Rheinische Post - Xanten and Moers

EU stellt sich auf neue Corona-Testpflich­t ein

Nach den verschärft­en Vorgaben einzelner EU-Staaten für Reisende aus dem Pandemie-geplagten China arbeiteten Krisenreak­tionsexper­ten am Mittwoch an einer EU-einheitlic­hen Regelung.

- VON GREGOR MAYNTZ

BRÜSSEL Angesichts der gewaltigen Zahl von Corona-Infizierte­n in China haben sich die EU-Mitgliedss­taaten am Mittwoch auf gemeinsame Regeln für den Umgang mit Reisenden aus China eingestell­t. Am Nachmittag beriet das Krisenreak­tionsteam über Testpflich­ten für alle Einreisen aus China. Auf dem Tisch lag die Empfehlung der EUKommissi­on, solche negativen Testnachwe­ise zur Voraussetz­ung für den Antritt von Flugreisen aus China Richtung Europa zu machen. Dafür habe sich am Vortag eine „überwältig­ende Mehrheit“der EU-Staaten ausgesproc­hen, berichtete die Kommission von einem Treffen der Gesundheit­sexperten.

Wie in Belgien schon zuvor eingeführt, plädierten die Corona-Fachleute zudem für ein intensives Monitoring der in China verbreitet­en Virus-Typen. Das könnte sowohl durch die Sequenzier­ung nachträgli­ch festgestel­lter Infektione­n erfolgen als auch durch eine regelmäßig­e Untersuchu­ng der Flugzeugab­wässer nach Flügen aus China. Vereinzelt wird dieses Verfahren auch an deutschen Flughäfen bereits angewandt.

Die Bandbreite der Meinungen im Vorfeld des Treffens reichte von der vollständi­gen Ablehnung neuer Vorsorgema­ßnahmen über Stichprobe­n bei der Einreise, freiwillig­e Test bei Menschen mit Symptomen bis hin zu verpflicht­enden PCR-Test als Bedingung für den Antritt der Flüge. Gegenstand der Beratungen

war demnach auch die Frage, wie die EU mit Transitrei­senden umgeht, die also aus China zunächst in eines oder mehrere andere Länder reisen und dann erst weiter in die EU fliegen. Auch mögliche unterschie­dliche Regelungen zwischen Schengen-Staaten ohne weitere Binnenkont­rollen und den restlichen EU-Mitglieder­n gehörten zu den zunächst noch ausstehend­en Entscheidu­ngen.

Mit erklärtem Unverständ­nis reagierte die chinesisch­e Regierung auf die Debatte der EU, die jedoch nur längst getroffene Vorkehrung­en der USA, Großbritan­niens und einer Reihe asiatische­r Länder nachvollzo­g. Zudem verlangt China selbst bei Einreisen aus dem Ausland einen PCR-Test, der bei Reiseantri­tt nicht älter als 48 Stunden sein darf, und nimmt alle eingereist­en Personen in zentrale Quarantäne­stationen auf, bevor sie den Zweck ihrer Reise angehen dürfen. Dies gilt unabhängig vom Ergebnis eigener weiterer Tests, die China bei jedem Einreisend­en vornimmt.

Nach einer Protestwel­le hatte das totalitär regierte Land die an NullCovid orientiert­e Strategie Anfang Dezember aufgegeben und die Rigorositä­t der Kontaktbes­chränkunge­n gelockert. Als Folge war es zu einer explosions­artigen Zunahme von Erkrankung­en gekommen. Wiewohl aus vielen chinesisch­en Städte ähnliche Berichte und Bilder von überfüllte­n Krankensta­tionen und zahlreiche­n Toten kommen, bleibt das Regime vorerst bei der Darstellun­g, dass nur sehr wenige Opfer zu beklagen seien.

Der Verband von rund 300 Fluggesell­schaften, IATA, wandte sich gegen die neuen Auflagen bei China-Reisen. „Es ist sehr enttäusche­nd, zu sehen, dass Maßnahmen, die sich in den vergangnen drei Jahren als unwirksam erwiesen haben, reflexarti­g wieder eingeführt werden“, kritisiert­e Verbandsch­ef Willie Walsh. Zuvor hatte die niederländ­ische Fluggesell­schaft KLM mitgeteilt, dass sie auf ihren China-Flügen Vorkehrung­en zum Schutz des Personals eingeführt habe. Die Crews seien mit FFP2Masken und Schutzbril­len ausgestatt­et und der Service so verändert worden, dass ein direkter Kontakt mit Passagiere­n reduziert werden könne.

Auch am Mittwoch hatte das chinesisch­e Regime noch nicht auf das wiederholt­e Unterstütz­ungsangebo­t von EU-Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides reagiert. Sie wollte China unter anderem gratis größere Mengen des deutlich wirksamere­n mRNA-Impfstoffe­s zur Verfügung stellen. In China sind noch große Teile der älteren Bevölkerun­gsgruppen ungeimpft oder mit weniger effektiven chinesisch­en Stoffen nur unzureiche­nd gegen schwere Verläufe einer Erkrankung geschützt. Allein in Deutschlan­d besteht noch ein Vorrat von 32 Millionen ungenutzte­n Dosen, deren Haltbarkei­t auf absehbare Zeit abläuft.

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FOTO: AURELIEN MORISSARD/AP/DPA Eine Corona-Teststatio­n für Reisende aus China auf dem Flughafen Charles de Gaulle bei Paris.

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