizeibehörde. „Unsicher ist unter anderem, wie die Verifizierung von Accounts ablaufen soll.“Auf Nachfrage der Redaktion bestätigte Polizeihauptkommissar Peter Reuters am Dienstag diese Entscheidung. Er leitet die Öffentlichkeitsarbeit der Kreispolizeibehörde Wesel.
Twitter hatte im vergangenen Jahr ausprobiert, dass jeder für acht Dollar im Monat ein Verifikations-Häkchen bekommt. Reuters erklärte, welche Gefahr die Polizei darin sieht. Sollte sich jemand einen Account anlegen, der so ähnlich heiße wie der Account der Kreispolizei, und sollte Twitter gegen eine Gebühr diesen Account als verifiziert einstufen, könnten darüber falsche Informationen verbreitet werden, ohne dass es für die Bevölkerung ersichtlich sei. Das würde die Arbeit der Polizei und ihre Krisenkommunikation beeinträchtigen, warnte Reuters. Da sich dieses Risiko zurzeit nicht ausschließen lasse, schränke die Kreispolizei die Nutzung von Twitter ein. Im Vergleich zu Facebook und Instagram sei Twitter für die Kreispolizei aber der Social-Media-Kanal mit der geringsten Reichweite.
Bisher hatte die Kreispolizei Wesel Twitter dazu genutzt, um zum Beispiel Zeugenaufrufe zu veröffentlichen. So suchte sie Anfang Dezember nach der Sprengung eines Zigarettenautomaten in Rheinberg nach Menschen, die etwas gesehen haben. Es war der einzige Tweet im Dezember. Im November waren es noch deutlich mehr gewesen.
Die Sorge vor Fake-Accounts auf Twitter, die sich als Polizeibehörden ausgeben, beschäftigt auch die Politik in NRW. Im November warnte die SPD davor, dass sich Personen „in die Kommunikation einschalten und die Öffentlichkeit gezielt desinformieren und manipulieren“könnten. „Das NRW-Innenministerium beobachtet die weitere Entwicklung genau und wird bei Bedarf entsprechend reagieren“, teilte die Landesregierung im November dazu mit.
Twitter steht seit der Übernahme durch Elon Musk in der Kritik. Die Bundesregierung hatte vor Weihnachten aber noch erklärt, dass sie ungeachtet jüngster Irritationen über das Vorgehen des TwitterChefs an ihrem Auftritt in dem Kurznachrichtendienst festhalte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete: Es gebe „im Augenblick aus unserer Sicht keine echte Alternative zu Twitter“, um die Politik der Bundesregierung in den Sozialen Medien zu verbreiten.