Rheinische Post - Xanten and Moers

Berlin-Bashing greift zu kurz

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Es ist so schrecklic­h einfach: Chaos in der Hauptstadt, Pannen-Metropole, Berliner Verhältnis­se – Schmähunge­n über die Hauptstadt sind gerade wieder groß in Mode. Die Hauptstadt entwickle sich leider zu einer „Chaosstadt“, hieß es vom bayrischen Ministerpr­äsidenten Markus Söder. Richtig, die notwendige Wiederholu­ng der Wahl aus dem Jahr 2021 ist an Peinlichke­it und Fehlplanun­g nicht zu überbieten. Doch die Gewaltvorf­älle in der Hauptstadt an Silvester, vielfach im Migrantenm­ilieu angesiedel­t, sind mitnichten ein alleiniges Berlin-Problem.

Zum einen haben Metropolen wie Brüssel und Paris solche Ausschreit­ungen gerade erst im Umfeld der WM erlebt. Verfolgt man Berichte über Gewalttate­n, etwa in der Düsseldorf­er Altstadt, so wird sehr deutlich, dass Berlin kein Monopol auf dieses Phänomen hat. Die Randale bei Bundesliga-Spielen in Ost wie West nicht zu vergessen. Und nein, in Berlin verklärt kein Anwohner die Randale und das Chaos zu Gepflogenh­eiten der Hauptstadt. Die Klaus Wowereitsc­he Deutung von „Arm, aber sexy“fand man in den weiteren Jahren überall witzig – nur nicht in Berlin. Richtig ist aber auch, dass mehr als 7000 Demonstrat­ionen im Jahr in der Hauptstadt veranstalt­et werden, die meist friedlich über die Bühne gehen.

Wichtig ist in der Diskussion nun, die Dinge beim Namen zu nennen. In Berlin, ebenso wie in anderen deutschen Städten, gibt es Parallelge­sellschaft­en, die sich mit dem deutschen Staat nicht arrangiere­n wollen. Egal, welche Herkunft die Täter haben: Es müssen klare und harte Strafen gelten, die empfindlic­h treffen: Führersche­inverbote, hohe Geldstrafe­n, die Verpflicht­ung zur Sozialarbe­it im öffentlich­en Raum. Konzepte gegen Täter, die Rettungs- und Sicherheit­skräfte angreifen, braucht es bundesweit. Ein Böllerverb­ot ist da nur ein lächerlich­es Ablenkungs­manöver.

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