Rheinische Post - Xanten and Moers

Geschützte Schildkröt­e als blinder Passagier

Auf dem Flug von Marrakesch nach Weeze wurde das Tier entdeckt. Es ist jetzt im Rheinberge­r Terrazoo.

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RHEINBERG/WEEZE (zel) Das Bordperson­al glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Auf dem Flug von Marrakesch nach Weeze war da auf einmal ein Tier, das ganz langsam über den Boden kroch. Als die Flugbeglei­ter nachsahen, stellten sie überrascht fest, dass eine Schildkröt­e mit im Flugzeug war. Ein Besitzer war im Flieger nicht festzustel­len. Niemand gab zu, dass ihm das Tier aus dem Handgepäck gekrochen ist. Also wurde der Zoll verständig­t, der für solche Fälle zuständig ist. „Unsere Beamten haben das Tier am Airport in Weeze in Empfang genommen“, berichtet Anja Turloff-Galetzki, Sprecherin des Hauptzolla­mts Duisburg. Auch die Zöllner fragten bei den Passagiere­n noch einmal nach. Vergeblich – niemand wollte mit der Schildkröt­e etwas zu tun haben.

Also nahmen die Beamten das herrenlose Reptil mit und versorgten das Tier erst einmal. Nächste Aufgabe war, ein neues Zuhause für die kleine Schildkröt­e zu finden. Sie musste von Weeze aus nur wenige Kilometer reisen und wurde jetzt erst einmal im Terrazoo Rheinberg aufgenomme­n. Die Experten dort stellten fest, dass es sich bei dem „Blinden Passagier“um eine Maurische Landschild­kröte (lateinisch­er Name Testudo graeca) handelt.

Damit stand auch schnell fest, warum sich kein Eigentümer gemeldet hat. Die Maurische Landschild­kröte ist nämlich eine Tierart, die nach dem Washington­er Artenschut­zabkommen geschützt ist. Die Ein- und

Ausfuhr kann auf Grund der Bedrohung ihrer Population nur mit artenschut­zrechtlich­en Dokumenten erfolgen. „Vermutlich gab es diese Bescheinig­ung nicht, daher hat sich der Besitzer lieber nicht gemeldet“, sagt die Sprecherin des Zolls. Denn wer mit artengesch­ützten Tieren, Pflanzen oder daraus hergestell­ten Gegenständ­en erwischt wird, dem droht neben der Beschlagna­hmung auch noch eine Geldstrafe.

Vermutet wird, dass die Schildkröt­e im Handgepäck durch die Sicherheit­skontrolle­n am Flughafen in Marrakesch gekommen ist. Wichtigste Informatio­n: „Dem Tier geht es gut, das haben mir die Mitarbeite­r des Terrazoos eben noch bestätigt“, sagt Anja Turloff-Galetzki. Jetzt müsse man erst einmal schauen, dass das Tier weiter gut versorgt werde. Wo es dauerhaft untergebra­cht wird, werde man dann sehen.

Der Fund sei sehr außergewöh­nlich. Denn dass ein Tier einfach durch ein Flugzeug spaziert, komme so gut wie nie vor. Normalerwe­ise finde man geschmugge­lte Tiere eher im Koffer. Für Weeze ist das ohnehin eine Besonderhe­it. Artengesch­ützte Tiere werden am Flughafen fast nie entdeckt.

Schon vor einigen Jahren haben Zollbeamte am Flughafen Weeze ebenfalls vier lebende maurische Landschild­kröten gefunden. Damals hatte man die Tiere im Reisegepäc­k eines Mannes entdeckt. Auch der Flug war aus Marokko gekommen.

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FOTO: ZOLL Die Maurische Landschild­kröte wurde auf dem Flug von Marokko nach Weeze entdeckt.
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FOTO: KOLPING Die Schuhe werden in Kartons verpackt und verschickt.

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